Unterm Strich

Der Schauspieler Siegfried Schürenberg, der als Scotland-Yard-Chef „Sir John“ in zahlreichen Edgar- Wallace-Filmen der 60er Jahre populär wurde, ist tot. Als leicht seniler Chef, der stets ebenso felsenfest von sich überzeugt wie auf der falschen Fährte war, erschwerte er seinen zwischen Heinz Drache und Joachim Fuchsberger changierenden Untergebenen die Jagd auf Kinski & Co. Wie seine Familie erst am Montag bekannt gab, starb Schürenberg bereits am 31. August in Berlin im Alter von 93 Jahren. Neben seinen eigenen Rollen war er ein vielgefragter Synchronsprecher, unter anderem, auf speziellen Wunsch von Metro-Goldwyn-Meyer, für Clark Gable.

Der am 12. Januar 1900 in Detmold geborene Schürenberg, der eigentlich Siegfried Wittig hieß, lernte den Schauspielerberuf 1920 bei Max Reinhardt in Berlin und wechselte nach seiner Theaterlaufbahn zum Film, wo er von 1932 bis 1973 in rund 80 Kinofilmen mitspielte, darunter allein 18mal in Edgar-Wallace-Verfilmungen. In den letzten Jahren lebte er zurückgezogen mit seiner Frau in Berlin-Frohnau.

Ein Internationales Symposium des Deutsch-Polnischen Literaturbüros steht in der kommenden Woche unter dem Motto „Schlagt eure Bücher auf“. Während sich in Slubice Schriftsteller und Wissenschaftler aus beiden Ländern zwei volle Tage über die uferlose Fülle von Kinder- und Jugendliteratur aus Westpolen und Brandenburg unterhalten wollen, geht es am kommenden Samstag in Woltersdorf (Landkreis Fürstenwalde) um die „Wiederentdeckte Neumark“.

Um die Völkerverständigung qua Literatur geht es auch bei der ab heute im Berliner „Haus der Kulturen der Welt“ stattfindenden „Woche der ausländischen Mitbürger“. Daran beteiligen sich acht Autoren, unter ihnen Istvan Eörsi aus Ungarn, Jesús Diaz aus Kuba und Ryszard Krynicki aus Polen.

Diaz begründete eine kubanische Kulturzeitschrift und arbeitete als Journalist, Autor, Filmemacher und Dozent am Kubanischen Filminstitut. Er lehrt jetzt an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin und kann aus politischen Gründen zur Zeit nicht in seine Heimat zurückkehren. Die Autorenlesung wird in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (daad) veranstaltet.

Gunter Gabriel sang gratis für die Stahlarbeiter in Rheinhausen, Alfred Hrdlicka zieht es nun zu den Kali-Kumpeln nach Bischofferode. Die sollen jedenfalls jene 10.000 Mark erhalten, die mit der Verleihung des Max-Pechstein-Preises der Stadt Zwickau am 3. Oktober verbunden sind. Zeitgleich beginnt im Städtischen Museum Zwickaus eine Ausstellung unter dem Titel„Politische Arbeiten“ mit etwa 100 Werken Hrdlickas.

Im rheinischen Bruderzwist ist Köln seinem flußabwärtsgelegenen Nachbarn aus Düsseldorf wieder

einmal um Jahre voraus. Während die Kölner ihr Schauspielhaus schon Anfang der 90er von Grund auf sanierten und vom Asbest befreiten, ist nun die Düsseldorfer Oper dran. Die Deutsche Oper am Rhein soll vom nächsten Juni an bis ins Jahr 1995 geschlossen bleiben. Ausweichen will man in eine stillgelegte Fabrikhalle, die „ideale Voraussetzungen als vollwertige Spielstätte“ biete.

Salman Rushdie hat am Montag abend in London für seinen Roman „Die Mitternachtskinder“ eine Sonderauszeichnung, den „Booker der Booker“, erhalten. Der seit 25 Jahren alljährlich verliehene Booker-Preis ist die renommierteste Literaturauszeichnung Großbritanniens. Für den Roman hatte Rushdie bereits 1981 den Booker-Preis erhalten.

Der Vorsitzende der Preisrichter von 1981, der Autor Malcolm Bradbury, nannte „Die Mitternachtskinder“ den „besten Nachkriegsroman, ein Werk, in dem eine unglaubliche künstlerische Intelligenz alle Regeln der Romankunst bricht“. Der Autor erschien unter strengen Sicherheitsvorkehrungen überraschend zur Feierstunde in einer Londoner Buchhandlung.

Insgesamt 80 der weltweit lebenden 250 Nachfahren des Dichters Heinrich von Kleist (1777–1811) kommen ab Freitag erstmals in dessen Geburtsstadt Frankfurt/Oder zusammen. Das Wochenende vom 24. bis 26. September sei die erste Möglichkeit nach der Wende zu einem derartigen Treffen, teilte der „Familienvorstand“ gestern mit. Ihm steht gegenwärtig ein 69jähriger vor. Er heißt Kleist.

Die Dresdner Musikfestspiele haben ihren Etat für das Haushaltsjahr 1993 bereits jetzt um 2,5 Millionen Mark überzogen. Diese Zahl wurde am Montag auf einer Sitzung des Kulturausschusses der Dresdner Stadtverordnetenversammlung genannt. Vor dem Ausschuß wurde als Grund unter anderem auf die kurzfristige Streichung von Bundesfördermitteln in Höhe von rund 500.000 Mark verwiesen. Musik-Festspiel-Direktor Michael Hampe erklärte, es fehle an einem Arbeitsetat für den Rest des Jahres 1993 sowie an einem festen Haushalt für 1994.

Der französische Theater- und Filmschauspieler Fernand Ledoux ist am Dienstag in Alter von 96 Jahren gestorben. Wie in Paris bekannt wurde, starb Ledoux in Villerville in der Normandie, wo er seit mehreren Jahren lebte. Er spielte in mehr als achthundert Theaterstücken und rund 150 Filmen mit. Seit 1921 gehörte Ledoux fast vier Jahrzehnte der Truppe der Pariser Comédie Française an, wo er unter anderem in „Tartuffe“ von Molière und den „Eingeschlossenen“ von Jean-Paul Sartre auf der Bühne stand. Seine erste Filmrolle bekam er im Jahr 1919, zuletzt spielte Ledoux 1983 in Robert Hosseins Neuverfilmung der „Verdammten“. Zu seinen größten Filmrollen gehören „Bestie Mensch“ von Jean Renoir und „Volpone“ von Maurice Tourneur.