Fürstliche Säuberungen für das IOC

Wenige Tage vor der Olympiaentscheidung gehen Monacos Behörden gegen Olympiagegner aus Berlin und Peking vor / Protestaktion von Tibetern verhindert, Deutsche ausgewiesen  ■ Aus Monaco Cornelia Heim

Negativmeldungen sind im Fürstentum Monaco nicht gern gesehen. Die fünf Städte, welche um die Austragung der Olympischen Spiele im Jahr 2000 buhlen, wetteifern in Pressekonferenzen im Lobpreisen der eigenen Vorzüge. Peking, Sydney, Istanbul, Berlin, Manchester präsentieren sich im „Centre de Congrès“, Gegenargumente sollen offensichtlich nicht gehört und schon gar nicht gesehen werden im Reich der Grimaldis.

In einem offiziellen Kommuniqué heißt es: „Die Kandidatur einiger Städte könnte anti-olympische Demonstranten nach sich ziehen.“ Deshalb habe man die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. 450 monegassische Polizisten sind im Einsatz, dazu vier Einheiten der französischen Antiaufstandseinheit CRS mit insgesamt 360 Mann sowie französische Sicherheitspolizei. Zudem habe man „besondere Maßnahmen“ ergriffen wie die spezielle Zusammenarbeit mit der deutschen Sicherheitspolizei. Aufgrund dieser seien einige Deutsche bei Personenkontrollen aufgegriffen worden. Es handele sich dabei um Personen aus „der extremistischen Bewegung“, die wegen gewalttätiger Aktionen in Deutschland und im Ausland Strafverfahren laufen hätten. Man habe sie des Fürstentums verwiesen.

Über Einzelheiten schweigen sich die verantwortlichen Stellen aus. Man wolle durch die Bekanntgabe von Details nicht bestimmte Bewerberstädte benachteiligen, heißt es im Pressebüro. Ganz geheimhalten lassen sich die polizeilichen Aktivitäten indes nicht. So hieß es von inoffizieller Seite, man habe fünf Deutschen — vermutlich Berlinern — die Einreise aus Frankreich verweigert. Einige, die Zeitung Marseille-Equipe sprach von zwei Deutschen, seien des Fürstentums verwiesen worden.

Deutsche Olympiagegner wurden vor dem Centre de Congrès nicht gesichtet, dafür tibetische Oppositionelle. Sechs von ihnen hatten während der Eröffnungszeremonie am Montag abend versucht, mit IOC-Mitgliedern in Kontakt zu treten und ihnen eine Anti-Peking-Petition in die Hand zu drücken. Die 15köpfige chinesische Olympiagegnerschaft behauptet, 30.000 Unterschriften gegen die Spiele in Peking gesammelt zu haben. Der Grund ihres Protestes: Das Regime in Peking benutze Olympia, um der Welt eine demokratische Öffnung vorzugaukeln. Dabei seien immer noch 100.000 Oppositionelle inhaftiert.

Die Tibeter wurden ebenfalls von der Polizei kontrolliert. Es habe sich, wurde festgestellt, bei ihren Protesten um „durchweg friedliche Aktivitäten“ gehandelt. Die Peking-Gegner mußten lediglich ihre T-Shirts umdrehen, damit man die Anti-Olympia-Schriftzüge nicht sieht.