Tunnel am Kreisel?

Zuerst kam der Zaun in der Schildstraße, denn wurden die Hecken am Körnerwall heruntergeschnitten, dann wurde der Ostertorpark zugemacht, dann die Ecken rund um die Bauernstraße, dann kam der Zaun am Ortsamt — und jetzt wird der Rembertikreisel abgeholzt. So lange die Junkieszene wandert, verbarrikadiert sich die Stadt. Fehlt nur noch die Brandrodung im Bürgerpark. Was bleibt den Junkies?

Eine ganze Menge. Ihnen bleibt der Gang zu Beratungsangeboten, ihnen bleibt der Versuch, ein Dach über den Kopf zu bekommen, ihnen bleibt das Methadonprogramm. Sucht ist eine Krankheit, ja. Die Angebote reichen nicht aus, ja. Den Menschen muß geholfen werden, ja. Aber: Hat ein Junkie Anspruch darauf, öffentliche Plätze so zu besetzen, daß andere dort keinen Platz mehr haben? Und wer würde nach den Erfahrungen der letzten Jahren noch ernsthaft vertreten, man müßte der Szene ein öffentliches Plätzchen zur Verfügung stellen? Es geht um Kranke, aber letztlich haben auch diese Menschen noch die Verantwortung über ihr Leben. Öffentliche Nischen für die Sucht signalisieren eben auch, sie hätten diese Verantwortung nicht. Die Aufregung über die Baumfällaktion hat Grenzen. Oder hätte die Behörde einen Tunnel bauen sollen? Jochen Grabler