Planung ist Zufall

■ Politische Konzeptionslosigkeit: Filmbüro-Chef Torsten Teichert sieht Hamburgs Status als Medienstadt bedroht

„Die Hamburger Film- und Medienpolitik steht vor dem Tiefpunkt“, stellt Torsten Teichert, Geschäftsführer des Hamburger Filmbüros fest. Abgesehen von drohenden Kürzungen im Kulturhaushalt, alarmiert ihn die Konzeptionslosigkeit Hamburger Medienpolitik.

Während Nordrhein-Westfalen im Film- und Medienbereich powert, Berlin seine Vorteile als Produktionsstandort ausbaut und außer dem Fernsehsender Sat1 nun auch Filmemacher und -produzenten in die lukrativeren Gefilde der Republik abwandern, träumt Hamburg weiter vom Dasein einer Medienstadt. Mit einer Fördersumme von 7,2 Millionen Mark stand das Filmbüro 1993 an sechster Stelle aller deutschen Filmförderungen. 20 Filme, elf Dokumentarfilme und 14 weitere Projekte konnten mit der kulturellen Förderung verwirklicht werden. Und inzwischen gelingt es auch, die geförderten Filme auch unter die Leute zu bringen. Das zeigen die Nominierungen der Werke für Filmfestivals ebenso wie Veranstaltungen in Hamburger Kinos, die die hier hergestellten Filme zeigen und zur Diskussion stellen. „Wir leisten da Kärrnerarbeit“, sagt Angela Leo, seit anderthalb Jahren im Filmbüro zuständig für die Promotion in Hamburg geförderter Filme. Auch Auszeichnungen geförderter Filme belegen die Erfolge des Filmbüros. So bekam Jochen Kuhns Kurzfilm Silvester 1993 den 1. Preis bei den Oberhausener Kurzfilmtagen und das Filmband in Silber, Helke Sanders BeFreier und Befreite den Sonderpreis des Frauenfilmfestivals in Minsk und Wolfgang Bergmann erhielt für seinen Dokumentarfilm Der Reichseinsatz den mit 100.000 Mark dotierten hessischen Filmpreis - um einige zu nennen.

Ohne eine organisatorische und finanzielle Konsolidierung der Hamburger Medienpolitik aber könnte sich der Trend fortsetzen, daß der wirtschaftliche Effekt der Filmförderung für die Stadt abnimmt. Mit einem Brief hatte sich die Filmfest GmbH, der das Filmbüro, die AG Kino, der Verein Filmstadt Hamburg und Norddeutsche Produzenten angehören, Ende Januar an die zuständigen Senatoren für Wirtschaft, Kultur und Medien (Senatskanzlei) und an Bürgermeister Henning Voscherau gewandt, um gemeinsam die Effizienz der Hamburger Medienpolitik erhöhen zu können.

„Wir sind nicht grundsätzlich gegen Einsparungen“, räumt Teichert ein, aber es gelte, sich konzeptionell mit dem Mediensektor und seinen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Gesichtspunkten zu beschäftigen. „Man fragt sich langsam, ob in diesem Jahr überhaupt noch etwas entschieden wird,“ so Teichert.

Vor dem Senatsbeschluß über die Haushaltskürzungen ist mit einer Antwort nicht zu rechnen, heißt es aus dem Bürgermeisterbüro. Und auch die Kulturbehörde hält sich bezüglich einzelner Kürzungsposten bedeckt. Torsten Teichert gibt zu bedenken: „Eine Kürzung der Fördermittel ist das politische Zeichen, daß auf den Faktor audiovisueller Medien kein Wert gelegt wird“.

Julia Kossmann