Von Riten und Serien

■ HSV morgen im Pokal bei Großrosseln

Aberglaube ist unter Profifußballern verbreiteter, als er es bei den Kelten je war. Das beweisen mystische Riten wie „Wer sich rasiert, verliert“ oder „Der linke Schuh zuerst“. Alle magischen Kulte um Torwarthandschuhe oder Trainerpullover werden aber von einem mächtigeren Zauber ganz weltlicher Natur außer Kraft gesetzt: Dem Gesetz der Serie. Ein paar unschöne Resultate in einer bestimmten Konstellation bereiten Trainern Schlafstörungen, Spieler klagen über Lähmungserscheinungen.

Auch der HSV ist ein gebranntes Kind, welches Fußballmanitu mit einer vermaledeiten Serie im DFB-Pokal gestraft hat: Alle zehn Jahre verlieren die Hanseaten ziemlich peinlich bei unterklassigen Gegnern. Nach dem Aus bei Fürth 1964, bei Eppingen 1974, sowie 1984 in Geisslingen wäre nach Einschätzung der Statistik-Druiden dieses Jahr wiederum eine Dekadenpleite fällig – beim Sechstligisten Großrosseln (morgen um 15.30 Uhr). HSV-Hohepriester Benno Möhlmann trotzt den Vorhersagen: „Wir sind gerüstet, für Großrosseln müßte es reichen.“ Frevel also von jenem Bundesligaverein, der sich einst der geheimnisvollen Kräfte eines Magiers bedient haben soll?

Zum Leidwesen der Fußballfreunde, die glauben, im Pokal sei alles möglich, wird die Sensation dieses Mal ausbleiben. Einige Spieler plagen sich zwar mit kleineren Maleschen. Jedoch: Der Fußballzwerg sei selbst für die HSV-Amateurelf kein ebenbürtiger Kontrahent – heißt es vor dem Spiel.

Für die Saarländer ist der HSV dennoch ein Traumlos: Hauptkassierer Peter Senzig rechnet nach der Verlegung ins benachbarte Vöklingen mit einem Reingewinn von 70.000 Mark – mehr als die Hälfte des Jahresetats.

Finanzielles beschäftigt derzeit auch die HSV-Profis, fast mehr als das erste Pflichtspiel. Bei den Prämienverhandlungen mit dem Präsidium offenbarte sich der wahre Götze (nicht nur) der Kickerbranche: Von wegen Metaphysik, der schnöde Mammon zählt .jastra