Wie Erstklässler, nicht erstklassig

■ St. Paulis Trainer Uli Maslo legt 4-4-2-System zu den Akten

Es sei ein Zeichen von persönlicher Integrität, sich selbstkritisch einzugestehen, einen Fehler gemacht zu haben. Uli Maslo ist noch einen Schritt weiter gegangen: Derbislang so glücklose Trainer des FC St. Pauli hatte beim 1:6-Debakel vergangenen Dienstag gegen Bundesliga-Vizemeister 1. FC Kaiserslautern nicht nur die Mängel erkannt, sondern tags darauf gleich Konsequenzen gezogen. „Bei Union Berlin spielen wir mit Libero und zwei Manndeckern“, machte der 56jährige eine Wende um 180 Grad.

Ein verständlicher Schritt. Zu offensichtlich war bei der hochnotpeinlichen Niederlage das zutage getreten, was Maslo bislang als kritikasterhafte Stichelei abgetan hatte: Das von ihm eingeführte Abwehrsystem ist momentan für seinen FC mindestens vier Nummern zu groß. Wie die Pfälzer Gäste beim Ablösespiel für Torwart Andreas Reinke die Schwächen in der Pauli-Hintermannschaft aufdeckten, muß Maslo an seine Tage als Sportlehrer erinnert haben. Orientierungslos herumtapsend wie Schulkinder am Tag ihrer Einschulung, ließen sich selbst die erfahrenen Spieler vorführen. Immer wieder ein Querpaß hier, dann ein schneller Steilpaß dort – mit so simplen Spielzügen konnte der FCK die Abwehr, die keine war, überrumpeln.

Ob dies am Sonnabend (15 Uhr) im DFB-Pokalspiel beim Regionalligisten Union Berlin anders sein wird? Maslo zumindest ist zuversichtlich mit seiner Back-to-the-roots-Entscheidung die Notbremse gezogen zu haben. Seine Hoffnungen in allen Ehren, ersteinmal geht es für ihn darum, die Spieler aufzurichten. Die waren nach dem 1:6 mehr als konsterniert. Selbst Holger Stanislawski, ansonsten nie um Worte verlegen, rang um eben diese.

Uli Maslo selbst übt sich weiter in Durchhalteparolen. Weiß der 56jährige nicht, daß er endlich Butter bei die Fische tun muß, sprich: zählbare Erfolge her müssen? Persönliche Integrität alleine wird auf Dauer nicht reichen.

Clemens Gerlach