Soundcheck

Gehört: Fun-Da-Mental. In der Großen Freiheit glänzte Sonnabend nacht Hamburgs HipHop-Gemeinde durch nahezu vollständige Abwesenheit. Kaum 150 Menschen waren zugegen, als das britische Quartett seinem Industrial-Background huldigte: Flickerflacker-Filmchen im Hintergrund verwiesen auf die frühen Cabaret Voltaire. Auch musikalisch ging es ein paar Jahre zurück. In Kombination mit eben jenen TV-Ausschnitten schienen die Beatnigs wieder auferstanden zu sein. Bloßer Kopismus war es nicht, eher eine popmusikhistorische Lehrstunde, die leider zu viele schwänzten. Selber schuld!

cleg/Foto: JMS

Gehört: Sonya Hunter. Sanftes Kerzenlicht umrahmte den Barhocker, auf dem Sonya Hunter saß, Gitarre spielte und sang. Ein bißchen verloren wirkte sie am Sonnabend, so ganz allein auf der Bühne des Knust. Doch das Publikum meinte es gut mit ihr, lächelte sie an und unterstützte sie mit kurzen Andachtspausen vor dem Applaus. Die Unprofessionalität der kalifornischen Songwriterin wirkte eben sympathisch und ihre Aufgeregtheit liebenswert. Was soll's, daß ihr zwischen den Songs nichts rechtes einfiel und sie ständig mit ihrer Gitarre zu kämpfen hatte – den wahren Tönen und richtigen Gefühlen ihrer Songs wird es egal sein. Ein Flair von unhinterfragtem Einverständnis verströmten ihre Lieder, und ihre überraschend voluminöse Stimme inszenierte dazu ein Gefühl von Nähe. Im Mai, so kündigte sie an, wird sie wieder in Hamburg auftreten, dann mit ihrer Band und einer neuen Platte in der Hinterhand. So nah wie bei diesem Konzert wird sie dem Publikum dann wohl nicht sein. drk

Heute abend: Sparks. Wenn man als über 40jährige noch immer Teenie-Musik beziehungsweise Abhott-Mucke für Hurrah-Schwule macht, muß es schon spezielle Aspekte geben, die einen vor blanker Häme schützen. Bei den Brüdern Ronald und Russel Day liegt dieses Rettungsschild in ihrer Anfangszeit vor 20 Jahren, als sie mit wohlkomponiertem Counter-Pop und skurrilen Texten wie zu „This Town Ain't Big Enough For The Both Of Us“ oder „Propaganda“ gehörigen Witz in die Art- und Glam-Rock-Phase der Popmusik brachten. Danach begaben sie sich auf der Munich-Disko- und Sequenzer-Pop-Schiene außerhalb des Horizontes des guten Geschmacks, taugten aber noch als Vorbilder für Bands wie Erasure oder Depeche Mode. Inzwischen klingen sie wie erstere, finden aber auf ihrem neuen Album Gratuitous Sax & Senseless Violins in ihren Texten immer noch zu popgebildeten In-Group-Scherzen und zuckrigen Hymnen. Kein Zweifel: Das Comeback wird ganz bestimmt gelingen. tlb Schmidts Tivoli, 20 Uhr

Außerdem: In der Markthalle heute um 21 Uhr A Tribe Called Quest mit feinziseliertem HipHop und zur selben Zeit am fast selben Ort die Für-Immer-Noise-Popper The Wedding Present im MarX.