Tea-Time mit Hindernissen

■ Ob schwarz, ob grün: Pestizide verderben Teetrinkern immer wieder den Genuß / Selbst Bio-Tees sind über dem Grenzwert belastet

Bereits im Februar 1994 und dann erneut im Januar 1995 hatte ÖKO-TEST vor Gift im Tee gewarnt. Jetzt haben die ÖKO-TESTer 48 Produkte verschiedener Anbieter, hauptsächlich indische Darjeelingtees, unter die Lupe genommen und wieder schwarze Schafe gefunden. Selbst Bio-Tees sind so hoch belastet, daß sie nicht verkauft werden dürften. Immerhin gibt es aber auch 16 Tees, die „empfehlenswert“ sind.

Zu den schwarzen Schafen gehört die Edelmarke Windsor-Castle Darjeeling. Sie enthält das krebserregende Pestizid DDT in Mengen über dem Grenzwert. Trotzdem darf dieser Tee noch bis September 1995 verkauft werden, weil es rechtliche Übergangsregelungen für DDT gibt. Weniger giftig wird das Pestizid dadurch allerdings nicht. Das Unternehmen will darum jetzt die entsprechende Charge aus den Ladenregalen räumen.

Getestet wurden auch elf grüne Tees, dem vor allem die Japaner und Chinesen besonders gesundheitsfördernde Wirkungen zuschreiben. Doch nicht jeder Grüntee ist gesund. So fand ÖKO-TEST bei „Grüner Tee bio“ der Firma Salus die Pestizide Tetradifon und Prothiophos in Mengen über dem Grenzwert. Und die Firma Nur Natur, die bereits mit dem krebserregenden Holzschutzmittel Pentachlorphenol (PCP) in einem Schwarztee aufgefallen war, wurde wieder erwischt: Ihr Grüntee Darjeeling enthält sechsmal soviel PCP wie staatlich erlaubt ist. Der Naturland-Verband hatte diesem Bio-Tee sein Gütesiegel gegeben.

Nur Natur versuchte mehrfach, das Problem herunterzuspielen. Dieses Verhalten ist zwar nicht akzeptabel, aber nachvollziehbar. Denn der Konkurrenzkampf auf dem Teemarkt ist gnadenlos. Wer durch Pestizide aufgefallen ist, muß um seine Existenz fürchten.

Das zeigt das Gerangel um die Berliner Projektwerkstatt Teekampagne, die gleich von mehreren Seiten angefeindet wird. Immer wieder wurde ihr auf Antrag herkömmlicher Teehändler per Gerichtsbeschluß verboten, mit „fairem Handel“ oder „100 Prozent reiner Darjeeling“ zu werben. Teehändler sehen darin eine gefährliche Konkurrenz; immerhin hat sich die Teekampagne mit der Ausschaltung des Zwischenhandels erhebliche finanzielle Spielräume geschaffen. Sie verzichtet auf eine Lagerhaltung und bietet nur zwei Teesorten in Großpackungen an: Darjeeling First Flush und Darjeeling Second Flush. Sowohl der Tee aus konventionellem Anbau als auch der aus kontrolliert biologischem bekam im ÖKO-TEST die Note „empfehlenswert“.

An der Teebörse in Kalkutta tritt die Teekampagne nach eigenen Angaben mittlerweile als größter Einzelaufkäufer für Darjeeling-Qualitätstees auf. Mit einem Durchschnittspreis von 17 Mark pro Kilo zahlt sie zudem geringfügig höhere Preise als andere Aufkäufer. Während die Verbraucher 35 Mark pro Kilogramm zahlen müssen, kalkulieren konventionelle Teehändler ihren Endpreis mit dem zehnfachen Einkaufspreis.

Schelte bekommen die Berliner auch aus der Bio-Ecke. Denn sie kauft nicht grundsätzlich von Bio-Plantagen. Ob ein Tee rückstandsarm sei, hänge nicht von der tatsächlich eingesetzten Menge an Pestiziden ab. Entscheidend sei vor allem, wann eine Plantage das letzte Mal vor der Ernte gespritzt worden sei, so die Teekampagne.

Gründlicher als bei der Bio-Konkurrenz ist zudem die Kontrolle: Auch wenn erste Proben in Indien schadstoffarme Tees ergeben, wird nochmal im indischen Hafen und schließlich in Deutschland getestet. Mit der dreifachen Kontrolle und der Versiegelung jeder einzelnen Kiste schafft es die Teekampagne im Gegensatz zu einigen Bio-Anbietern, den VerbraucherInnen zwar nicht immer Bio-Tee, aber zumindest Tee aus verkehrsfähigen Blättern einzuschenken. ÖTM