Südliche Nächte im Norden Bremens

■ Eine neue Reihe der Deutschen Kammerphilharmonie in „Knoops Park“

Immer mehr wird Bremen-Nord in die künstlerischen und touristischen Planungen Bremens miteinbezogen, meist unterstützt vom Senator für Wirtschaft. Nun macht auch zum ersten Mal die Deutsche Kammerphilharmonie mit, die neben den schon etablierten Sinfonie-Konzerten eine ganze Reihe von Aktivitäten entwickelt hat: Das geht von Sonderkonzerten bis zu Schulprojekten, von Kammermusikreihen bis zum Filmprojekt über das Leben Hanns Eislers. Immer aber hat die Deutsche Kammerphilharmonie auch den unterhaltenden Aspekt von Musik betont, und so sieht sie ihrem ersten Engagement in dieser Richtung mit großer Vorfreude und Spannung entgegen. Der heute beginnende „Sommer in Lesmona“ umfaßt vier Veranstaltungen, und alles ist anders als sonst.

Das Publikum soll die Musik doch bitteschön beim Picknick hören, damit der wunderbare alte, terrassenartig gebaute „Knoops Park“ mit dem einmaligen Blick auf die Lesum nicht seines Charakters verlustig geht. Die Werkauswahl unterliegt oft nur assoziativen Kriterien, ein manchmal fragwürdiges Verfahren, das beim Sommerfestcharakter jedoch seine Berechtigung hat.

Gleich heute abend gibt's also die „Spanische Nacht“ mit dem Orchesterhit „El amor brujo“ (Der Liebeszauber) von Manuel de Falla. Mit unglaublicher Raffinesse verbindet der Komponist den andalusischen Flamenco mit impressionistischen Klangfarben. Ottorino Respighi hat in seinen Kompositionen immer seine Reisen wieder aufleben lassen, in den „Antiche Danze ed Arie“ schließt er an die spanische Lautenmusik des 16. Jahrhunderts an. Südländisches Flair erhofft man sich von der berühmten Flamenco-Sängerin Ginesa Ortega aus Barcelona und dem Gitarristen Pedro Javier Gonzales, die den Abend ausklingen lassen werden.

Der „Spanischen Nacht“ folgt am Samstag eine „italienische“ mit Werken von Rossini, Beethoven und Mendelssohn: excellent dabei die Solisten und der estländische Dirigent Paavo Jarvi. Und dazwischen haben die Kinder ihren Platz: Der finnische Komponist Pekka Jalkanen hat eine der bekanntesten Erzählungen von Janosch, „Oh, wie schön ist Panama“ vertont. Den treffenden Titel für das letzte Konzert lieferte Felix Mendelssohn-Bartholdy selbst: Bei seinem genialen Frühwerk „Sommernachtstraum“ – er war, als er die Ouvertüre schrieb, siebzehn Jahre alt –, muß man sich allerdings auf eine Überraschung gefaßt machen, nämlich Andreas Tarmanns Bearbeitung für Bläser und Kontrabaß. In derselben Besetzung: Modest Mussorgskis Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“. Der Sinn einer solchen Bearbeitung allerdings muß sich erst noch erweisen.

Ute Schalz-Laurenze

„Sommer in Lesmona“ eine Veranstaltungsreihe der Deutschen Kammerphilharmonie mit Essen und Trinken. Freitag 20 Uhr: „Spanische Nacht“. Samstag 15 Uhr: „Oh wie schön ist Panama“. Samstag 20 Uhr: Italienische Nacht: Leitung: Paavo Jarvi. Sonntag 11 Uhr: „Sommernachtstraum“. Karten: 0421-79 00 40.