Häfen in neuer Struktur

■ Private Projektgesellschaften sollen künftig investieren

In den vergangenen Jahren lebten die Bremer Häfen bedrohlich dem Untergang entgegen. Wo einst Schiff an Schiff lag, dümpeln heute vereinzelte Segelboote und Ausflugsdampfer. Kajen-Anlagen verrosten zu schrottreifen Endlagern, Lagerhäuser leiden unter dem Leerstand. Die traditionellen Hafenfunktionen sind verloren gegangen, seitdem durch die Containerisierung im Warenverkehr und den Bau größerer Schiffe mit mehr Tiefgang die Umschlagszahlen im Übersee- und Europahafen Jahr um Jahr rapide runtergingen.

Doch „die Stadt am Fluß“ soll ihrem Namen wieder gerecht werden. Gewerbe, Wirtschaft, Wohnen und Kultur sollen die Häfenregionen wieder zu neuem Leben erwecken und die teilweise harten Abgrenzungen zu den umliegenden Stadtteilen aufweichen. So wünscht es die vor etwa dreieinhalb Jahren eingesetzte „Planungsgruppe Häfen“, die eine Art Vermittlungs- und Kommunikationsfunktion zwischen den beteiligten Ressorts aus Wirtschaft, Finanzen, Häfen, Stadtentwicklung und Umwelt erfüllt und planerische Vorschläge erarbeitete. Soeben legten Susanne Engelbertz und Siegfried Kotthoff in einer Broschüre, die möglichen PrivatinvestorInnen die Region schmackhaft machen soll, die Bilanz ihrer Arbeit vor.

Dabei legte die Planungsgruppe deutliche Schwerpunkte auf den Hohentorshafen, das AG-Weser-Gelände und das Gebiet um den Weserbahnhof im östlichen Teil des Europahafens.

Der Hohentorshafen zieht seit den jüngsten Veröffentlichungen um die eigenmächtige Vertragsverlängerung des Häfensenators Beckmeyer mit einer dort ansässigen Holzfirma viel Aufmerksamkeit auf sich. Kommende Woche wird der Senat beschließen, ob die Firma nun trotz hoher Kosten, die der Stadt aus der Vertragsverlängerung erwachsen, umziehen soll oder nicht. Da nur noch drei von etwa 50 anliegenden Gewerbebetrieben überhaupt auf die Anbindung zum Wasser angewiesen sind und die Ausbaggerung des Hafenbeckens jahrlich 700.000 Mark kostet, wurde die Zuschüttung des Hafens angedacht. Die Planungsgruppe empfiehlt daher gemäß einem Senatsbeschluß, den Hohentorshafen aus der Hafennutzung herauszunehmen und damit die Voraussetzungen zu schaffen, daß private Firmen dort Gelände erwerben können und die ansässigen Unternehmensstandorte verkehrlich besser anzubinden. StudentInnen der Hochschule Aachen, schockiert über die Zuschüttungspläne, entwickelten einen Katalog interessanter Vorschläge zur Umgestaltung des Geländes in ein gemischtes Wohn- und Gewerbegebiet.

Beim Weserbahnhof ist bereits klar, daß er als Dienstleistungszentrum genutzt werden soll. Brachliegende Gleise sollen ebenso entfernt werden wie die Zollzäune. Für den Autohof denkt die Planungsgruppe auch an eine gewerbliche Nutzung, möglicherweise sogar an eine neue Eislaufhalle. Überprüft wird derzeit noch, ob an der Kaje ein Fahrgastterminal gebaut werden kann, an dem selbst Kreuzfahrtschiffe nicht mehr vorbeifahren sollen. Touristikunternehemen haben bereits starkes Interesse signalisiert.

Auf dem AG „Weser“-Gelände sollen einzelne kulturelle Anziehungspunkte entstehen. Die Lichthaus-Initiative kann fortbestehen, lediglich zwei Etagen des alten Arbeiteramtes auf dem AG-Weser-Gelände müssen gewerblich vermietet werden. Für die HoJo-Halle gibt es bereits konkrete Verhandlungen mit dem Betreiber des „Modernes“, der dort eine Discothek und ein Café einrichten möchte. Über die Einrichtung des Space Park bestünde politische Einigkeit, meinte Engelbertz. Am Rande dieses Großprojektes sei noch Platz für zusätzliche Wohnbebaung, erklärte sie. Darüber gibt es offenbar schon konkrete Gespräche:„Es gibt Investoren, die sich dafür interessieren“, sagte Susanne Engelbertz. Die Verfechter des Space Park jedenfalls hätten keine Einwände.

dah