Kommentar: Langsam reif
■ Bürgermeisterliche Vertuschung
Die Schlinge um den Kopf des Bürgermeisters zieht sich langsam zu. Klaus Wedemeier behauptet zwar immer noch standhaft, nie und nimmer habe er Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Landessportbund behindert – aber der Aktenvermerk im Arbeitsressort und die Aussagen seines Ex-Staatsrats und die Rechtslage sprechen eine eindeutige Sprache. Was Wedemeier veranlaßt hat und was so treu von seinem Staatsrat Manfred Weichsel und dessen Nachfolger Arnold Knigge und der Wedemeier-Nachfolgerin Sabine Uhl weitergemacht wurde, nämlich keine Ermittlungen, auch nicht nach der Wahl 1991, das ist ein eindeutiger Rechtsbruch.
Das allein müßte eigentlich reichen, einen Sturm der Entrüstung durch die politische Landschaft fegen zu lassen. Zumal die Frage der politischen Verantwortung für den Skandal damit noch gar nicht gestellt ist. Wer trägt die denn, wenn sich unter den Augen diverser SenatorInnen und Staatsräte eine derartige Mafia etablieren kann. Da kann ein leitender Angestellter seine Untergebenen nach Belieben drangsalieren und zu allen möglichen illegalen Handlungen pressen. Nichts ist passiert, obwohl die Spitze des Arbeitsressorts und des Arbeitsamtes und des Landessportbundes hätte wissen können, wenn sie nur richtig gefragt hätte. Erst mußte einer vom Dach fallen. Und die Verantwortlichen zucken mit den Schultern: Tut uns Leid, irgendwie, dumm gelaufen. Langsam sind sie reif. Jochen Grabler
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