Mit Innovationen marktfähig

■ Hochschule Bremen wirbt offensiv um Aufträge des Mittelstands

Ein Plastikrohr, in der Mitte zusammengeschweißt und an den Enden flexibel, an der Schweißnaht ist es hart wie Stahl, unmöglich auseinanderzubrechen oder zu verbiegen. „Uns ist selbst nicht ganz klar, was genau da mit dem Material passiert“, sagt Burkhard Suthoff, Dozent für Maschinenbau an der Hochschule Bremen. Aber der clevere Erfinder hat in den Werkstätten weitere Kunststücke vollbracht. Suthoff ist es gelungen, Glas und Aluminium zu verschweißen – ein Wunder der Schweißtechnik, gilt Aluminium doch als besonders schwer zu schweißendes Material.

Suthoff hat zusammen mit StudentInnen seines Fachbereiches das Reibschweißen entwickelt. Sie haben eine alte Drehbank so umgebaut, daß Teile aus Metall, Keramik oder Glas im Drehen angeschliffen und zusammengeschweißt werden können. „Wofür Schweißer auf der Werft 20 Minuten brauchen, das schaffen wir in einer Minute“, sagt Suthoff, alles winkelgenau und ohne Wülste an der Naht. Ein Unternehmen des bremischen Schiffbaus würde sich bereits für seine Methode interessieren.

In den Elfenbeinturm-Verliesen der Bremer Fachhochschule werkeln weitere Talente. Karl-Marten Barfuß, Konrektor der Fachhochschule, will diese daher dem Wind der freien Markwirtschaft aussetzen. „Forschung befruchtet die Lehre und beflügelt die Studenten“, sagte er gestern. Um jedoch vernünftig forschen zu können, brauche die Hochschule Geld der Wirtschaft. Die aus Drittmitteln finanzierte Forschung brachte der Fachhochschule im vergangenen Jahr immerhin 3,3 Millionen Mark ein. Ein lukratives Zubrot zu den staatlichen Mitteln, mit denen Bremen auf dem zweiten Platz unter den deutschen Hochschulen bei industriellen Forschungsgeldern lag.

Hochschulsprecher Ulrich Berlin hat daher alle Fachbereiche und deren Spezialitäten in einem Forschungskataster zusammengestellt. Damit sollen ab Herbst mittelständische Unternehmen umworben werden. Die könnten sich nämlich entweder überhaupt keine Abteilungen für Forschung und Entwicklung leisten oder bauten diese aus Kostengründen ab.

„Den größten Teil der Forschung bestreitet die Großindustrie“, sagt Barfuß, als „Kostgänger des Staates“, da auch diese Geld aus Bonn bekäme. Er will daher den „Mittelstand stärker in die kooperative Forschung bringen“, die DozentInnen und StudentInnen sollen alles „was technologisch anspruchsvoll ist“ erforschen. So wie sein Kollege der Elektrotechnik, Sigmar Myrzik, der für 20.000 Mark eine neue chipgesteuerte Farb-Scanner-Kamera entwickelt hat, mit der äußerst exakte Luftaufnahmen für Umweltmessungen gemacht werden. Eine herkömmliche kostet rund das zwölffache. ufo