Juvenile Heilsbringer mit Fischaugen

■ Meisterpercussionist und Gitarrenfusionist: Das brasilianische Duo Lenine&Suzano macht sich endlich daran, die Altmeister wie Caetano Veloso und Djavan abzulösen

Wie überall auf der Welt verarmt auch in Brasilien die Popmusik zusehends. Die Altmeister wie Chico Buarque, Caetano Veloso oder Djavan kriegen zwar immer wieder anständige Platten zustande, es fehlt aber an Nachwuchs und neuen Ideen. Das Jungvolk imitiert lieber bis zur Selbstaufgabe US-Heavy-Metal und -HipHop oder beschäftigt sich mit Samba-Reggae – unter diffusem Massengetrommel begrabener biederer Sunshine Reggae.

Zu den Rettern und Heilsbringern wird das Duo Lenine&Suzano gerechnet, das 1993 mit dem Album Olho de peixe debütierte. So recht ist die Begeisterung jedoch nicht zu verstehen. Sänger/Gitarrist/Songschreiber Lenine rutscht zu oft in Soul- und Rockphrasierung und verirrt sich in Fusion- und Peter-Gabriel-Anleihen und anderen schönen Geschmacklosigkeiten aus dem Gruselkabinett „interessanter Musik“.

Daß sich ein Konzertbesuch doch lohnen könnte, ist seinem Partner Marcos Suzano zu verdanken. Der Meisterpercussionist begeisterte bereits als Begleiter von Zizi Possi und Gilberto Gil (und stand mit letzterem auch schon auf den Bühnenbrettern der Fabrik). Mittlerweile schafft er es, mit seinem Ensemble unterschiedlichster Schlaginstrumente so mächtig zu klingen wie eine wohleingespielte komplette Rhythmusgruppe. Seine Behandlung von Pandeiro, Surdo, Moringa, Cuica usw. verrät eine solche Meisterschaft, daß eigentlich einem jeden hanseatischen Schlagwerker eine Teilnahme an der Veranstaltung von Amts wegen vorgeschrieben werden sollte.

In jedem Fall ist zu hoffen, daß das Duo ohne Unterstützung zusätzlicher Musiker aufspielt. Im Duo dürfte Lenine dazu gezwungen sein, sich auf die akustische Gitarre zu beschränken und uns nicht mit seiner Vorstellung eines modernen E-Gitarren-Sounds zu plagen.

Detlef Diederichsen

Do, 15. Februar, 21 Uhr, Fabrik