Kerle können nicht lesen

■ „Freies Parken für freie Männer“: Viele Autofahrer stellen ihre Kisten auf die Frauenparkplätze vor Hamburgs Supermärkten Von Clemens Gerlach

Hamburgs Verbrauchermärkte haben ihr Herz für Frauen entdeckt. In vielen der Riesen-Einkaufsparadiese gibt es neuerdings Parkplätze, die ausschließlich für die weibliche Kundschaft und, wenn vorhanden, deren Nachwuchs reserviert sind. Die Vorreiterrolle haben dabei die fünf Toom-Märkte der Hansestadt inne.

In der Altonaer Filiale an der Max-Brauer-Allee stehen zwölf Frauen- und acht Mutter/Kind-Parkplätze zur Verfügung – neben 400 normalen. Das sei als eine „freundliche Geste“ gemeint, erklärt Marktmanager Karl-Heinz Schmidt den Service, „die Mütter haben ja teilweise Probleme mit ihren Kinderwagen“. Deshalb befänden sich die Stellplätze auch in der Nähe des Eingangsbereichs. Doch obwohl das neue Angebot „gut angenommen“ werde, gibt es laufend Probleme – mit den Männern.

Viele motorisierte Herren der Schöpfung sind nicht willens oder in der Lage, die Hinweisschilder zu deuten, weshalb sie ihre Blechkisten auch weiterhin auf die reservierten Parkplätze stellen: „Freies Parken für freie Männer“ scheint die Devise zu sein. Freundliche Ermahnungen der Kontrolleure, die auch die Einkaufswagen zusammenschieben, verhallen meist ungehört. Vor allem den „Macho-Typen“ („Wo ist denn der Männer-Parkplatz?“) fehle, so Schmidt, jegliches Verständnis. Statt Einsicht gebe es „böse Antworten, manchmal werden uns auch Schläge angedroht“.

Rechtlich ist den Rabauken nicht beizukommen. Die hausinternen Hinweistafeln haben nur appellativen Charakter, und Straßenverkehrsschilder darf Toom nicht aufstellen. Aufgeben will Schmidt trotz des „täglichen Kampfes“ dennoch nicht: „Es ist immer noch besser, als gar nichts zu machen.“ Demnächst will er mit Handzetteln für die Idee werben.

Vielleicht sollte der Filialleiter mal seine Kollegen von Continent fragen, wie man mehr Erfolg haben kann. An der Feldstraße gibt es ebenfalls Frauenparkplätze, jedoch „keine Probleme“. Mit dem privaten Wachdienst habe sich bislang noch kein Vertreter des angeblich so starken Geschlechts anlegen wollen.