Idyll für Gutbetuchte

■ Das Stadthaus Schlump: Ein Paradies mit Café, Kitaplatz, Sauna und privatem Car-Sharing Von Florian Marten

Sanft dämpfen Solarzellen auf dem gläsernen Atelierdach die erste Hamburger Juni-Wärme. Der Blick schweift von der begrünten Terrasse über die Dächer Eimsbüttels. Hier, zwischen Karton-Designersesseln und Espressotassen, läßt sich prächtig wohnen und arbeiten. Die stolzen 19,30 Mark nettokalt pro Quadratmeter halten mit Mühe die Vorgaben des Hamburger Mietenspiegels ein.

Unten im Hof wartet ein knallroter Mieter-VW, im projekteigenen Car-Sharing-Pool per persönlicher Chipkarte für eine schlappe Mark pro Stunde zu mieten, sogar Benzin inklusive. Ein Platz in der Kindertagesstätte ist bei Bedarf reserviert, Leihfahrrad, Sauna, Tischtennis, Gästeappartement und bald auch ein Café im Innenhof freuen sich auf die MieterInnen des 20-Millionen-Projekts der Wohnanlage „Stadthaus Schlump“. Und wenn die Baubehörde es endlich schafft, den längst unterschriftsreifen Vertrag mit dem HVV abzusegnen, dann ist in der Miete sogar eine HVV-Monatskarte enthalten.

Können Investoren gute Menschen sein? Jürgen Gessner, großgewachsen und braungebrannt, der zusammen mit seinem Partner Sven Raap das 60-Wohnungen-Projekt „Stadthaus Schlump“ an der Monetastraße verantwortet, scheint einer zu sein. 1994 erwarb Gessner das alte Stadtkrankenhaus, Baujahr 1877, von der Stadt. Damals setzte er sich mit seinen Ideen gegen heftige Spekulantenkonkurrenz, aber auch gegen Bedenkenträger im Bezirksamt Eimsbüttel durch. Natürlich, so räumt er ein, „machen wir uns Gedanken, wie wir unser Geld zurückbekommen.“ Gessner verzichtet dabei jedoch auf die Abrißbirne und kurzfristige Rendite.

Seine Strategie, gutes Geld zu verdienen und sich dabei auch noch richtig gut zu fühlen, sieht ein bißchen anders aus. Das Ziel: Profit, ökologische Sensibilität und sozial-kultureller Touch sollen zusammenfinden, vernünftige Wohnkonzepte auf Dauer Ertrag und Wertsteigerung bringen – und für die Zwischenzeit halten Sonderabschreibungen für Investitionen in denkmalgeschützte Projekte den Investor bei Laune. Sozialer Wohnungsbau kommt da allerdings nicht in Frage. Gessner will sich seine Mieter aussuchen: „Sie müssen vor allem freundlich sein.“ Schließlich wohnt er inzwischen sogar selbst dort.

Neben „Yuppies und Dinkies“, die gutverdienenden Singles und Doppels der Postmoderne, haben sich auch Studenten und Alte, sogar waschechte Familien, im Großstadtdschungel sonst kaum noch anzutreffen, in Gessners Behausungsbiotop niedergelassen. Für das kulturelle Feeling sind Dachateliers, eine Künstlergruppe sowie ein liebevoll hergerichteter kleiner Saal, die ehemalige Krankenhauskapelle, zuständig. Den sozialen Touch schließlich vermitteln zwei Behindertenprojekte, die Kindertagesstätte, Altenwohnungen und eine Hilfsorganisation.

“Bleibt“, so meinte ein Journalist bei der gestrigen Präsentation, „nur eine Frage: Wo ist hier der Haken?“