Bildungsreise für die Jugend

■ Über 50 Teilnehmer fahren mit der Hamburger Sport-Jugend ins Olympia-Camp. „Neue Brücken zu anderen Nationen“ sollen in Atlanta gebaut werden

Einfach ist es nicht, an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Bevor ein Sportler berufen wird, müssen erst einmal die Qualifikationsnormen erfüllt werden. Nicht viel besser ergeht es Jugendlichen, die an einem Platz im vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) veranstalteten „olympischen Jugendlager“ Interesse zeigen. Auch hier herrscht ein strenges Auswahlverfahren: 1996 drängelten sich 104 Bewerber aus ganz Deutschland um gerade einmal zwölf freie Plätze.

Daß es auch anders geht, zeigen das Jugendferienwerk und die Sportjugend des Landessport-Bundes Nordrhein-Westfalen, welche seit 1960 ebenfalls Jugendlager während der Olympischen Spielen anbieten. In diesem Jahr wurden alle Rekorde gebrochen, so daß insgesamt 3 300 Kinder und Jugendliche aus der gesamten Bundesrepublik in Atlanta vor Ort sein können. Aus Hamburg werden 52 Teilnehmer vom 9. bis 27. Juli in die USA reisen.

Mit einer derartigen Resonanz hatte die Hamburger Sportjugend (HSJ), die erstmals an einem Jugendlager teilnimmt, nicht gerechnet, als das Reiseangebot vor gut einem Jahr in einer freien Ausschreibung öffentlich gemacht wurde. Teilnahmebeschränkungen gibt es keine, allerdings mußte der Reisepreis von knapp 3 000 Mark vollständig aus der eigenen Tasche aufgebracht werden. „Wir konnten leider nichts dazugeben, da unsere Mittel beschränkt sind“, bedauert Gunnar Schrödter, Vorsitzender der HSJ, der zusammen mit der Sport-referentin Irmelin Otten die Reisegruppe betreut. In diesem Punkt sind die Hamburger etwas schlechter dran als beispielsweise die Nordrhein-Westfalen, die für die Fahrt einen Zuschuß von 1 000 Mark erhalten.

Untergebracht sind die Jugendlichen im F.F.A./F.H.A.-Camp in Convington, etwa 56 Kilometer östlich von Atlanta. Dieses Camp ist normalerweise eine Einrichtung von Farmer-Organisationen, in der Kinder von Farmern ihr Sommerlager verbringen. In diesem Camp sind eine Vielzahl von Sport- und Freizeitangeboten geplant, bei denen es auch zum Austausch mit amerikanischen Jugendlichen kommen soll. Und da der Sport eine verbindende Wirkung haben kann, stehen – neben einem Straßenfest in Convington – gemeinsame Turniere in den uramerikanischen Sportarten Baseball und Football auf dem Plan.

Auch Tagesausflüge zum Freizeitpark Six Flags over Georgia und dem Nationalpark Stone Mountain sind vorgesehen. Um mobil zu sein, wird es einen Buspendelverkehr vom Camp zur nächsten Station der MARTA, wie die U-Bahn von Atlanta heißt, geben, die die Teilnehmer bei Bedarf direkt ins Zentrum der Coca-Cola-Metropole bringen wird.

„Neue Brücken bauen zu anderen Nationen“ ist einer der Schwerpunkte, die sich die Veranstalter gesetzt haben. Denn obwohl die Jugendlichen – jeder erhält vier Eintrittskarten für verschiedene Sportarten – das „Feeling von Olympia“ spüren sollen, versteht sich die Veranstaltung, laut Schrödter, doch in erster Linie als Jugendbildungsreise unter dem Decknamen „Olympia“. So wird es neben dem Besuch der olympischen Wettkämpfe auch Möglichkeiten geben, sich über die olympische Idee kritisch zu informieren und nachzudenken, was aus der Olympiatradition geworden ist.

Torsten Schlemm