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Köln ist kein Vorbild

■ Berliner Galeristen wollen eine internationale Kunstmesse für die Stadt

Gelbe Margeriten auf rotem Grund: Die Krawatte, die Rudolf Kicken gestern zum dunklen Anzug trug, signalisierte Optimismus. Den wird der Kölner Galerist künftig auch nötig haben. Denn Kicken und eine Reihe weiterer renommierter Kollegen haben sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Eine neue Kunstmesse soll etabliert werden, sie soll Anfang November in Berlin stattfinden, und man hat auch schon einen Namen dafür: European Art Forum.

„Das Gelingen einer Kunstmesse ist immer auch eine Frage des Ambientes“, meinte Kicken: „Berlin ist eine tolle Stadt. Wir wollen auch ein bißchen Spaß haben.“

Als im vergangenen November das Publikum über die Art Cologne flanierte, machten die Galeristen noch gute Miene zum bösen Spiel. Doch nachdem der zehntägige Verkaufsmarathon mit rund 350 Ständen zu Ende gegangen war, ließen viele Kunsthändler ihrem Ärger freien Lauf. Zu groß sei die älteste und nach wie vor bedeutendste deutsche Kunstmesse, zu unübersichtlich ihr Angebot, darüber hinaus, so die Kritik der Unzufriedenen, sei die Qualität der präsentierten Kunst auf ein unzumutbares Niveau gesunken. Reihenweise kehrten die Galeristen der Kölner Messe den Rücken. „Köln ist kein Vorbild“, sagt Thomas Schulte von der Berliner Galerie Franck und Schulte, der die Gründung der neuen Kunstmesse maßgeblich vorangetrieben hat.

Im Gegensatz zu der vom Bundesverband Deutscher Galerien (BVDG) organisierten Kölner Messe wollen die Initiatoren der Berliner Konkurrenzveranstaltung durch rigide Auswahlkriterien dafür sorgen, daß die Zahl der Teilnehmer gering bleibt. Mehr als die 120 Galerien, die sich zu der Berliner Premiere im November angemeldet haben, sollen es auch in Zukunft nicht werden. Um das zu erreichen, haben Kicken und seine Mitstreiter eine siebenköpfige Jury bestimmt, die fürderhin darüber entscheidet, wer in Berlin einen Stand mieten darf und wer nicht. Elke Zimmer: „Die Besucher müssen wissen, daß eine Auswahl getroffen wurde. Wir wollen ihnen wieder die Orientierung ermöglichen.“

Thomas Schulte ergänzt: „Der Schwerpunkt soll auf junger Kunst liegen.“ Kunsthändler, deren Tätigkeit eher der von Maklern gleicht, wird man nach den Vorstellungen der Macher in Berlin nicht treffen. Vielmehr wünscht sich Schulte „Programmgalerien, die Künstler über Jahre hinweg aufbauen“. Die Chancen, daß die Berliner Kunstmesse der Kölner den Rang ablaufen kann, stehen nicht schlecht. Unter den GaleristInnen, die sich für die Messehallen am Funkturm angemeldet haben, sind einige der renommiertesten ihres Fachs: Konrad Fischer, Hans Mayer, Elke und Werner Zimmer, alle aus Düsseldorf, die Münchnerinnen Six Friedrich, Sabine Knust und Barbara Groß, Lutz Teutloff, Rafael Jablonka aus Köln. An internationalen Galerien kommen hinzu: Lelong aus Zürich, die Galerien Nächst St. Stephan, Krinzinger aus Wien; aus London werden sich Anthony Reynolds und Annely Juda präsentieren – und Jay Jopling, der mit Damien Hirst in der Kunst den „Buy British“-Boom losgetreten hat. Aus Berlin nehmen teil die Galerie Barbara Weiss, Wolfgang Werner, Max Hetzler, Anselm Dreher und die Galerie Zwinger. Verzichten müssen werden die BesucherInnen allerdings auf Judy Lübkes Eigen + Art, der demonstrativ nach Köln geht. Und auch Galerien aus Osteuropa sind kaum vertreten. Ricken: „Der Kunstmarkt ist dort noch nicht so entwickelt.“

Stattfinden soll das „European art forum“ in den Hallen 12 bis 17, die Größe der Stände wird voraussichtlich zwischen 30 und 120 Quadratmetern betragen – bei einem Quadratmeterpreis von 250 Mark. Die Organisatoren haben keine Angst vor Mißerfolg. Thomas Schulte: „Die Frage, ob der Kunstmarkt eine weitere Messe verträgt, ist falsch. Es gibt nur zu viele Messen mit dem falschen Konzept.“ Ulrich Clewing

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