Majestäten unter sich

Nach 2:0 über Glasgow und dem Weiterkommen im UEFA-Cup sind sich Magath und Seeler uneins über drögen HSV-Kick  ■ Von Clemens Gerlach

Die Pfiffe waren nicht zu überhören, doch Felix Magath wollte nichts vernommen haben. „Ich habe keine Reaktion gesehen“, grantelte der Trainer des HSV, dem die Unmutsäußerungen des Publikums wie Majestätsbeleidigung erschienen sein müssen, „wir haben sehr guten Fußball geboten.“ Wenn „sehr gut“ erfolgreich meint, dann schon. Aber sonst? Glanz, Strahlen, Glamour? Internationales Flair?

Selbst im eigenen Lager herrschte Uneinigkeit, was vom Europapokal-Comeback des HSV zu halten war. Man müsse eigentlich „die Aufgabe etwas eleganter lösen“, kritisierte Präsident Uwe Seeler seinen Übungsleiter, der für die letzte halbe Stunde den Spielern geraten hatte, „sich aus Zweikämpfen rauszuhalten“. Die taten, wie ihnen geheißen. Mehr noch: Sie gingen fast übertrieben zögerlich zu Werke, was nicht nur bei Uns Uwe auf wenig Gegenliebe stieß: „Wenn man gegen neun Mann spielt, muß man auch den Fans, die gutes Eintrittsgeld bezahlt haben, etwas mehr bieten.“

Überhaupt die Zuschauer. Die hatten anscheinend am ersten UEFA-Cup-Abend in Hamburg seit fünf Jahren etwas Besseres vor. Nicht einmal 30 000 waren am Dienstag ins Volksparkstadion gekommen, und wären nicht die sangesfreudigen Celtic-Fans gewesen („Zännt Poolie, Zännt Poolie“), es wäre stimmungstechnisch eher trübe gewesen. Weshalb die Fans so zahlreich ausgeblieben waren, wird in den nächsten Tagen das Präsidium des HSV beschäftigen.

Seeler hat schon einmal vorsichtig angedeutet, daß es an den hohen Eintrittspreisen – bis zu 76 Mark für einen Sitzplatz – gelegen haben könnte. „Es ist ja nicht so, daß das nicht wieder gutgemacht werden kann“, gibt sich der Vereinsobere einsichtig und hofft inständig, durch den drögen Kick nicht noch mehr Interessenten verprellt zu haben. Schließlich soll der gegen Celtic mit drei Millionen Mark erzielte Einnahmenrekord die nächste Runde nicht überstehen.

Die Mannschaft schon, wobei es Coach Magath schnurzpiepe ist, wer dem HSV als nächster Gegner zugelost wird: „Wir nehmen, was kommt.“ Die Fans sind wählerischer: Denen ist nicht egal, was ihnen vorgesetzt wird.