Wider Sitte und Gesetz

■ „Einladung zu einer Reise“: Vortrag zum weiblichen Kino

Der Titel der Veranstaltung ist eine Hommage an den gleichnamigen Film von Germaine Dulac von 1927. Karola Gramann, Film-Kuratorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin, und Heide Schlüpmann begeben sich auf die Forschungsreise in die Welt des frühen Erzählkinos.

Heide Schlüpmann ist bekannt durch ihre Lehrtätigkeit an der Uni Frankfurt, als Mitherausgeberin der feministischen Zeitschrift Frauen und Film sowie durch ihre Mitarbeit während der Kölner „Feminale“. Ihre Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf das frühe Erzählkino der 10er Jahre, wobei sie darum bemüht ist, den abschätzigen Beurteilungen namhafter Filmtheoretiker dieser Kino-Epoche entgegenzuwirken.

Sie untersucht die Filme unter dem Aspekt der feministischen Avantgarde und macht deutlich, daß sich hier auf unterschiedlichen Ebenen weibliche Interessen neu manifestieren.Nachdem das cinema of attractions aus den finsteren Ecken der Jahrmärkte verschwindet, etablieren sich bereits 1910 erste Kinopaläste. Frauen aller Schichten verlassen den privaten Raum und legitimieren die ihnen bislang untersagte Teilnahme am öffentlichen Leben durch den Besuch im Kino. Gleichzeitig entdecken sie im Filmtheater-Saal eine vollkommen neue Intimität zu fremden Menschen, jenseits der vertrauten, heimischen Umgebung der männlichen Vormundschaft.

Die patriarchale Moral wird zusätzlich durch Filminhalte außer Kraft gesetzt. Denn hier wirken Frauen, die ihre Liebhaber töten oder jene, die ungestraft Sitte und Gesetz verletzen. Gleichzeitig waren die Frauen auch am Produktionsprozeß beteiligt – nicht zuletzt in der Rolle der großen Filmdiva, die gelernt hatte, die Mittel der technischen Reproduzierbarkeit sowohl ästhetisch als auch politisch zu nutzen.

Claude Jansen

„St.Valentine's Day Imperial Old Time“, „Die Liebe der Maria Bonde“, „L'Invitation Au Voyage“, 26. Oktober, 15 Uhr, Metropolis