"Liebe taz..." Politisches Brennholz hacken - betr.: "Ein bißchen bigott", taz-Bremen vom 23.10.1996

Betr.: „Ein bißchen bigott“, taz-Interview mit Robert Bücking vom 23.10. Die kurze Schriftfassung langer Interviews stellt komplizierte Dinge manchmal verkürzend dar. Die Sache mit Silvester und dem Innensenator noch mal in Ruhe. Also, auch weil es bis zum nächsten Jahreswechsel nicht mehr lange hin ist, unsere Versuche für die Silvesternacht 95/96 im Viertel neue Inhalte und Formen zu erfinden und damit die Randaletradition zu beenden, sind nicht an der Polizei und nicht an der Politik des Innensenators gescheitert. Polizei und Innensenator haben, so lange diese Ideen eine Chance der praktischen Realisierung hatten, die Sache mitgetragen.

Gescheitert sind diese Ideen am Einspruch von Bürgern, die befürchteten, daß das Risiko der von uns vorgeschlagenen Politik zu groß sei.

Danach hat die Polizei, unterstützt von lausigen sechs Grad minus, die Situation im großen und ganzen erfolgreich kontrolliert und die Nacht blieb ruhig. Ernstzunehmende Alternativen gab es in dieser Situation nicht mehr.

Die Kritik an der Politik des Innensenators beginnt am Morgen danach. Alles spräche doch dafür, einen kühlen Ton zu wählen. Jeder Versuchung zu widerstehen, die Polizeiarbeit in die parteipolitische Polarisierung hineinzuziehen. Sich darauf zu konzentrieren, diesem Schlachtfeld die Flutlichtanlage abzuschalten. Das hätte viel mit Prävention zu tun; Siegesposen, wie auf dem CDU-Neujahrsempfang (und das war bekanntlich erst der Anfang) tragen eher dazu bei, das (politische) Brennholz für die nächste Silvesternacht zu hacken.

Robert Bücking