UN gegen Experimente

■ Kiel wehrt sich gegen Bericht von UN-Drogen-„Experten“

Die Kritik im UN-Drogenbericht an dem beantragten Modellversuch in Schleswig-Holstein zur beschränkten Freigabe von Haschisch ist im Gesundheitsministerium in Kiel auf Widerspruch gestoßen. In dem Bericht werde offenbar der falsche Schluß gezogen, daß Cannabis-Konsum zu Heroin und Designerdrogen führe, hieß es gestern aus dem Ministerium. Im übrigen liege der Bericht in Kiel noch nicht vor. Aus den bisherigen Meldungen sei keine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Modellvorhaben ersichtlich.

„Das wäre ein Weg zur Legalisierung von Cannabis“, menetekelt es mit Blick auf den Kieler Canna-bis-Apotheken-Vorstoß in dem gestern in Wien veröffentlichten Bericht über den weltweiten Drogenmarkt. Die Verfasser des UN-Berichtes erwarten nun von der Bundesregierung, daß sie diesen Modellversuch mit allen Mitteln verhindert. Nach Ansicht der Kieler Ministeriumssprecherin zeigt der UN-Bericht, daß diejenigen, die Druck auf die Niederlande wegen deren Drogenpolitik ausüben wollten, jetzt auch Schleswig-Holstein „im Visier“hätten.

Schleswig-Holstein hatte im vergangenen Monat einen fünfjährigen Modellversuch beantragt, der jungen Leuten über 16 Jahre erlaubt, in Apotheken bis zu fünf Gramm Haschisch zu kaufen. Die UN-Drogen-„Experten“halten es noch immer für einen Trugschluß, daß die liberale Drogenpolitik in den Niederlanden positive Ergebnisse gebracht habe. Haschisch sei auch 1996 das wichtigste Produkt auf dem europäischen Drogenmarkt geblieben. Geradezu high wurde die CSU durch das Urteil des UN-Drogenberichts: Die Politik der CSU werde dadurch voll und ganz bestärkt. lno/taz