"Liebe taz..." Nur die aussichtslosen Fälle für bob - betr.: "Qualitätsmängel bei Opferberatung", taz vom 21.2.1997

Betr.:“Qualitätsmängel bei Opferberatung“, taz vom 21.2.

Geht es hier wirklich um die Effizienz der Arbeit der Bremer Opferberatung (bob) im Täter-Opfer-Ausgleich (TOA)? Laut Jahresbericht –96 der bob hat diese 112 Konflikte bearbeitet und sie zu zwei Drittel erfolgreich geschlichtet. Allerdings waren nur 26 von der Staatsanwaltschaft zugewiesene Fälle dabei, von denen sage und schreibe 6(!) die Eignungskriterien erfüllten.

Wie kann das sein? Wurde die bob absichtlich mit zu 70 Prozent nicht geeigneten Fällen bedient, um ihr mangelnde Effizienz vorzuwerfen und damit aus dem Rennen um die spärlich fließenden Gelder zu werfen? Oder soll die bob bewußt „ausgehungert“werden, weil sie im TOA die Interessen der Opfer gleichberechtigt zu denen der TäterInnen berücksichtigt? Und nebenbei gefragt: Warum bekennen sich die „verschiedenen Quellen aus dem TOA-Umfeld“nicht offen und namentlich zu ihren Anwürfen? Haben sie etwas zu verbergen?

Zum Abschluß noch eine Anmerkung: Wenn das SPD-geführte Justizressort der bob die finanzielle Unterstützung entzieht und damit eine professionelle Unterstützung auch für die Opfer unmöglich macht, die nicht an einem auch den Tätern dienenden TOA teilnehmen wollen, handelt unser Justizsenator nicht im Sinne de2 1993 in Wiesbaden verabschiedeten Bundesparteitagbeschlusses der SPD.

Denn danach hat der Staat ein flächendeckendes, professionell arbeitendes Unterstützungangebot zu schaffen und zu finanzieren bzw. finanziell zu unterstützen. Wie sieht das nun aus mit einer humanen Kriminalpolitik? Gilt das nur für TäterInnen?

Klaus Stuckenberg, Vereinsmitglied der bob