Alterung

Da hat Bild neulich ne 98jährige Jäckpottgewinnerin gefragt, was sie mit ihrn Gewinn von 6,5 Millionen machen will. Und sie: „Das leg ich mir zurück ... fürs Alter.“Wie gesagt, die meisten Menschen machen sich schon Gedanken über ihre Alterssicherung. Bei mir an' Kiosk war zun Beispiel heute morgen wieder der Deubel los – wegen diesen Thema. „Ich lege“, trompetet Studienrat Arnold, „alles Ersparte in Bundesschatzbriefen an. Das ist am sichersten.“„Typisch Beamter“, lacht Sonnenbank-Heinzi, „ich liebe jedenfalls das Risiko. Und da kommen nur Aktien in Frage. Am besten amerikanische.“„Ach was“, schüttelt Zahnarzt Dr. Raffler den Kopp, „dabei ist doch kaum etwas zu verdienen. Die Aktien haben nämlich jetzt ihren Höchststand erreicht, Dax und Dow Jones steigen und steigen. Die können bald nur noch fallen.“„Immobilien“, flüstert Jungunternehmer Aschler und wedelt mit der „Capital“. „Vielleicht 'n Wohnblock in Neuwiedenthal?“frag ich, „oder in Wilhelmsburg?“„Ach was“, schnaubt Herr Aschler, „mit Wohnungen ist nichts zu verdienen, mit billigen Wohnungen schon gar nicht, aber Seniorenresidenzen bringen's.“„Glaub ich nicht“, geh ich gegenan, „wo doch de Altersheime ums Überleben kämpfen, weil de ambulante Pflegedienste sich um de Alten prügeln, weil se de zu Hause füttern, waschen und trockenlegen wolln. Da kann se nämlich keiner kontrolliern. Und wenn man pro Pflegedienstbesuch zwei Minuten rechnet, kommt da ganz schön was zusamm', und ist klar, daß sich de Pflegedienste vermehrn wie de Kakerlaken.“„Sie haben mich mißverstanden“, näselt mich nu der Aschler an, „wenn ich von Seniorenresidenzen rede, meine ich auch Residenzen. Mit sechs Mahlzeiten am Tag, Auswahl zwischen 20 Menüs, die vom ,Hotel Atlantic' geliefert werden. Mit Maniküre, Pediküre, Schönheitsmassagen, Gesellschafterin, Sauna, Whirlpool, Bodybuilding, mit einem 40qm großen Salon, mit ...“„Und was kostet das?“unterbrech ich ihn. „Die preiswerteste Suite ist schon für 12.000 im Monat zu haben“, antwortet Herr Aschler, „die teuersten liegen bei 25.000 im Monat.“„Und wer kann so was bezahln?“frag ich, „doch höchstens de Herren Piech und Lopez und noch 'n paar annere Maffia-Bosse!“„Sie irren, mein lieber Kalle“, grient Aschler, „viele Politiker können es, nehmen Sie zum Beispiel Herrn Klose, der wird später 3 Pensionen bekommen: eine als Leitender Oberstaatsanwalt, eine als Hamburger Oberbürgermeister und eine als Fraktionschef, das läppert sich ... bei Herrn Lafontaine ist es ähnlich und bei ...“„Halten Sie auf“, sag ich, „dafür haben die Herren bestimmt auch wie verrückt geklebt!“Ja und nu erklärt mir Herr Aschler mit ein' superfiesen Grinsen, daß diese Herrn nicht ein' Pfennig für ihre Alterssicherung raustun müssen. Wie ich noch so dasteh mit häng'den Unterkiefer, fängt Herr Aschler wieder an: „Herr Klose hat übrigens in der Residenz, in die ich mein Geld investiert habe, eine Suite für 35.000 gebucht.“„Jetzt schon gebucht?“frag ich. „Jawohl, es gibt einen ungeheuren Run auf die Plätze. Allein die vielen Staatssekretäre und Minister, die wir haben, in jedem Bundesland gibt es doch einen Wirtschafts-, Finanz-, Umwelt-, Innen-, Justiz-, ...“„Aber der teuerste Platz soll doch bloß 25.000 kosten!“ruf ich. „Stimmt“, antwortet Herr Aschler, „die 10.000 werden ja auch für einen Sonder-Service bezahlt.“„Was denn für'n Sonder-Service? Vielleicht nach jede Mahlzeit ne Lüriklesung?“„Nein“, hustet Herr Aschler, „der Service ist eine religiös fundierte Sterbevorbereitung, die dem Ruheständler das SCHLECHTE GEWISSEN wegtherapieren soll.“„Und Sie glauben tatsächlich, daß diese Herren eins haben?“frag ich.