Nachgefragt „Hätte mir mehr Macht gewünscht“Fragen an Irmela Koerner, die neue SPD-Fraktionssprecherin

taz: Ist die SPD noch zu mobilisieren zu einer Demonstration am Internationalen Kampftag der Frauenbewegung?

Irmela Koerner: Das glaube ich nicht. Aber es gibt inzwischen, wenn man sich die Geschichte des Frauentages in Bremen ansieht, vielfältige Aktivitäten, koordiniert von der Gleichstellungsstelle.

Ist frau als Fraktionssprecherin nicht nur Sprachrohr des Mannes, der gerade Fraktionsvorsitzender ist?

Die Gefahr könnte bestehen. Aber ich habe durchaus die Absicht, dieses „nur“zu ändern.

Wie?

Schwierige Frage...

Können Sie sich vorstellen, daß auch einmal eine Frau Fraktionsvorsitzende ist?

Selbstverständlich. Frauen können denken und haben Führungsqualitäten.

Wer in der SPD-Fraktion hätte das Zeug dazu?

Solange kenne ich die Interna der SPD noch nicht. Immerhin haben wir eine Stellvertreterin ...

Wer ist das?

Barbara Klöpper.

Fünf Jahre lang waren Sie Frauenbeauftragte bei Radio Bremen, wo dennoch keine Frau ins Direktorium gekommen ist oder Wellenchefin wurde. Intendant Klostermeier hat Sie einmal gelobt: Ihre Arbeit hätte vielfach die Neubesetzung einer Stelle über Monate verzögert, also viel Geld gespart.

Das finde ich ganz wunderbar, daß er die Arbeit der Frauenbeauftragten in dieser Art wertet. Die Möglichkeit, Personalentscheidungen zuungunsten von Frauen über längere Monate zu verhindern, hatten wir leider nicht, sondern nur ein Widerspruchsrecht. Ich hätte mir in der Tat mehr Macht gewünscht.

Welche eigene Note kann frau in das Amt der Fraktions-Sprecherin und in die Außendarstellung der SPD bringen?

Das hat nichts damit zu tun, ob man Mann oder Frau ist. Da geht es um journalistische und handwerkliche Kompetenz. Daß ich dabei ein Interesse habe, mich darum zu kümmern, daß bei uns frauenpolitische Dinge nicht vernachlässigt werden, das ist klar. Mein besonderes Anliegen ist immer auch, daß mit der Sprache sensibel umgegangen wird, daß also Frauen auch genannt werden. Aber das ist nicht der Schwerpunkt der Arbeit einer Fraktionssprecherin.

Mehr als ein Drittel der SPD-Fraktion sind Frauen...

Selbstverständlich.

Dennoch dominieren die Männer überproportional.

Das hat ganz viel mit Themen zu tun. Und das hat mit den Journalisten zu tun. Die haben in erster Linie ein Interesse daran, verständlicherweise, mit dem Fraktionsvorsitzendenden zu reden. Einige der Frauen sind Sprecherinnen in Bereichen, die traditionell als „weiche“und „Frauenressorts“behandelt werden. Im harten Politik-Geschäft interessieren die weichen Themen nicht ganz so stark, was ich falsch finde. Die bildungspolitische Sprecherin, die kulturpolitische Sprecherin, die Sprecherin für Soziales - das sind alles engagierte Frauen und sie sind in ihren Bereichen auch in den Medien durchaus präsent.

Welche Frauen hat in der SPD-Fraktion die größte Kompetenz im Zentrum der Männer-Macht, in wirtschafts- und finanzpolitischen Fragen?

Das ist Cornelia Wiedemeyer, das ist Marlies Marken. Zum Beispiel. Int.: K.W.