Agenturen

Als Berber Harald heute morgen an mein' Kiosk, ich gleich: „Na, Harald, lange nicht gesehn! Bist du vielleicht grade von dein' Machorka-Urlaub zurück?“Da hab ich nämlich gestern gelesen, daß auch alleinerziehende Mütter, Dauerarbeitslose, und Sozialkneteabgreifer sowieso, das Recht auf ein' 4-Wochen-Urlaub habn, natürlich auf Kosten vonne Steuerzahler! Aber Harald grient bloß: „Nee, Kalle, ich war total im Job-Streß, und wundere dich nicht, wenn ich eines Tages mit einem Herzinfarkt vor deiner Kiosk-Luke zusammenbreche.“Nu weiß ich ja, daß Harald bei „Hades“, diese Agentur für Schattenwirtschaft, als Maler und Tappezierer malocht, und nebenbei macht er noch den ambulanten Reiki-Meister, wo er de grüne Witwen in Harvestehude und in Othmarschen für'n Fuffi seine heilende Hände auf bestimmte Körperteile legt. Naja, mit seine Waigel-Augenbrauen und mit sein' Vollbart kommt er bei diese Damen auch wahnsinnig gut an. Und Studienrat Arnold fragt schon immer, ob Harald ihn nicht mal 'n paar Tipps geben kann, denn dieser Nebenberuf kommt auch seine Psüche sehr entgegen und ist bestimmt viel befriedigender, als Nachhilfestunden in Latein zu erteiln. Bevor nu Harald was sagen kann, mischt sich Revierförster Noske ein, bei den man ja nie weiß: Ist er nu in' Dienst als Kripo-Mann oder quasselt er bloß bischen an mein' Kiosk rum, weil er sich entspann' will, also, sagt der Noske: „Sowohl die Schwarzjobs in der Schattenwirtschaft als auch das Handauflegen gegen Entgelt sind kriminelle Handlungen! Ich will bloß hoffen, daß Sie mit so etwas nichts am Hut haben!“Da zuckt Harald natürlich zusamm' und meint: „Nein, mein einziger Job war bisher das Blutspenden, und das wird sogar staatlich gefördert. Allerdings, bei dem Überangebot an Spendern wird's mit der Entlohnung von Woche zu Woche mieser... Das mache ich nicht mehr mit.“„Und was machen Sie jetzt?“fragt Revierförster Noske mit so'n richtig scharfen Kommissarston. „Ich?“schluckt Harald, „zuerst war ich bei dem Hamburger Künstlerdienst als ,Intellektueller' registriert, die haben mich dann an Leute verliehen, die 'ne Party gegeben haben.“„Und was hast du auf den Parties geboten?“fragt jetzt Sonnenbank-Heinzi, der grade mit sein' Pittbull vorbeikommt. „Ach“, antwortet Harald, „das war nicht besonders aufreibend. Man steht da so herum, grunzt ab und zu etwas in seinen Bart und schluckt einen Cognac nach dem anderen.“„Das ist alles?“staunt Heinzi. „Ja, jeder hält einen dann für Harry Rowohlt... Aber das nervt auch auf Dauer... Jetzt habe ich jedenfalls einen wirklich erstklassigen Job...“„Na?“fragt Sonnenbank-Heinzi. „Ich habe bei der Werbefirma ,Zack' einen Vertrag unterschrieben.“„Und was muß man da machen?“„Überhaupt nichts. Man steht da, muß noch nicht einmal grunzen. Wird bloß fotografiert. Und später überall ausgestellt. Auf großen Plakaten.“„Und wofür wird geworben?“„Weiß ich auch nicht. Mein Freund Fritten-Wolli meint, es ginge um einen Milchkaffee in Pulverform, aber ich bin der Meinung, daß es eher etwas mit spanischem Rindfleisch zu tun hat.“„Was für ein Werbeslogan steht denn auf dem Plakat?“bohrt Heinzi nach. „'Ich bin für Ole'“, antwortet Harald, „und Ole ist doch spanisch, oder?“