Begegnung von Stadt und Natur

■ Auf dem Gelände der Bundesgartenschau 2001 in Potsdam soll für 120 Millionen Mark ein Volkspark zwischen Neubaugebieten entstehen. Wettbewerb entschieden

Die Bundesgartenschau 2001 in Potsdam wird mehr als nur eine Blumenschau. Nach Cottbus wird die Landeshauptstadt als zweite brandenburgische Stadt mit der Buga nicht nur Austragungsort für die neuesten Tulpenzwiebeln. Im Bornstedter Feld erhält das größte städtebauliche Projekt der Kommune, die Parkstadt in der ehemaligen Lennéschen Feldflur, einen Volkspark. Aus den 51 Entwürfen des europaweit ausgeschriebenen städtebaulich-landschaftsplanerischen Ideenwettbewerbs – die bis Ende April im Alten Rathaus am Alten Markt in Potsdam zu sehen sind – gingen Peter Latz + Partner (Kranzberg), Hegger/ Hegger/Schleiff (Kassel) und Jourda & Perraudin Architectes (Lyon) als Sieger hervor. Nach ihren Plänen wird der Buga-Park nun gestaltet.

„Gefordert war, die für Potsdam typische Verzahnung von Stadt und Landschaft gartenkünstlerisch modern zu interpretieren“, so Volker Härtig, Geschäftsführer des Entwicklungsträgers Bornstedter Feld. Der Park solle zudem nicht nur zeitweise als zentrales Gelände der Botanikschau die Touristen anlocken, sondern als Volkspark für die geplante Kleinstadt für 18.000 Einwohner entwickelt werden. Latz präsentiert den 70 Hektar großen Park wie alle anderen fünf preisgekrönten Entwürfe denn auch als öffentlichen Kommunikationsraum, als Ort der Begegnung. Aber im Unterschied zu den anderen Konzepten liefert er den Park als Teil einer „organisch gewachsenen Stadtlandschaft“, begründet Diethild Kornhardt die Vergabe des ersten Preises an das Architektenteam. Weil bis zum Jahr 2001 sämtliche Stadtquartiere im Eingangsbereich fertiggestellt sein sollen, werden die Touristen mit der Straßenbahn eine Gartenstadt durchfahren. Mit dem Bau der Tramgleise, die das 300 Hektar große Gelände erschließen sollen, wird 1998 begonnen.

Der Haupteingang zur Buga liegt an der Nedlitzer Straße im Westen. Nach dem Entwurf von Latz durchschreitet der Besucher einen Außenpark (Esplanade) und betritt in der Verlängerung ein Klimatop, ein 180 mal 70 Meter großes Glashaus, mit mediterranen Pflanzen. Im Umfeld befinden sich Cafés. Das rund 25 Millionen Mark teure Klimatop mit einer Photovoltaikanlage ist als dauerhafte gartenkünstlerische Attraktion gedacht. Von dort aus blickt man nach Süden in die naturnahe Parkanlage Am Schragen, mit ihrem alten Baumbestand neben der Viereckremise im Norden des Areals „eines der wertvollsten Biotope im Bornstedter Feld“, so Kornhardt.

Mit dem Außenpark wird auch das erste Bauensemble im Quartier „Rote Kaserne“ verwirklicht. Landschaft und Siedlungsbau gehen durch die offene Bebauung ineinander über. Der neue taillenförmige Park im Innenbereich wird sich als offene und von Bäumen gesäumte Wiesenlandschaft vom Ruinenberg nach Norden ziehen. Die Baumbestände schaffen den gestalterischen Übergang zu den Stadtquartieren.

Unter den Baumdächern soll das Leben in Cafés und Restaurants im Grünen, auf Spielplätzen und Skateboardbahnen toben. Tennis- und Basketballplätze und sonstige Sportanlagen verteilen sich in die bewaldeten Zonen. Die Blumenschauen befinden sich ebenfalls in diesem Bereich. Im Nordwesten, wo künftig die Gartenstadt geplant ist, sind Sommer- Akademien für avantgardistische Gartenkünstler vorgesehen.

Von der Esplanade soll sich quer durch den Park ein Netz von Wasserläufen ziehen. „Doch da müssen erst die geologischen Bedingungen geprüft werden“, erklärt Kornhardt und fügt hinzu: „Latz hat ein schönes Bild entworfen.“ Unumstritten ist der Entwurf vor allem in Detailplanungen, so daß der folgende Realisierungswettbewerb auch andere Ideen berücksichtigen wird.

So etwa den Entwurf der dritten Preisträger, den Freiburger Büros Jochen Dittus/Andreas Böhringer und Hermann Binkert/Thomas Melder. Ihre Arbeit besticht durch eine raffinierte gartenkünstlerische Gestaltung. Die Baumzonen greifen als geometrische Figuren in die Wiesenlandschaft. Von Nord nach Süd und West nach Ost durchbrechen konische Sichtachsen auch in Richtung Pfingstberg die Bebauung und ziehen die Landschaft in die Stadtquartiere.

Der Wettbewerb soll nach der Kostenkalkulation im Sommer folgen. Finanziert wird der Buga- Park, für den 120 Millionen Mark veranschlagt sind, wie das gesamte städtebauliche Vorhaben im Bornstedter Feld von den Abschöpfungserträgen aus Grundstücksverkäufen. Rund 25 Millionen Mark kommen aus der Gemeinschaftsförderung (GA) für Tourismus. Ansgar Oswald