■ Marktlücke geschlossen: Sponsorenvermittlung für Die-ins
: Death Event Marketing

Max Fröhlich und Vincent Honiggott werden es weit bringen. Kaum hatten die beiden Kreativen aus Braunschweig Ende März die ersten Berichte über das Die-in der Gruppe „Heaven's Gate“ in San Diego gelesen, entwickelten sie eine Geschäftsidee, die Insider der Kommuniaktions- und Werbebranche schon jetzt als revolutionär feiern.

In den Artikeln hieß es, alle gerade von ihren Seelen verlassenen Container verfügten über „nagelneue Turnschuhe“. Und auf einigen Fotos konnte man erkennen, von welcher Firma sie stammten: von Nike. „Von Marketing hatten die armen Kerle offensichtlich keine Ahnung. Vermutlich haben sie für die Schuhe sogar bezahlt, das ist doch unglaublich“, meint Vincent Honiggott. „Eigentlich hätte Nike bezahlen müssen – für die kostenlose Werbung. Wären die Selbstmörder clever genug gewesen, bei Nike Geld herauszuschlagen, hätten davon die überlebenden Glaubensbrüder profitiert. Die Wettbewerbsfähigkeit von ,Heaven's Gate‘ auf Erden wäre jedenfalls gesichert gewesen.“ Max Fröhlich bedauert vor allem, daß „das Surrounding der Tat wenig stilvoll gestaltet war. Da hätten Sponsorengelder vielleicht einiges bewirken können.“

Damit ähnliche Aktionen in Zukunft zeitgemäß vermarktet werden können, haben die beiden, die bisher nur durch McJobs in der Braunschweiger Agenturszene sporadisch in Erscheinung getreten waren, ihre erste Firma gegründet: Fröhlich, Honiggott & Partner – Agentur für Kommunikation und Death Event Marketing. Sie will vermitteln zwischen den Bedürfnissen potentieller Todesaktionisten und den Interessen von Firmen, mit innovativen Werbemaßnahmen neue Märkte zu erschließen. Spezialisiert haben sich die Jungunternehmer auf Massenselbstmorde (nicht nur religiös motivierte), Sterbehilfe-Happenings und Formel-1-Rennen. In besonderen Fällen bieten sich Fröhlich und Honiggott auch als Consulter bei Solosuiziden an. „Mit Promis kommen wir immer ins Geschäft“, sagt Honiggott. „Aber auch für Normalsterbliche werden wir in unserer Kundenkartei einen Partner finden, wenn die Inszenierung absolut top zu werden verspricht.“

Top ist zumindest schon die Stimmung in der alten Fabriketage, die Fröhlich, Honiggott & Partner in der besten Braunschweiger Geschäftsgegend angemietet haben. Kein Wunder, denn die Response auf die ersten Mailings ist „galaktisch“ (Fröhlich). Nur fünf der 100 angesprochenen Firmen ließen verlauten, daß Death Event Marketing nicht zu ihrer Corporate identity passe.

Ob schon erste Deals dingfest gemacht wurden, wollten die sympathischen Winner-Typen nicht preisgeben. „Man kann aber sagen, daß sich für irgendwie glaubensmäßig inspirierte Massenselbstmorde Firmen mit religiös aufgeladenem Image aufdrängen“, verrät Honiggott.

„Ich denke da an Apple oder Schalke 04. Und wer nach dem Tod ins All reisen will, könnte seine Tat von Fluggesellschaften vermarkten lassen.“ Probleme, in diesem Marketingsegment Fuß zu fassen, sieht er für die Tabakbranche: „Zigaretten und Tod – das ist immer haarig. Aber unser Know- how ist bereits so developed, daß wir auch solche Klippen umschiffen können.“

Nicht zuletzt wollen Fröhlich, Honiggott & Partner der gesamten Selbstmordkultur neue, kreative Impulse geben. „Nach einer repräsentativen Umfrage, die wir bei Emnid in Auftrag gegeben haben, kommen stillose und rufschädigende Suizidarten wie Hochhausdiving immer mehr aus der Mode“, sagt Max Fröhlich. „Das macht uns Mut für unsere Arbeit.“ René Martens