Große Schnauze, aber ordentlich was dahinter

■ Umbruch im Hamburger Schnauzball: Schäferhund „YWO“hört nach 49 Jahren auf

In Langenhorn wächst zusammen, was zusammengehört. Ein guter Schnauzballspieler ist ein deutscher Schäferhund – wie „YWO von Gräfental“. Ein guter Schutzhund, lobt sein Herrchen, Andreas Siebert vom Polizeirevier 34, „aufmerksam bei der Streife, egal ob im Wagen oder zu Fuß.“Ein toller Hecht, äh Hund eben: „Gewissenhaft im Dienst, verspielt beim Schnauzball.“

Doch bei aller Gewissenhaftigkeit, die Pensionsbestimmungen des deutschen Beamtenrechts sind unerbittlich. „YWO“ist mit sieben Jahren am Ende seiner Laufbahn im Staatsdienst angelangt und hat sich das Anrecht auf ein Abschiedsspiel erworben.

Alle sind sie noch einmal gekommen. Der strahlende Sonnenschein, die Kinder, viele mit Eltern und reichlich Kameras. Selbst die Kollegen der Motorrad-Staffel sind sich nicht zu schade, das Publikum bis kurz vor Anpfiff anzuheizen.

Etwas abseits des Spielfeldes herrscht gespannte Vorfreude, die Mannschaften – ein Torhund und zwei Feldhunde – warten auf das Kommando zum Einhecheln. „YWO“bekommt letzte taktische Anweisungen. „Fuß!“Herrchen Siebert braucht keine langen Reden mit kurzem Sinn, schließlich kennen sie sich seit sieben Menschen- oder neunundvierzig Hundejahren. Wie hat er „YWO“zu dem sicheren Keeper geformt, der er heute ist? „Ganz normal, mit Lob und Tadel.“

Der entscheidende Pfiff ertönt, die Mannschaften ziehen ihre Herrchen hechelnd aufs Spielfeld. Ein letztes Mal packen alle ihre Tricckisten raus – für „YWO“. Heute legen ihnen nur die Maulkörbe taktische Zwänge auf. Das Ergebnis – ein gerechtes 5:5 – ist unwichtig. Wichtig sind Abschiedsrede und Pensionsurkunde hinterher.

Der Kollege in Uniform bietet alles auf, ebenso wie die Lautsprecheranlage, die ihm ständig dazwischenknarzt. Von leichter Wehmut umflort sei er, „äh ... nicht er, sondern der Abschied.“Und weiter: „Das Paradebeispiel eines guten Polizisten ... scheidet in den verdienten Ruhestand ... der nie einen Dienstwagen zerlegte ... nie nach Zulagen, Orden oder Beförderungen bellte und es trotzdem auf einige Festnahmen brachte, manchmal leider auch mit unmittelbarem Zwang.“

Kurze Pause, der Blick des Kollegen in Uniform wandert über Zuhörer und Zuhörerinnen. „Und ...“, dann ein kurzes Innehalten, „,YWO' ist 1981 in Thüringen geboren worden.“Die meisten Köpfe heben sich. „Und hat einige Jahre Dienst an der Friedensgrenze zur BRD getan.“Eigenverantwortlich, nur durch Metallgitterzaun und Laufleine beschränkt. Die launige Verabschiedung begeistert.

Nebenan im Gebäude der Polizeiwache, die gleichzeitig ihr 20jähriges Jubiläum feiert, sind Schaufensterpuppen mit historischen und aktuellen Polizeiuniformen zu besichtigen. Vielleicht sehen wir ja hier „YWOs“Fell zum 30jährigen wieder. Uwe Wetzner