Wegen Katja vor der Oper

Was Benno Ohnesorg nach Berlin getrieben hatte, war die Bundeswehr. Zum Bund wollte er auf keinen Fall. 1963 hatte er auf der Insel Amrun die spätere Schlagersängerin Katja Ebstein kennen-, eine Freundin von ihr liebengelernt. Die beiden Berlinerinnen wiesen Ohnesorg auf die Wehrdienstbefreiung für Westberliner hin und rieten zum Studium in ihrer Stadt.

Ohnesorg immatrikulierte sich an der FU für Soziologie, später studierte er Germanistik und Romanistik. Wenn auch die Beziehung zu Katjas Freundin im Sande verlief, hielt er doch weiter Kontakt zu Katjas Clique. Und genau das wurde ihm am 2. Juni 1967 zum Verhängnis. Nicht der Schah hatte den sensiblen Hesse-, Brahms- und Dylan- Fan auf die Beine gebracht – obwohl er den politischen Zweck billigte, fühlte er sich zwischen Demonstrantenmassen nicht wohl. Ihm war es darum gegangen, Katja und Co. aufgrund einer „losen Verabredung“ (Ebstein) nach der Demo abzupassen. Statt dessen geriet er dann im Garagenhof 66/67 an Polizeiobermeister Kurras.

Katja Ebstein, die diese Geschichte erstmals öffentlich im Januar 1996 auf WDR 3 erzählte, hatte nach eigenem Eingeständnis mit ihrer Freundin „lange an der Sache zu knacken“. Drei Jahre später vertrat sie die Bundesrepublik beim „Grand Prix de la Chanson“ in Amsterdam. Mit „Wunder gibt es immer wieder“ kam sie auf den dritten Platz.

Zu Sitzblockaden gegen Raketenstationierungen, Veranstaltungen der „Ärzte gegen den Atomtod“ und gegen die Schließung der Betriebe in Rheinhausen ist sie aber weiterhin gegangen. cm