Vorbote Kalk

■ UKE-Mediziner wollen überflüssige Brustamputationen reduzieren

Mikroskopisch kleine Kalkspritzer in der Brust können Vorboten einer Krebserkrankung sein. Darauf hat der Brustkrebsexperte Fritz Jaenicke von der Hamburger Uniklinik Eppendorf im Vorfeld eines norddeutschen Kolloquiums hingewiesen, zu dem sich heute rund 300 Gynäkologen, Pathologen und Radiologen im UKE treffen. Die Mediziner wollen sich über eine Form der Früherkennung austauschen, durch die Brustamputationen reduziert werden könnten.

Das sogenannte Mammakarzinom, so Jaenicke, verhalte sich unterschiedlich bösartig. Manche Brustkrebsarten können die Größe einer Pampelmuse erreichen, ohne das Leben der Patientin ernsthaft zu gefährden. Andere Tumortypen streuen Metastasen (Tochtergeschwülste) in Lunge oder Leber, gegen die die Medizin bisher machtlos ist.

Durch eine verbesserte Mammographie werden bei Röntgenuntersuchungen zunehmend Vorstufen des Brustkrebses entdeckt. Diesen Frühformen, die nicht zu ertasten sind, gilt das spezielle Interesse der gynäkologischen Onkologie. Denn noch werden die Gewebeveränderungen, um einen hundertprozentigen Heilungserfolg zu erzielen, zumeist mit der Abnahme der Brust behandelt. „Achtzig Prozent dieser Frauen werden damit total übertherapiert“, schätzt Jaenicke; nur ein Fünftel dieser Tumore wüchse am selben Platz und aggressiver nach.

Doch welche Tumorzelle sich wie entwickelt, ist molekularbiologisch noch nicht ausreichend erforscht. In einigen Jahren wollen die Gynäkologen präzisere Diagnosen stellen. Dann könnten die Brustkrebsvorstufen analog zu den kleinen Tumoren, die bei 70 Prozent der Patienten heilbar sind, brusterhaltend operiert werden.

Vorausgesetzt, sie werden bemerkt. Durch das frühzeitige Röntgen der Brust (für Frauen ab 40 alle ein bis zwei Jahre) kann die Sterblichkeitsrate bei einem Teil der Frauen gesenkt werden. Brustkrebs ist die häufigste Tumorart bei Frauen. Die bösartige Gewebeveränderung erwischt jede achte bis zehnte Frau über 35 Jahren – allein in Hamburg erliegen fast 500 von ihnen jedes Jahr dieser Erkrankung.

Lisa Schönemann