■ Querrille
: Die Sterne: "Von allen Gedanken schätze ich doch am meisten die interessanten"

Die Sterne: „Von allen Gedanken schätze ich doch am meisten die interessanten“ (L'Age D'Or / Sony)

Diesen Plattentitel kann man ruhig mehrfach aufsagen. Merksatz für die Pinnwand oder Desavouierung popmusikalischer Formate? Auf jeden Fall hält der monströse Titel, gleichzeitig Eröffnungsstück der vierten Platte der Sterne, die Stange ganz schön hoch. Doch es geht hier weniger darum, auf der Treppe zu sitzen und sich Geschichten zu erzählen, wie es in dem Stück heißt, sondern um apodiktische Äußerungen. Formulierte der Sänger Frank Spilker doch seit dem „Universal Tellerwäscher“skizzenhafte Portraits, so scheint ihm im Verwertungszusammenhang von Popkultur (Platte-Tour-Proben) ein wenig die Welthaltigkeit abhanden zu kommen. „Ich bin nur froh, daß es darüber hinaus noch etwas zu erzählen gibt“, heißt es in „Tourtagebuch“selbstkritisch. Wenn nicht, gibt es eben interessante Merksätze wie „Weil uns Beziehungen wichtig sind, kriegen die alles ab.“So klingt Von allen Gedanken...“eher wie ein Abend auf der Treppe, bei dem jeder etwas Interessantes sagen muß. Wem nichts einfällt, der muß einmal um den Block rennen. Über diese Versuchsanordnung ist den Sternen natürlich ein wenig die Gelassenheit abhanden gekommen. So bemühen sie sich auf „merg.id“mit avancierten Instrumentalklängen. Doch bei einer nach über 40 Tagen Studiohaft üppigen Produktion klingt noch der schäbigste Gitarrenakkord aufgeblasen. So sagen sie nicht wirklich viel Neues, das aber meistens interessant.

Volker Marquardt

live mit Stella: Fr, 26. Juni, 21 Uhr, Große Freiheit