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Wettzaubern mit dem Waldgeist

■ Neu im Kino: „A Chinese Ghost Story II“von Tsui Hark

Dieser Tage kommt in den US-Kinos Jean-Claude Van Dammes neues Kickbox-Spektakel „Double Team“heraus. Besonders ängstlich wird es von AnhängerInnen des Hongkong-Kinos erwartet, die den künstlerischen Bankrott einer weiteren Ikone „ihres“Genres ahnen: den des Produzenten und Regisseurs Tsui Hark. Wie die meisten seiner Kollegen wanderte er nach Hollywood aus und geriet dort ausgerechnet an Van Damme. Lieber möchte man sein Schaffen so in Erinnerung behalten, wie es das Kino 46 jetzt mit „A Chinese Ghost Story II“zeigt. Zwar hat Hark diesen Film offiziell nur produziert, aber sein Einfluß auf die Gestaltung ist unübersehbar.

„A Chinese Ghost Story II“ist die direkte Fortsetzung des Vorgängers. Dieser erzählte die Geschichte eines tollpatschigen jungen Steuereintreibers, der sich in einen Geist verliebt und sich des Zorns der Schattenwelt erwehren muß, als er versucht, dem schönen Geschöpf seine fleischliche Wiedergeburt zu ermöglichen. Zu Beginn des zweiten Teils ist der junge Mann wieder einsam, tollpatschig und mißverstanden. Mit einem Schurken verwechselt, wird er zunächst in den Kerker geworfen.

Bei seiner Flucht gerät er an einen zaubernden Geisterjäger, der ihn für einen Pferdedieb hält. Beide treffen schließlich zwei hübsche Schwestern, die über eine Gruppe wackerer Kämpfer gebieten. Die jungen Frauen halten den ewig verwechselten Steuereintreiber für einen Volkshelden, der ihren Vater aus den Klauen eines Tyrannen befreien wird. Der frisch gebackene Held meint indes, in der älteren Schwester die Reinkarnation seiner Geliebten zu erkennen. Leider bleibt nicht viel Zeit, die Mißverständnisse aufzuklären, denn es verschlägt den Trupp in eine Ruine, in der es gehörig spukt: Baumriesen, gigantische Tausendfüßler, Geistermönche und Krieger aus Fleisch und Blut müssen überwunden werden, bevor in den Sonnenaufgang geritten werden kann.

„Hüpfende Leichen“nennt die chinesische Mythologie Geschöpfe, deren westliche Entsprechung eine Mischung aus Vampir und Zombie wäre. Hüpfen wird somit auch in „A Chinese Ghost Story II“großgeschrieben. Die atemberaubendsten Action-Szenen spielen sich in der Luft ab. Dank unsichtbarer Drahtseile fliegen die Kämpfenden mehr, als daß sie springen. Bisweilen wird sogar auf Schwertern durch die Lüfte gesurft. Diese Effekte werden wunderbar durch den Schnitt begünstigt, der genügend Zeit zum Staunen läßt, aber nie genug, um die handwerklichen Geheimnisse zu enträtseln. Außerdem sorgt der ständige Einsatz von Gegenlicht, Nebel, wehenden Schleiern und fliegenden Lotusblüten für ein Maximum an Fantasy-Ästhetik.

Den größeren Monstern sieht man die Schwierigkeiten der Macher mit der Animation an. Dem Spaß tut das keinen Abbruch, da gerade das Wettzaubern mit dem Waldgeist und die Befreiung aus dem Bauch des Riesentausendfüßlers so spannend und witzig sind, daß der Pappmonsterfaktor schnell vergessen ist.

Andreas Neuenkirchen

Heute um 22.00, Fr. & Sa. um 22.30 Uhr im Kino 46

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