: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
A
Absolute Power USA 1997, R: Clint Eastwood, D: Clint Eastwood, Gene Hackmann, Laura Linney
„Der Gentleman-Einbrecher, der mit Samthandschuhen arbeitet und nur die hochkarätigsten Juwelen seines Zugriffs für würdig erachtet, ist ein Idol aus früheren, besseren Zeiten. Um so erfreulicher, daß Clint Eastwood als Regisseur und Star mit der ganzen Grazie seines Professionalismus den guten alten Meisterdieb, der das Stehlen als schöne Kunst betrachtet, noch einmal brillieren läßt. Nicht nur um edele Juwelen geht es natürlich, auch um eine schöne Frau und dann, unvermeidlich am Ende des 20. Jahrhunderts, um viel Blut, Mord, Gewalt. Unser Held gerät nämlich nicht mit irgendwelchen Lausebengeln ins Gemenge, sondern mit dem mächtigsten und korruptesten Drecksack weit und breit, dem Präsidenten der USA, der notfalls auch seine Bodyguards als privates Killerkommando einsetzt. Im übrigen jedoch kann man einem Thriller wie diesem nicht nachsagen, daß er aus dem wirklichen Leben gegriffen sei; er will ohne störende Skrupel der schönen Kunst des Nervenkitzels huldigen.“(Der Spiegel) City
A Chinese Ghost Story II Hongkong 1990, R: Ching Siu-Tung, D: Leslie Cheung, Joey Wang / Originalfassung ohne Untertitel
„Ziemlich genau das gleiche Grundrezept wie beim ersten Teil: Hochstilisiert mit breitem Humor, prima Spezialeffekten, Rap-Versionen von klassisch taoistischer Lyrik usw. Aber der große internationale Erfolg des ersten Teils gab jedem Beteiligten neue Energie und Selbstbewußtsein; mit schierer Kraft wie eine Fahrt auf einem Geisterzug schlägt die Fortsetzung sogar noch das Original. Zur Schlachtordnung von dämonischen Widersachern gehören der verfaulende Leichnam eines Riesen, ein Höllenfürst, der sich als Buddha ausgibt, und ein Wettermonster aus einem Alptraum von William S. Burroughs. Die einzige Enttäuschung des Filmes ist, daß der jähzornige taoistische Schwertkämpfer (gespielt von Wu Ma) erst in der letzten Filmrolle auftaucht.“(Time Out) Kino 46
Auf der Jagd nach dem Nierenstein Norwegen/Schweden 1996, R: Vibeke Idsöe, D: Torbjörn T. Jensen, Jenny Skavlan
„Der spannende Körpersaft- und Organthriller erzählt die Geschichte von Simon, der mit Hilfe seines altklugen und zauberkundigen Teddys zu einer Reise in den kranken Körper seines Großvaters aufbricht. In dessen Nieren werkeln garstige Salzhacker an einem riesigen, ungesunden Kristall – dem Nierenstein. Gemeinsam mit zwei Blutkörperchen nimmt Simon den aufwendig animierten, abenteuerlichen Kampf auf. Die tränenreiche Geschichte ist weder traurig noch nur für Kinder.“(tip) UT-Kinocenter
B
Bandits Deutschland 1997, R: Katja von Garnier, D: Nicolette Krebitz, Katja Riemann, Jasmin Tabatabai
„Die Regisseurin des Films, Katja von Garnier, 30, ist ein Hot Spot. Ihren ersten Film „Abgeschminkt“, den sie als eine Art Übung während ihres Studiums an der Münchener Filmhochschule drehte, sahen 1,3 Millionen Kinogänger. Da ist es schwer, sich mit dem zweiten Streich selbst zu übertreffen. „Bandits“ist die Geschichte einer Frauen-Knast-Band auf der Flucht – schneller, bunter, weiblicher als übliche deutsche Kinokost.“(Der Spiegel) Schauburg, Casablanca (Ol)
Basquiat USA 1996, R: Julian Schnabel, D: Jeffrey Whright, David Bowie, Denis Hopper
„Arm, schwarz und 21 war er, als er 1981 in der sehr weißen New Yorker Kunst-Szene seinen großen Wurf landete. Jean-Michel Basquiat, der 1988 an einer Überdosis Drogen starb, hatte ein zerquältes Leben und eine sehr hohe Meinung von seinem eigenen umstrittenen Werk. Der Künstler Julian Schnabel, selbst für Kontroversen und sein großes Ego bekannt, ist der debütierende Regisseur, der glaubte, Basquiats Geschichte besser als die Schreiberlinge in Hollywood erzählen zu können. Sein außergewöhnlicher Film, in dem Andy Warhol ausgerechent von David Bowie gespielt wird, ehrt den Freund, indem er dessen kreativen Akt als Rausch ohne Drogen zeigt. Für Basquiat war das Leben qualvoll, nicht die Kunst. In diesem Film fließt das Talent nur so aus ihm heraus.“(Rolling Stone) Kino 46
Batman & Robin USA 1997, R: Joel Schumacher, D: George Clooney, Arnold Schwarzenegger, Uma Thurman
„Gebt ihm einen Latexanzug – yeah! Gebt ihm Flügel – yeah! Gebt ihm ein Batmobil – yeah! Und aus George Clooney, dem softesten Sexsymbol Hollywoods, wurde Batman. Nie war der Rächer von Gotham City so kuscheläugig wie im vierten Teil. An seiner Seite kämpft Robin (Chris O'Donnell) – ein Juniorpartner und kindlicher Freund, der bereits das Cover eines amerikanischen Schwulenmagazins zierte. Außerdem treten auf: Uma Thurman, Alicia Silverstone und Arnold Schwarzenegger. Yeah.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Die Brücke Deutschland 1959, R: Bernhard Wicki,D: Fritz Wepper, Michael Hinz, Volker Lechtenbrink
„Als einer der wirklichen Antikriegsfilme ist Wickis „Brücke“in die Filmgeschichte eingegangen: Als ein Film, der in keinem Moment der fatalen Ästhetik des Krieges erliegt. Ganz im Gegenteil dominiert hier alles Militärische als etwas zutiefst Sinnloses, zumal vor dem Hintergrund der allerletzten Kriegstage, da noch einmal „alles, was ein Gewehr tragen konnte“, an die Front „geworfen“wurde. Ein Antikriegsfilm also und eine Anklage gegen den Wahnsinn der Hitler-Diktatur, zum Ende auch noch die eigenen Kinder zu verheizen. So ist „Die Brücke“im Gedächtnis geblieben: Als ein Zeitdokument, als ein Stück Vergangenheitsbewältigung, das einen grausigen Moment deutscher Geschichte aufhob im doppelten Sinne von aufbewahren und erhöhen.“(Peter Buchka) Kino 46
C
Con Air USA 1997, R: Simon West, D: Nicolas Cage, John Malkovich
„Wer mitfliegt, zurre Sicherheitsgurt und Kotztüte fest, denn die neue machomanische Flugnummer von Produzent Jerry Bruckheimer („Top Gun“, „The Rock“) und Regisseur Simon West stürzt mit allen pyrotechnischen Schikanen ins cinematische Sommerloch. Selbst die Crew aus glanzvollen Charakterdarstellern hebt den Luftheuler kaum in höhere Schichten: Die Knackis Nicolas Cage, John Malkovich, Ving Rhames und Steve Buscemi gehören zu einer gefährlichen Flugschar, die in eine neue Hochsicherheitsanstalt verlegt werden soll. Die schweren Jungs entführen das fliegende Knastzimmer, und die Action-Apotheosen tosen. Ein, zwei Frauen sind auch an Bord, sie bringen, dramaturgisch nötig, das Element des Weiblichen ein – hormonell gesehen, reichen die häufigen Explosionen völlig.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), MUWI-Kino (Ol), Solitaire (Westerstede)
D
Daffy und der Wal Kanada 1988, R: Jean-Claude Lord, D: Fanny Lauzier, Denis Forest
„Turbulente Ereignisse in einem Hotel an der kanadischen Küste, das ganz von einem fröhlich lachenden Mädchen dominiert wird, das, mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet, den Gesängen der Buckelwale lauscht. Naiver Kinderfilm ohne Charme und Poesie, der zwar alle Zutaten seines Genres beinhaltet, doch durch Zusammensetzung und Zubereitung alle Chancen zu fesselnder Unterhaltung vergibt.“(Lexikon des inernationalen Films) Gondel
Die Dicke Vera USA 1996, R: Howard Franklin, D: Bill Murray, Anita Gillette, Linda Fiorentino
„Der Komiker Bill Murray braucht schon ein dickes Fell. Diesmal wird er nicht von ewig grüßenden Murmeltieren, sondern von einer korpulenten Zirkus Elefantin geplagt. Vera, einziges Erbstück seines verstorbenen Vaters, bringt das durchrationalisierte Leben des zynischen Motivationstrainers ziemlich aus den Fugen. Da die Gags größtenteils vorhersehbar sind und ähnlich subtil wie die Fußspuren der Protagonistin, geht dem Roadmovie, das sich quer durch Amerika wälzt, ziemlich schnell die Puste aus.“(tip) UT-Kinocenter
Die 3 Mädels von der Tankstelle Deutschland 1996, R: Peter F. Brinkmann, D: Wigald Boning, Franka Polente, Anya Hoffmann, Carol Campbell
„Ist es eine gute Idee, „Samstag Nacht“-Blödeltasche Wigald Boning auch noch auf der Leinwand Raum für sein beschränktes Talent zu geben? Nein, ist es nicht. Das Grundgerüst der dünnen Story: Wigald hat Probleme mit Frauen und seiner dominanten Mutter, die bei Aufregung Geldscheine ißt (Riesenidee!). Als die Mutter stirbt, erbt Wigald erst, wenn er die marode Tankstelle auf Vordermann bringt, die er an die titelgebenden Mädels vermietet hat. Das tiefe Dröhnen ist Heinz Rühmann, der im Grab rotiert.“(V. Bleeck) City, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Der Dummschwätzer USA 1997, R: Tom Shadyac, D: Jim Carrey, Maura Tierney, Jennifer Tilly
„Es ist nicht furchtbar originell, einen Rechtsanwalt als zwanghaften Lügner darzustellen – immerhin verdient er, nach Ansicht der meisten Leute, damit sein Geld. Regisseur Tom Shadyac nutzt geschickt das Potential seines Stars, ohne den Fehler zu machen, Carreys Fratzenschneiderei zu sehr auszukosten. Das Ergebnis ist eine durch und durch nette Familienkomödie mit Moral zum Mitnehmen.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)
E
Encore Frankreich 1996, R: Pascal Bonitzer, D: Jackie Beroyer, Valeria Bruni Tedeschi, Matacha Regnier
„Beziehungsprobleme – darum geht es vornehmlich in Pascal Bonitzers Komödie, die sich mal durchaus ernsthaft, mal spielerisch mit einem Phänomen menschlichen Lebens auseinandersetzt: Der Unmöglichkeit zu zweit zu leben – und der Unmöglichkeit allein zu leben! Denn Abel (Jackie Beroyer), der Antiheld des Films, hat arge Probleme mit dem Zusammenleben, nicht nur mit seiner rasend eifersüchtigen Ehegemahlin Aliette (Valeria Bruni Tedeschi). (TV-Spielfilm) Gondel
Der englische Patient USA 1996, R: Anthony Minghella, D: Ralph Fiennes, Kristin Scott Thomas, Juliette Binoche, Willem Dafoe, Jürgen Prochnow
Der Autor Michael Ondaatje hat eine Unzahl von Geschichten in seinen Roman gewoben. „Die Geschichte der internationalen Sahara-Expedition in den dreißiger Jahren. Die Geschichte des Minensuchkorps der Britischen Armeee. Die Geschichte eines Sikhs in Europa. Die Tragödie einer Liebe.“Anthony Minghellas Verfilmung „schleppt sich eine gute Stunde so dahin. Toskanische Stille, Zweiergespräche, Dreiergespräche, dazwischen Rückblenden. Ein Wüstencamp, ein Sandsturm. Man ahnt nicht, was die Figuren treibt, was ihre Schicksale zusammenhält, doch der Film erzählt immer weiter: und dann, und dann... Dann geschieht das Unerwartete: das Wunder.“Denn „irgendwann kommt der Moment, in dem man aufhört, an das Buch zu denken, und nur noch zuschaut. „Der englische Patient“ist nichts als ein großer, ruhiger, altmodischer Liebesfilm. Von allen Geschichten, die in Ondaatjes Roman vorkommen, erzählt er nur eine einzige. Aber dieser einen verleiht er allen Zauber, den das Kino geben kann.“(Andreas Kilb, (Die Zeit) Filmstudio
F
Flame Zimbabwe 1996, R: Ingrid Sinclair, D: Moise Matura / Originalfassung ohne Untertitel
„Die Geschichte zweier Frauen aus dem Befreiungskampf gegen das Regime von Ian Smith. Durch die Verbindung von politischen Problemen mit persönlichen Erlebnissen entsteht ein dichtes Bild der Erinnerung. Die männliche Hauptrolle wird übrigens von Moise Matura gespielt, der einige Jahre in Bremen studiert hat.“(Kommunalkino) Kino 46
Flipper USA 1996, R: Alan Shapiro, D: Paul Hogan, Issac Hayes
„,Bald wird er kommen. Jeder kennt ihn, den klugen Delphin!' Leider ist die Übertragung der alten TV-Serie ins Kino nur bedingt gelungen. Kameramann Bill Butler mag wohl lieber böses Meeresgetier: er rückte schon Spielbergs „Hai“ins rechte Licht.“(TV-Spielfilm) Schauburg
Fräulein Smillas Gespür für Schnee Deutschland/USA 1996, R: Bille August, D: Julia Ormond, Gabriel Byrne, Vanessa Redgrave
„Smilla Jaspersen hält den Tod der sechsjährigen Jesaja nicht für einen Unfall und stellt Ermittlungen auf eigene Faust an. Dabei stößt sie auf zwielichtige Gestalten und dunkle Machenschaften. Die Spur führt von Kopenhagen nach Grönland ins ewige Eis. Aus der anfangs bedrohlichen Stimmung wird in Bille Augusts Bestsellerverfilmung allzuschnell eine reine Kriminalgeschichte, in der Smilla nur noch von einer Entdeckung zur nächsten hastet. Bei soviel Aufdeckungseifer gehen die Geheimnisse und die Spannung schon bald verloren.“(tip) UFA-Stern
Frech wie Krümel Dänemark 1991, R: Sven Mehtling
Kinderfilm über die Abenteuer des elfjährigen Krümel Krümelberg, der sich nicht nur mit seiner heftigst pubertierenden Schwester und seinem chaotischen kleinen Bruder, sondern auch noch mit Bankräubern herumschlagen muß. Atlantis
Fürchtet euch nicht USA/Deutschland 1997, R: Stefanie Krug, Fritz Popenberg
„Über 50 Jahre lang wurde die Geschichte des Widerstandes der Zeugen Jehovas unter dem Nazi-Regime unterdrückt. Erzählt wird von Zeugen Jehovas, die die Grundsätze, Gebote und Prophezeiungen der Bibel höher stellten, als die Gesetze des Nazi-Staates. Trotz grausamer Verfolgung verweigerten sie den Hitlergruß, lehnten den Kriegsdienst ab usw. Erst mit der Unterstützung durch das „United Holocaust Memorial Museum“in Washington sowie durch das Kuratorium „Junger Deutscher Film“konnte dieser Film entstehen.“(Produktionsnotizen) Kino 46
H
101 Dalmatiner USA 1996, R: Stephen Herek, D: Glenn Close, Jeff Daniels, Joely Richardson
„Das Remake aus der Hölle! In dieser Realfilm-Version sprechen die Hunde nicht mehr, sie wackeln nur noch mit den Köpfen und bellen. Und die Menschen, angeführt von Jeff Daniels und Joely Richardson, wandern durch die ganze Angelegenheit mit einem benommenen, ungläubigen Gesichtsausdruck, was man ja auch durchaus nachvollziehen kann. In ihren Eingangszenen als die böse Cruella DeVil zeigt Glenn Close eine gewisse scharlachrote Freude an ihrer eigenen Monströsität. Aber schnell wird der Zauber und die Feinfühligkeit des Zeichentrickfilms von 1961 durch schwerfällige Grobheiten erschlagen. Ist dies jetzt die offizielle Geschäftspolitik von Disney?“(New Yorker) UT-Kinocenter
J
Jack USA 1996, R: Francis Ford Coppola, D: Robin Williams, Diane Lane
„Robin Williams spielt hier einen Zehnjährigen, der zehn mal so schnell altert wie seine Freunde, also ein Kind im Körper eines Erwachsenen. Tom Hanks hat etwas Ähnliches in „Big“gemacht, aber während dort eine schöne Balance zwischen Humor und großem Gefühl gehalten wurde, ist „Jack“nur noch albern und schmalzig. Williams ist hier so irritierend und penetrant wie noch nie, und wie seine Figur springt der Film direkt von der Infantilität in die Senilität, ohne auch nur einen Moment lang erwachsen zu sein. Der Film ist zwar vom Großmeister Coppola inszeniert, aber wer sich dessen Karriere etwas genauer ansieht, weiß auch schon vor diesem Film, daß Coppola für Komödien etwa das gleiche ist wie der Catcher Hulk Hogan fürs klassische Ballett. Als Coppolas Tiefpunkt galt bisher seine Episode in „New York Stories“, die man kaum ertragen konnte, aber „Jack“ist noch schlimmer.“(Christopher Tookey) City
Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit
„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarienette jenseits der Sprache ausdrücken kann - genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol)
K
Kama Sutra USA 1995, R: Mira Nair, D: Sarita Choudhury, Naveen Andrews
„Mira Nairs pseudo-feministische Phantasie von weiblicher Selbstbefreiung und sinnlicher Selbstbestimmung wird ständig konterkariert von dem Umstand, daß die Frauen all ihr Sinnen, Lernen und Bestreben letzlich der Verführung des Mannes widmen. Der Mann lenkt ihr Tun – ihm zu gefallen, ist höchstes Ziel. Diese Welt wird ausgiebig in jenes orange-rot-braune Licht getaucht, das Haut und Haar so auffallend schimmern läßt. Mira Nairs eigentliches Thema, die spirituelle Dimension der Erotik, wird im Film nur vordergründig abgehandelt und bebildert. Dies wird durch aufwendiges Produktionsdesign, folkloristische Kostüme, durch Kunsthandwerk in Form von Tanz-Einlagen und ausgiebiges Abfilmen von Pracht und körperlicher Schönheit einzuholen versucht. Doch Exotik allein ist kein Garant für Aufmerksamkeit, das Ergebnis bleibt flach.“(epd-film) Cinema, Casablanca (Ol)
Die Kammer USA 1996, R: James Foley, D: Gene Hackman, Chris O'Donnell
„Die Liste der Stars, die sich schon für Hollywood in die Todeszelle hockten, ist lang. Und nun gesellt sich noch Gene Hackman dazu. „Dead Man Walking“aus dem Blickwinkel von John Grisham: Da werden die aufstöhnen, die von den Kino-Adaptionen des Bestesellerautoren den Rand voll haben. Doch aus den bisherigen Grisham-Verfilmungen ragt „Die Kammer“heraus. Regiseeur James Foley, Spezialist für tiefschürfende Charakterstudien, serviert ein beklemmendes Kammerspiel, das mehr Familiendram denn Thriller ist. So dürfen wir nun Haudegen Hackman in einem seiner besten Auftritte bestaunen: hager, abgemagert, verbittert, in der Rolle des abgestumpften, unverbesserlichen Rassisten, dessen blinder Haß nicht nur andere Familien zerstört hat, sondern auch die eigene.“(Bremer) City, Ufa-Stern
Kids USA 1995, R: Larry Clark, D: Leo Fitzpatrick, Justin Pierce
„Ein hinterlistig freundlicher Titel für einen schockierenden Film: „Kids“beschreibt 24 Stunden aus dem Leben einer Gruppe von New Yorker Teenagern. Underground-Fotograf Larry Clark hat seinen Film mit Darstellern aus der Skateboard-Szene von Manhattan nach dem Drehbuch eines 19jährigen realisiert. Sein Film ist so authentisch und kenntnisreich geschrieben wie hinreißend gespielt und fotografiert. Ein Happy end ist im Preis freilich nicht inbegriffen.“(tip) Atelier
Knockin' On Heaven's Door Deutschland 1997, R: Thomas John, D: Till Schweiger, Jan Josef Liefers
„Auch Lausbuben kommen manchmal in den Himmel; das Sterbenmüssen ist offenbar Strafe genug dafür, wie sie über die Stränge schlugen. Hier geht es also um zwei junge Kerle, die sich als ,Abnippel-Experten' verstehen dürfen: Jeder für sich hat soeben im Krankenhaus die Diagnose erhalten, daß sein letztes Stündlein nah bevorstehe; doch da sie sich beide zu munter zur Verzweiflung fühlen, fassen sie gemeinsam Mut zu einem letzten Ausbruch ins nie gelebte Leben. Weithin, zugegeben, ist diese Actionkomödie ein recht kumpelhaftes Abenteuer, bei dem viele freundliche Frauen immer nur kurz hereinschauen. Doch ebendiese Frauenferne bewahrt den Helden ihre Unschuld: Lausbuben sind und bleiben sie und also unwiderstehelich. Wer will schon beim Sterben der erste sein? Aber so heiteren Herzens sieht man Kinohelden nicht alle Tage zum Himmel fahren.“(Der Spiegel) UFA-Stern
L
Love etc. Frankreich 1996, R: Marion Vernoux, D: Charlotte Gainsbourg, Yvan Attal, Charles Berling
„Lust, Leidenschaft und Leid, eine Frau und zwei Männer: Der Altmeister des verspielten Affärenkinos, Francois Truffaut, hätte wahrscheinlich seine diebische Freude gehabt an diesem Duett zu dritt, das nicht nur beim Trip des Trios ans Meer an den Meilenstein des Dreiecksfilms erinnert. „Love etc.“besticht durch heiter-besinnliche Dialoge wie Monologe, eine trotz aller Tragik unbeschwerte Inszenierung und drei Schauspieler, die ihre Rollen mit ganzer Sinnlichkeit ausfüllen. Und daß die junge Regisseurin die „Jules und Jim“-Hürde mit ihrem Film so souverän nimmt und einem Vergleich standhält, ist wohl das höchste Lob, das man ihr aussprechen kann.“(Bremer) Atelier
M
Marvins Töchter USA 1996, R: Jery Zaks, D: Meryl Streep, Leonardo DiCaprio, Dianne Keaton, Robert De Niro
„Was auch immer Sie sonst über dieses aus dem Herzen gefühlte Drama denken, man kann nicht verleugnen, daß es ein schweres Pillen-Bombardement ist. Fast jeder in diesem Film scheint krank zu sein, aber er gehört trotzdem zu der Gattung, in der die Menschen am meisten Hilfe brauchen, die einen heilen Körper, aber eine gepeinigte Seele haben. Zaks Film wirkt wie ein Stück besseres Fernsehdrama. Es ist ein Heilungs- und Vergebungspaket, und das eine Element, das es so massiv und starr erscheinen läßt, ist die schwergewichtige Besetzung. Wenn man Robert De Niro dazu bewegen kann, dem verwirrten Mediziner Dr. Wally einen komischen Dreh zu geben, kann man zumindest die Illusion von Substanz garantieren. Tatsächlich gibt es hier solch eine große Dosis von Schauspielerei, die aus jeder Ecke herunterregnet, daß ich den leichten Impuls verspürte, davor in Deckung zu gehen. Keaton und Streep sind bewährte Opponentinnen, und sie spielen hier über fünf Sets: Streep spult mit stählernem Herzen und kettenrauchend eine ihrer Spezialnummern als Allerweltsperson ab, und Keatons Verkörperung des sackenden mittleren Lebensabschnitts fehlen das Makeup, die Eitelkeit und all die traditionellen Verschönerungen einer Hauptrolle. Sie ist so selbstlos, daß man kaum noch weiß, wo man hinsehen soll.“(The New Yorker) Atlantis, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol)
Metro USA 1996, R: Thomas Carter, D: Eddie Murphy, Michael Rapaport
„Keiner quasselt so viel, so schnell und so verqueres Zeug wie Eddie Murphy. Idealbesetzung also für die Rolle des unorthodoxen Polizeipsychologen, der Geiselnehmern lieber ein Loch in den Bauch redet, als ihnen eine Kugel in den Bauch schießt – bis ein Supergangster einen unerbittlichen Privatkrieg anzettelt. Herausragend auch die anderen Darsteller, die Actionsszenen, das Set-Design, die süffisanten Ideen am Rande. Alle Ingredienzen aber sind verschwendet an eine hanebüchene 08/15-Story, die man schon zu oft im Kino über sich ergehen lassen mußte.“(tip) UFA-Stern
N
Nacht über Manhattan USA 1996, R: Sidney Lumet, D: Andy Garcia, Richard Dreyfuss
„Und noch ein Film von Sidney Lumet über Korruption bei der Polizei von New York. Dieser, in dem Andy Garcia als Staatsanwalt in Manhattan gegen einen Drogenkönig ermittelt, der einige Polizisten erschossen haben soll, hat den verläßlichen Lumet-Touch (die blau-grauen Farbschemen, das leidenschaftliche Streiten über Recht und Unrecht), aber er gehört eigentlich eher ins Fersehen. Lumet begann seine Karriere, in den Fünfzigern, als Regisseur von knallharten Fernsehspielen, und nach vielen Jahren des Filmemachens in Hollywood, scheint er den Kreis wieder schließen zu wollen. Der Film ist idealistisch und moralisch sowie gleichzeitig hip und zynisch, wie eine gute Episode aus „Law and Order“oder „NYPD Blue“. Es wird nur mehr geflucht.“(The New Yorker) Schauburg, UT-Kinocenter
9 1/2 Wochen in Paris Frankreich/Großbritannien 1996, R: Anne Gousaud, D: Mickey Rourke, Angie Everheart
„Muß das wirklich sein? Wir hatten uns doch schon damit abgefunden, Mickey Rourke zusammen mit anderen Insignien des Yuppiezeitalters auf dem Friedhof der Achtziger zu begraben. Und jetzt tapert er durch Paris, bewaffnet mit Eiswürfeln und Schmelzkäse, um Frauen zu unterwerfen. Na dann, viel Glück!“(TV-Spielfilm) Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Palast
P
Pepolino Deutschland/Kanada/Ungarn 1996, R: Jans Uzak
„Im Mittelpunkt dieses im Mittelalter angesiedelten Cartoon-Märchens steht der junge Troubardour Pepolino, der gegen den Willen der grantigen Großmutter ein Leben voller Kunst und Romantik anstrebt, statt die Familentradition des rauhbeinigen Piratenlebens fortzusetzten. Selbstverständlich treiben die Hexe Hildegard und ihre bösen Spießgesellen den Sänger doch ins Seeabenteuer, doch die Liebe zur Meerjungfrau Mora rettet ihn. Eine Spur zu didaktisch inszeniert, lassen die komplexen Inhalte und diversen Gruseleffekte eine Empfehlung erst ab acht Jahren angeraten erscheinen.“(tip) UFA-Palast
R
Das Relikt USA 1996, R: Peter Hyams, D: Penelope Ann Miller, Tom Sizemore
„Mögen Sie Actionhorror pur? Monster-Movies wie „Der Blob“, „Tremors“oder „Aliens“? Dann sitzen Sie im „Relikt“hundertprozentig in der ersten Reihe. Für Schocks und Schauer, Splatter und Spannung sorgt hier eine blutrünstige Schleimkreatur, die sich im morbiden Naturkundemuseum von Chicago eingenistet hat, dort ihr Unwesen treibt und erstmal einem Nachtwächter den Kopf abbeißt. Der Genre-Spezialist vom Dienst, Peter Hyams, haut effektvoll auf den Putz und läßt einen furchteinflößenden Labyrinthgrusler der alten Schule von der Leine: Dunkle Gänge, dunkle Räume, dunkle Ecken und hinter jeder Tür wartet eine Schreckenssekunde auf die Helden und auf uns.“(Bremer) UFA-Stern
Rosanna's letzter Wille USA/Italien/Großbritannien 1996, R: Paul Weiland, D: Jean Reno, Mercedes Ruehl
„Über alles liebt Marcello, Trattoria-Besitzer in einem kleinen italienischen Dorf, seine Frau Rosanna, die unheilbar krank ist. Eigentlich kein idealer Ausgangspunkt für eine heiter-romantische Komödie. Doch Drehbuchautor Saul Turteltaub hat aus einer italienischen Volkserzählung eine im besten Sinne altmodische Komödie gemacht. Voller Zuneigung wird man Zeuge, wie der cholerische Marcello verzweifelt versucht, jedermann am Leben zu erhalten, weil nur noch drei Gräber auf dem Dorffriedhof frei sind. Denn der letzte Wunsch der angeblich Todgeweihten ist es, in Heimaterde begraben zu werden. Der Film setzt auf kauzige Charaktere und den widerborstigen Charme Jean Renos, der der sympathischen Figur des stets hysterischen Gastwirts die unbändige Energie einer Comicfigur verleiht.“(D. Lackner) UT-Kinocenter
Rossini Deutschland 1996, R: Helmut Dietl, D: Mario Adorf, Veronika Ferres, Götz George, Heiner Lauterbach
„In der Art, wie Dietl sich und seinesgleichen mutwillig dem Komödiengelächter preisgibt, trifft sich äußerste Koketterie mit äußerster Ehrlichkeit – erlaubt ist das nur und gelingt nur, weil Dietl so alles umarmend in sein Werk verliebt ist, verliebt in die Sprache, in die Schauspieler, in die Komödienkunst. Seht her: Da gibt es eine kleine Gesellschaft kennenzulernen, von der man nicht sagen kann, daß sie über sich selbst hinaus etwas bedeute. Wenn dieses Schwabing nicht die Welt ist, gibt es überhaupt keine.“(Der Spiegel) UT-Kinocenter
S
Die Schwanenprinzessin und das Geheimnis des Schlosses USA 1997, R: Richard Rich
„Ein Frosch, eine Prinzessin, ein Prinz – ein Papageientaucher? Gut, hier weichen die Macher dieses Zeichentrickmärchens ein wenig vom üblichen „Personal“ab, aber sonst ist alles da: Ein böser Zauberer mit Namen Clavius, eine entführte Königin, eine geheimnisvolle Zauberkugel, die gewaltige Kräfte verleiht, und natürlich ein Geheimnis, das es zu lösen gilt... Regisseur Richard Rich hat sich jahrelang bei Disney angesehen, wie's gemacht wird.“(TV-Spielfilm) City
Set it off USA 1996, R: Gary Gray, D: Jada Pinckett, Quenn Latifah
„Sie sind Girlz N The Hood: Die hart arbeitenden Freundinnen Stony, Frankie, Cleo und Tisean fühlen sich vom System betrogen und verfallen auf eine irre Idee. Von der lokalen Kiezgröße mit Waffen ausgestattet, beginnen sie eine Karriere als Bankräuberinnen. Das löst finanzielle Probleme und sorgt für den richtigen Adrenalin-Kick – bis sich die Lage dramatisch zuspitzt. Der bestechend besetzte Film ist actionreich, hedonistisch, bewegend, cool. Und kommt der Idealvorstellung eines feministischen Thrillers erstaunlich nahe.“(tip) UFA-Stern
Shine – Der Weg ins Licht Australien 1996, R: Scott Hicks, D: Geoffrey Rush, Noah Taylor, Armin Mueller-Stahl, John Gielgud
Der Regisseur Scott Hicks erzählt hier die wahre Geschichte von David Helfgott, der in den 50er Jahren als Wunderkind am Flügel reüssierte, auf der Bühne nach dem Spielen des berüchtigt schwierigen 3. Pianokonzerts von Rachmaninoff zusammenbrach und nach einer langen geistigen Umnachtung wieder den Weg in die seelische Gesundheit und ans Klavier fand. Armin Mueller-Stahl spielt Davids Vater als eine wahrhaft erschreckende Mischung aus Tyrann und Opfer. Sein Gegenpol ist John Gielgud in einer weiteren schönen Nebenrolle als ein Musikprofessor, der David in London fördert und so etwas wie sein Traumvater ist. Das Wunderbare an diesem Film ist es, das er trotz Geisteskrankheit und Davids gescheiterter Weltkarriere alles andere als deprimierend ist. Dafür ist Hicks ein zu romantischer und warmherziger Erzähler. (hip) Schauburg
Die Story von Monty Spinnerratz Deutschland 1997, R: Michael F. Huse, D: Lauren Hutton, Beverley D'Angelo
„Die Marionetten der Augsburger Puppenkiste ins Kino zu bringen ist prinzipiell eine tolle Idee. Nur ist sie hier leider völlig verschenkt. Mit Blick auf den US-Markt nahm man ein amerikanisches Kinderbuch als Vorlage und verlagerte damit den Aktionsbereich der „fränkischen Muppets“über den großen Teich. Der Charme der Puppen ist dabei anscheinend irgendwo im Hudson River untergegangen.“(V. Bleek) Kino 46
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Tage wie dieser... USA 1996, R: Michael Hoffman, D: Michelle Pfeiffer, George Clooney
„In dieser gefälligen, wenn auch etwas zu lange köchelnden romantischen Komödie treffen sich die beiden gehetzten alleinerziehenden Eltern George Clooney und Michelle Pfeiffer an dem nervigsten Tag ihres Lebens. Er ist Journalist bei einer Boulevardzeitung, sie ist Architektin. Beide haben zu viel zu tun und niemanden, der für diesen Tag auf ihre Kinder aufpasst. Obwohl sie sich auf den ersten Blick nicht leiden können, einigen sie sich nach einigem Zögern darauf, für diesen Tag die Elternpflichten zu teilen. Pfeiffers Sohn und Clooneys Tochter haben aber ihre eigenen Pläne und spielen ihren Eltern einen Streich nach dem anderen. Bei den komischen Streitigkeiten versuchen die beiden Stars sich gegenseitig auf bewunderswertem Niveau die Show zu stehlen. Aber leider dauert es eine kleine Ewigkeit bis zu dem Kuß, der sie zusammenbringt.“(International Herald Tribune) UT-Kinocenter
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Varieté Deutschland 1925, R: E.A. Dupont, D: Emil Jannings, Maly Delschaft, Lya de Putti / Stummfilm mit live gespielter Musikbegleitung durch die Brass-Band „Tuten & Blasen“
„Varieté ist eine Rahmenerzählung, die Lebensbeichte des Mörders „Boss“Huller, der nach zehn Jahren stummer Gefängnishaft endlich vor dem Gefängnisdirektor sein Schweigen bricht. Der Film überwältigte die Zuschauer durch noch nie gesehene Bilder, durch spektakuläre Perspektiven, die neue Dimensionen des Sehens eröffneten. Die Kamera Karl Freunds ist hier nicht weniger entfesselt als in „Der letzte Mann“. Die Kamera schwingt auf dem Trapez in schwindelnder Höhe, macht den Zuschauer zum Mitakteur der atemberaubenden Luftnummer, löst die Statik des Raumes und der Objekte in eine tranceartige Bewegung auf. Den Salto mortale in der Kuppel des Wintergartens nutzt Dupont als Metapher seiner Inszenierung.“(Reclam Film Klassiker) Kino 46 Open air an der Melchersbrücke im Bürgerpark
14 Tage lebenslänglich Deutschland 1996, R: Roland Suso Richter, D: Kai Wiesinger, Michael Mendl, Sylvia Leifheit
„Wenn ein Film mit einer derart kalten, gefühlslosen Sexszene beginnt wie dieser, dann ahnt man schon, daß es anders läuft als in all den Komödien und Beziehungsfilmchen aus deutschen Landen. Für Roland Suso Richters sehenswertes Knastpsychodrama magerte Kai Wiesinger deutlich ab; auch optisch wollte er sich deutlich von seinem bisherigen „Softie“-Image distanzieren. Um seine verschuldete Kanzlei medienwirksam ins Gespräch zu bringen, akzepiert der arrogante Junganwalt Wiesinger eine Erzwingungshaft von 14 Tagen für nichtbezahlte Parktickets. Doch kurz vor seiner Entlassung wird in seiner Zelle eine große Menge Kokain gefunden, und er wird zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. Er weiß, daß er reingelegt worden ist. Und er ahnt auch, von wem ...“(Tv-Spielfilm) Ufa-Stern
W
Wallace & Gromit total Großbritannien 1993-96, R: Nick Park / Originalfassungen mit Untertiteln
Leider keine neuen Abenteuer von dem Kinopaar, das gute Chancen hat, als die gekneteten Erben von Laurel & Hardy in die Filmgeschichte einzugehen. Statt dessen werden jetzt die drei Filme von Nick Park mit ihnen, „A Grand Day Out“, „The Wrong Trousers“und „A Close Shave“in einem Programm gezeigt. Cinema
When We Were Kings USA 1996, R: Leon Gast / Originalfassung mit Untertiteln
Welche Helden kann man heut noch ohne Mißtöne besingen? Hymnen auf Heroen werden kaum noch angestimmt, aber es gab einmal eine Zeit, als James Brown und B.B.King für Muhammad Ali sangen, und der Dokumentarfilm von Leon Gast über dessen epochalen Boxkampf gegen Forman in Zaire ist ein Heldenlied im besten, fast schon vergessenen Sinne des Wortes. So sind einige Trainingsschläge von Ali auf den punching ball so geschickt montiert, daß sie genau dem beat der Soulmusik von James Brown entsprechen. Und Ali beherrscht den Film tatsächlich wie ein König. Seine Vorstellung ist so charismatisch, unterhaltsam und bewegend, daß ein amerikanischer Kritiker meinte, der Film hätte neben dem Oscar als bester Dokumentarfilm des Jahres auch noch einen zweiten für Muhammad Ali als den besten Schauspieler verdient. Boxen sehen wir ihn gerade mal ein paar Minuten lang, aber wie er mit den Journalisten umgeht, wie er die Menschen in Zaire für sich einnimmt, wie er für jede Situation aus dem Stehgreif genau die richtigen Worte findet: zugleich profund, witzig, poetisch und frech – das ist die große Überraschung des Films. Und wenn man einmal während des Kampfes, nur für eine Sekunde und in Zeitlupe, die Angst in den Augen von Muhammad Ali aufblitzen sieht, dann ist diese Detail die Note, die das Heldenlied endgültig wahr klingen läßt. (hip) Schauburg
Wilde Kreaturen USA 1996, R: Robert Young, Fred Schepisi, D: John Cleese. Jamie Lee Curtis, Kevin Kline, Michael Palin
„Es gibt wenig zu lachen in „Wilde Kreaturen“, dem chaotischen, freudlosen Nachfolgefilm von „Ein Fisch names Wanda“. Kevin Kline gibt hier gleich zwei schlechte Vorstellungen: Als ein skrupelloser australischer Industiemagnat und sein amoralischer Sohn, der Vizedirektor eines kleinen britischen Zoos wird, den sein Daddy gekauft hat. Jamie Lee Curtis und John Cleese stehen ihm mit ähnlich enttäuschenden Leistungen zur Seite. Als Zoodirektor, der glaubt, er könne den Profit erhöhen, indem er einfach alle zahmen Tiere aus dem Zoo wirft, läßt Cleese seinen Hotelmanager aus der TV-Serie „Fawlty Towers“wieder auferstehen. Die scheinbar ohne jede Führung vom Regisseur agierende Curtis ist eine amerikanische Geschäftsfrau mit dem Auftrag, Cleese auf Trab zu bringen. Die konfuse Geschichte, in deren Mittelpunkt eine Schlacht zwischen knuddeligen Tierhütern und knuddeligen Tieren steht, erinnert an die verstaubten englischen Komödien der 50er Jahre. Die ständigen Witze über Brüste, Fürze und Orgien sind etwa so witzig wie offene Entzündungen.“(The Observer) Europa, Ufa-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
William Shakespeares Romeo & Julia USA 1996, R: Baz Luhrmann, D: Leonardo DiCaprio, Claire Danes
„Kinder reicher Eltern, die in großen Schlitten durch die Gegend fahren und sich kleine Schießereien liefern: Wie bei der zufälligen Begegnung an der Tankstelle, die dann in Flammen aufgeht – Auftakt für „William Shakesspeare's Romeo & Julia“, der selbstverständlich keinen klassischen Theaterfilm abgibt. Regisseur Baz Luhrmann spielt ironisch mit Versatzstücken aus der elisabethanischen wie der heutigen Zeit. Die Geschichte von Romeo und Julia wird von einer farbigen Ansagerin im Fernsehen präsentiert, wo – und das ist überhaupt der Clou des ganzen Films – allerdings Original-Shakespeare gesprochen wird. Luhrmanns Film ist eine echte Teenage-opera, unglaublich romantisch und tragisch zugleich, unterstrichen von einer Musik, die den Film stellenweise wie ein Musical erscheinen und seine Bilder grell explodieren läßt. Ausgesprochen sympathisch und natürlich herzergreifend.“(taz) UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Das Wissen vom Heilen Schweiz 1996, R: Franz Reichle
„Auf den Spuren des so runzligen wie sympathischen Leibarztes des Dalai Lama, Dr. Tenzin Choedrak, begibt man sich in die Sprechstunde eines buddhistischen Klosters, macht sich mit anderen, umfassenden Auffassungen von Gesundheit und Krankheit vertraut, blättert in uralten Schriftrollen, verfolgt die komplizierte Herstellung der Arzneien vom Klassifizieren der Pflanzen bis zum Verpacken per Hand. Neben erstaunlichen Krankengeschichten, die Reichles Dokumentarfilm über Monate verfolgt, verblüfft vor allem das sachliche Selbstverständnis, mit dem tibetanische Ärzte Wissenschaft, Philosphie und jahrtausendealte Tradition verbinden.“(Tip) Cinema, Casablanca (Ol)
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