Mit Koks und Harfe

Relikte einer „romantischen Seele“im Hanseviertel: Ausstellung über Kaiserin Sisi  ■ Von Heike Dierbach

Das verblichene rosa Hütchen sieht aus wie ein Ladenhüter aus dem Winterschlußverkauf. Und doch war die unscheinbare Zier Zeugin eines hochromantischen Ereignisses: der ersten Begegnung zwischen Bayerns Sisi und Österreichs Kaiser Franz Joseph im Jahre 1853 in Bad Ischl. Heute bekommt die Kappe nur noch den Hamburger Einkaufsadel zu Gesicht – von ihrer Vitrine im Hanseviertel aus. Dort zeigt das Münchner Sisi-Museum bis zum 25. August eine Ausstellung über die österreichische Kaiserin und hat eigens dafür das Hütchen aus dem Fundus befreit.

„Der junge Kaiser verliebte sich Hals über Kopf in sie“, erzählt Museumsleiter Manfred Klauda. Wissen wir doch. Auch von den schweren Schicksalsjahren der Kaiserin, die das Fernsehen regelmäßig wiederbelebt. Wenn „Franzl“doch nur nicht Kaiser gewesen wäre ... „Nein, Romy Schneider, das sei nicht Sisi gewesen“, widerspricht Klauda. Deswegen steht das Käppchen auch Frau Klauda viel besser, die nun damit auf Sisis Bett für die FotografInnen posiert.

Kaiserin Elisabeth habe ein „Lebensgefühl gelebt, das ihrer Zeit weit voraus war“, schwärmt Klauda. Ihre „romantische Seele“brachte sie auf der ausgestellten Harfe „zum Klingen“. Sisi, die „starke Persönlichkeit als Frau“, suchte zeitlebens nach sich selbst, konnte aber in Wien, Italien, Ungarn und auf diversen Mittelmeerinseln nichts finden. Da griff sie lieber zu Altbewährtem und führte in ihrer Reiseapotheke stets einige Gramm Kokain mit sich. Sisi – eine avantgardistisch-romantisch-feministische Drogenkonsumentin?

Der arbeitenden Bevölkerung im Hanseviertel ist das offensichtlich ziemlich egal. „Der alte Kram interessiert mich nicht“, kommentiert die Verkäuferin in einer Parfümerie, „das ist nicht meine Welt.“So erfährt sie nichts von Sisis Ermordung 1898 durch einen italienischen Anarchisten und nichts von Franzls verzweifelter Reaktion: „Sie wissen nicht, wie ich diese Frau geliebt habe.“