taz_archiv_536781913599

Kissenkollision im Laboratorium

■ „No New York“- eine Ausstellung und Performance im F 18

Ein blütenweißer Schwan versucht die Strecke abzuschwimmen. Sein See, ein Polsterkissen, seine qualvolle Odyssee mit sicherem Kolisionskurs, eine Schnur, auf der das Kissen immer wieder gegen eine Wand geführt wird. Beklemmend wirkt die Installation der Künstlerin Bea Schlingelhoff auch auf den Betrachter. In einer ähnlich auswegslosen Situation, wie der auf dem Polster abgebildete Schwan, muß sie sich gefühlt haben, als sie eine Absage nach der anderen zurückgeschickt bekam.

„Eigentlich sollte das hier meine Abschlußarbeit werden“, erzählt die Bremer Kunststudentin. Einen Studienplatz an der New Yorker Kunsthochschule hatte sie erhalten. Nur das Geld für die Studiengebühren mußte sie zusammenkriegen. Vom Vogelfutterproduzenten bis zur Bauklötzchenindustrie hat sie erfolglos versucht, einen Kunstsponsor aufzutreiben. Die Antwortschreiben pflastern die Wand hinter dem Schwan. Kurzerhand hat sie die Ausstellung in „No New York“umbenannt.

Gehäkelte Stoffobjekte, gestickte Handarbeiten, tätowierte Zitronen - Bea Schlingelhoff bedient sich einer banalen Formenästhetik an der Grenze zwischen Kitsch und Alltagskunst. Eine Wahlverwandtschaft zur populären Kunstszene der amerikanischen Ostküste, speziell zu Mike Kelley, ist nicht zu übersehen.

Das blaue Gebäude am St.Pauli Fischmarkt 18 stand lange leer. Bis vor einem halben Jahr eine Gruppe junger Kunststudenten aus Hamburg und Bremen die ehemalige Fischlagerhalle am Elbufer für sich entdeckten, und dort das „F 18 - Institut für Kunst, Information und Technologie“gründete.

In Zeiten, wo notwendige Reformen verkrusteter Universitätsstrukturen Deutschlands an den eigenen starren Regeln oft zu scheitern drohen, möchte F 18 den Begriff „Institut“neu besetzen. Ein offenes „Laboratorium“soll entstehen, das nicht-etablierten jungen Künstlern die Möglichkeit bietet, autonom zu arbeiten. Julia Lee

Heute abend wird die Künstlerin ab 18 Uhr neben der Ausstellung eine Performance im F 18 (Fischmarkt 18) zeigen.