Kernspintomographien der Seele

■ Mit seiner Band Dinosaur Jr. verbindet der Langweiler J. Mascis weiterhin das Possierliche und Melodische mit dem Monströsen

J. Mascis ist das Phlegma in Person. Die letzten Alben seiner Band Dinosaur Jr. semmelte er mit dem Gleichmut eines Menschen runter, der so recht nicht mehr an den eigenen Berufsstand glauben mag. Gerne für bare Münze nahm man da das Gerücht, daß der eigentlich nicht besonders sportive Schlacks sich inzwischen aus dem Geschäft zurückgezogen habe, um sich ganz einer professionellen Karriere im Golfsport zu widmen. Ist natürlich gelogen.

In Wirklichkeit arbeitete J. Mascis an einem weiteren Soundtrack für einen Film von Alison Anders, in deren Gas, Food And Lodging er einst auch als Schauspieler debütierte. Außerdem brachte er in den USA ein Solowerk heraus, das aufgrund vernichtender Kritiken gar nicht erst für Europa freigegeben wurde. Und jetzt hat er ein weiteres Album mit Dinosaur Jr. veröffentlicht. Was ja eigentlich auch keine wirkliche Bandangelegenheit ist – obwohl sich Mike Johnson schon seit einigen Jahren auf dem wackeligen Posten des Bassisten halten kann.

Beim ersten Hören klingt alles wie gewohnt. Die breitflächigen verzerrten Gitarren auf Hand It Over, so der Titel, fungieren ein weiteres Mal als Schwingen, die Platz bieten für allerhand harmonische Spielereien. Das Monströse und das Possierliche gehen also wieder gut zusammen. Wer genau hinhört, erkennt jedoch eine Menge neue Details.

Stellenweise rauscht und bebt das Album wie die Noise-Symphonien der legendären My Bloody Valentine, was nicht sonderlich verwundert, dreht doch deren Chef Kevin Shields an den Verstärkerreglern. Ganz deutlich zu hören ist das in „I'm Insane“. Famos und ein bißchen verrückt ist natürlich der Einfall, ausgerechnet für diesen Song eine Fanfare einzubauen, die gut in den Werbespot eines Versicherungshauses passen würde.

Auf dem Grün eines Golfplatzes kann man sich so einen wie J. Mascis dann jedenfalls doch nicht vorstellen.

Christian Buß

mit Veruca Salt: Di, 21. August, Markthalle, 21 Uhr