Bremer High-Tech-Firma auf der Kippe

■ AEG Schutz- und Leittechnik streicht 60 von 170 Jobs

Die Bremer Elektronikfirma AEG Schutz- und Leittechnik GmbH will jeden dritten Arbeitsplatz streichen: 60 von 170 MitarbeiterInnen sollen mit betriebsbedingten Kündigungen auf die Straße gesetzt werden. Nach Angaben aus dem Betriebsrat ist es wegen der schlechten Auftragslage auch unsicher, ob der Rest der Belegschaft gehalten werden kann.

Die meisten Mitarbeiter an der Kurfürstenallee sind Ingenieure und Techniker, die am Computer spezielle Leitsysteme für Gas-, Wasser- und Stromversorgung für die Energiewirtschaft entwickeln.

Wie Radio Bremen meldete, laufen Verkaufsverhandlungen, um einen Übernehmer für die Firma zu finden. Diese Gespräche seien die letzte Chance für das notleidende Unternehmen, hieß es. Noch gehört die AEG Schutz- und Leittechnik zum Daimler-Benz-Konzern, der dieses Überbleibsel aus der Konkursmasse seiner ehemaligen Tochterfirma AEG jedoch sobald wie möglich abstoßen möchte. Gestern hüllten sich sowohl die Geschäftsleitung als auch der Betriebsrat offiziell in Schweigen. Die Gewerkschaften haben wenig Zugriff auf die Firma, nur wenige Mitarbeiter sind organisert.

Die AEG Schutz- und Leittechnik kam seit ihrer Gründung offenbar nie richtig in Schwung. Damals hatte die Atlas Elektronik, heute mit STN zu STN Atlas Elektronik fusioniert, dieses Geschäftsfeld abgestoßen und die Mehrheit der Anteile an die Daimler-Tochter AEG verkauft. Der Haushaltsgeräte-Riese kaufte sich seinerzeit einen Bauchladen von Technik-Firmen zusammen. Ein Weg, der im vergangenen Jahr in der Pleite endete. Als Daimler die Reste der AEG dann verkaufte, blieben die Stuttgarter auf der Bremer Firma sitzen.

Vor wenigen Monaten trennte sich dann die STN Atlas auch von ihrer Minderheitenbeteiligung. Denn das Geschäft der Schutz- und Leittechniker ist offenbar wenig einträglich. Übermächtige Konkurrenz von Siemens und ABB läßt wenig Raum. „Die großen Konkurrenten machen uns die Preise kaputt, um uns vom Markt zu schmeißen“, klagte ein Betriebsrat auf der Hansa-Welle.

Die Bremer Politik reagiert wenige Monate nach dem Konkurs der Deutschen System-Technik (DST) angesichts der Krise eines weiteren High-Tech-Unternehmens hilflos. Das sei Sache eines Privatunternehmens, hieß es in der Wirtschaftsbehörde, da habe der Staat keinen Einfluß. Auch die Wirtschaftsförderungsgesellschaft hatte keinen engeren Kontakt mit dem Unternehmen. jof