■ Urdrüs wahre Kolumne
: Ziemlich erschüttert irgendwie

Happy Hour ist des Trinkers Sonnenschein – jedenfalls wenn zwischen 18 und 20 Uhr zwei Biere zum Preis von einem gereicht werden oder jeder Cocktail für 'nen Heiermann über den Tresen geht. Was aber halten wir von der sonnenbrandigen Marketing-Idee eines Gastronomen in der Neustadt, der zum Inhalt einer glücklichen Stunde erklärt, daß er gratis Salzstangen zum Getränk anbietet? Mit solcher Knickerigkeit erreicht man das rettende Ufer nie!

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Erste Bremer Islam-Wochen unter der Schirmherrschaft von Henning Scherf in den letzten Septembertagen. Und in der Schlußresolution bekennen sich Muselman und Christ bei einem Glas Buttermilch zum gemeinsamen heiligen Krieg gegen öffentliches Trinken von Alkohol: Wir haben euren Braten rechtzeitig gerochen!

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Energisch warnt die ÖTV in den Fußstapfen von Kaiser Wilhelm vor der gelben Gefahr angesichts chinesischer Pläne zur Beteiligung an der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft. Wie schließlich will man verdiente Arbeiter- und Angestelltenführer künftig sozialverträglich entsorgen, nachdem bei Neuer Heimat, Vulkan, World Trade Center und Stadtwerken nix mehr geht? Und die Akte VEB Space Park ist ja inzwischen nur noch Makulatur, inclusive der Planstellen zur Verwaltung der von Ulf Merboldt im Weltall getragenen Thermosocken. Schonungslos gilt es jetzt, die politische Vergangenheit von CDU-Senator Hartmut Perschau aufzurollen, der die Sache eingefädelt hat: War er es etwa, der im KBW für die Durchsetzung der jeweils gültigen Pekinger Positionen zuständig war? Wir warten auf ein klärendes Wort aus den grünen Führungsriegen, denn das wäre der Zündstoff, der die große Koalition zum Platzen brächte.

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Zur Erreichen des Ziels einer industriefreien Naturlandschaft Bremerhaven macht die Ernennung des urgesteinigen AfB-Sozialdemokraten Werner Lenz zum Wirtschaftsberater mit dem Wilhelm-Kaisen-Ehrenteller im Wandschrank durchaus Sinn: Wo dieser gediegene Altenteiler auftaucht, riecht es sofort nach Handelsgold-Zigarre und Wacholder aus der eisernen Reserve der letzten Konsum-Filiale. Jeder potentielle Investor weiß sofort, daß bei diesen Wachstums-Schwadroneuren nichts mehr zu holen ist. Wendet sich nach dem wirtschaftsfördernden Labskaus-Mahl auf der „Seute Deern“mit Grausen ab und wählt als Fluchtweg aus dem Elend die Fähre zum Standort Nordenham. So schreibt die Vernunft auch auf krummem Rücken gerade! Trotzdem. Das Hafenressort sollense haben. Merkt doch keiner und gibt Uwe „Uwe“Beckmeyer mehr Zeit zur Nematodenzucht und anderen Hobbies.

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„Irgendwie doch ziemlich erschüttert“hat das tödlich konsequente Ende einer Trunkenheitsfahrt weite Teile der Nation. Wie man den zahlreichen Straßen-Interviews der TV-Sender entnehmen konnte, ist der ungefähre Relativ-Jargon der auf Betroffenheit abonnierten Szene längst Teil des allgemeinen Volksvermögens geworden. Und bitten wir daher alle, die sich morgen den Begräbnis-Umzug reinziehen, zur Trauerarbeit vor dem Fernseher warme Decke, bequeme Kleider und Wollsocken nicht zu vergessen. Nur so wächst tatsächlich zusammen, was schon lange zusammengehört.

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Verzweiflungsbotschaft mit dem Edding in der Freibad-Umkleidekabine: „Natalle, warum gehst du nicht mehr mit mir? Ich liebe Dich! gezeichnet: Marco. PS: Jetzt muß ich dich hassen. PS: Natalle E. ist die blödeste Sau der Welt. gezeichnet: Alle, die sie kennen!“

Die Liebe ist ein seltsames Spiel. Singt angesichts dieser Sachlage gemeinsam mit dem Schwedenmädel Siw „Wir werden alle nicht jünger“Malm-kwist Ihr Schlagersänger

Ulrich „Mr. Hit“Reineking