„Keine dickbäuchigen Muffel“

■ Und sie bewegen sich doch: Am kommenden Wochenende „Olympiade“der deutschen Finanzbeamten in Schleswig. Interview mit dem Organisationschef

taz: Moin Moin, Herr Winkler.

Wolfgang Winkler: Moin Moin. Schön, das Sie wissen, wie man sich in Schleswig zu jeder Tag- und Nachtzeit grüßt.

Wir achten regionale Gebräuche. Aber erklären Sie uns doch, woher die traditionell starke Verbindung zu den Wikingern kommt?

Die Wikinger haben die Geschichte von Schleswig stark geprägt. Aus diesem Grund feiert die Stadt auch heute noch die „Wikingertage“. Aber auch die Finanzbehörden haben eine besondere Beziehung zu den starken Männern aus dem Norden.

Welche denn?

Die Wikinger haben früher für ihre Könige die Steuern eingetrieben, meist in Form von Naturalien. Und wenn ein Bauer nichts hergeben wollte, ging es auch schon einmal etwas rabiater zu. Heute sind die Methoden feiner und psychologischer. Dafür tut es seelisch manchmal mehr weh als ein Schlag auf den Kopf.

Das schlechte Image teilen sie ebenfalls. Finanzbeamte werden häufig als „Steuereintreiber“verspottet.

Ja, leider gibt das einen Negativtouch. Wir werden immer kritisch beäugt. Ein klein wenig kann ich das sogar verstehen. Wer läßt sich schon gerne freiwillig das Geld aus der Tasche ziehen.

Was tun sie gegen das niedrige Anse-hen?

Un-ter anderem dient gerade dieses Turnier dazu, die Akzeptanz zu erhöhen. Wir wollen zeigen, daß die Vorurteile falsch sind. Wir sind keine Muffelköpfe, die in verräucherten Büros sitzen und ihre dicken Bäuche kaum vom Schreibtisch wegbewegen.

Sondern?

Wir sind agile Menschen wie du und ich: to- lerant, freundlich und entge- genkommend. Uns ist Bürgernähe wichtig. Darum ist für alle Wettkämpfe der Eintritt frei. Zuschauer sind herzlich eingeladen.

Was bekommen die zu sehen?

Guten Sport. Die Teilnehmer mußten sich ja extra für das Turnier qualifizieren. Es sind sogar einige ehemalige Fußball-Bundesligaprofis dabei. Die Finalkämpfe stehen auf einem erstaunlich hohen Niveau. Ein Besuch lohnt sich.

Sind Finanzbeamte eigentlich besonders ordentliche und rücksichtsvolle Sportler?

Ich würde meinen: ja. Das müssen wir im übrigen auch sein. Wenn wir nicht Fairplay übten, würden die Leute schnell sagen: Guck an, erst nehmen sie uns die Kohle weg, und dann treten sie auch noch auf dem Spielfeld rum.

Im Vergleich zu anderen Behörden – wie schneiden sie da ab?

Gut, aber das kann ich nur für das Finanzamt Schleswig sagen. Wir messen uns regelmäßig mit anderen Beamten, zum Beispiel vom Landesversorgungs- oder Arbeitsamt oder der Bundeswehr-Verwaltung.

Und was ist mit dem „Bund der Steuerzahler“? Der ist ja quasi ihr natürlicher Gegner.

Bislang sind wir noch nicht gegen die angetreten. Aber das wäre mit Sicherheit ein reizvolles Spiel.

Fragen: Clemens Gerlach