Jung, frisch, rechts

■ Ute Niendorf, die Vize-Weltmeisterin im Kampfsport Ju-Jutsu, kandidiert für „nationalen“Bund Freier Bürger

An ihre Aufgabe geht Ute Niendorf „mit sportlichem Ehrgeiz“. „Ich will nicht immer nur reden wie alle anderen“, sagt die 28jährige, „sondern handeln.“Deshalb tritt die Vize-Weltmeisterin im ostasiatischen Kampfsport Ju-Jutsu für den – ihrer Einschätzung nach – „rechtsdemokratischen“Bund Freier Bürger (BFB) an.

Niendorf ist die einzige aktive Hamburger LeistungssportlerIn, die für eine der sieben Bezirksversammlungen oder die Bürgerschaft kandidiert (siehe auch Artikel unten). Große Chancen, mit den populistischen Deutschmark-Rettern ins Rathaus einzuziehen, hat sie allerdings nicht. Listenplatz 11 dürfte selbst dann nicht langen, wenn die Fünf-Prozent-Hürde genommen würde.

Erst seit zwei Monaten ist Niendorf bei den „Freiheitlichen“aktiv, Mitglied ist sie noch nicht. Dennoch hat die angehende Diplom-Kauffrau schon gelernt, was sich für eine „konservative und nationale Partei“(BFB-Wahlwerbung) ziemt: Gegen die Einführung des Euros zu wettern, den „Sozialbetrug“zu geißeln und „keine Toleranz“schon bei kleinen Verstößen zu fordern. Auch müsse gegen die „Wirtschaftsflüchtlinge“vorgegangen werden. „In der Ausländer- und Asylpolitik läuft einiges schief“, weiß Niendorf, ein „unverbrauchter Mensch“, der mit der „jungen Partei“für „frischen Wind und Wirbel“sorgen will.

Daß sie ausländerfeindlich sei, mag die ehemalige Hamburger Siebenkampf-Meisterin der Leichtathletik gar nicht hören. „Es ist ein Unding, uns mit DVU und Republikanern in Verbindung zu bringen.“Als weitgereiste Sportlerin sei sie für Internationalität, aber gegen Gleichmacherei: „Es gibt unterschiedliche Kulturen, deren Eigenheiten bewahrt werden müssen.“Das sehen anscheinend auch ihre Mattenkollegen von der Sportvereinigung Polizei so. „Die haben positiv auf meine Kandidatur reagiert“, behauptet Niendorf. Aber eigentlich solle man Sport und Politik nicht „miteinander vermischen“.

Dem kann sich auch Bernd Stechmann, erster Vorsitzender des Hamburgischen Ju-Jutsu-Verbandes, vorbehaltlos anschließen. Zur Kandidatur von Frau Niendorf hat er „gar keine Meinung“, das sei ihre „persönliche Sache“. Sie habe ihn vorher nicht informiert. „Wieso auch?“Allgemein findet Stechmann es gut, wenn junge Leute sich politisch engagieren. Auf die Frage, ob es für ihn keinen Unterschied mache, ob jemand bei den Jungsozialisten (Jusos) oder den Jungen Nationaldemokraten (JN) aktiv sei, wußte Hamburgs Ober-Ju-Jutsu eine klare Antwort: „Ja.“

Clemens Gerlach