■ Urdrüs wahre Kolumne
: Mündlich nur unter Gentlemen

Da es beim Umzug des Hafenressorts nach Bremerhaven erklärtermaßen um die Symbolik geht, sei von hier aus ein letzter beschwörender Spar-Appell an die verehrliche Landesregierung gerichtet: Verzicht auf den maritimen Saftladen überhaupt und Anfertigung künstlerisch wertvoller Gipsnachbildungen von Roland, Heini Holtebeen und Sögestraßen-Schweinchen.

Im Maßstab 1:1 zur Installation im Schmuddel-Foyer des Columbus-Centers in Fishtown als Ausdruck hanseatischer Verbundenheit. Uwe Beckmeyer wird Kapitän der Senatsbarkasse und darf als gelernter Steißpauker künftig mit verhaltensauffälligen Jugendlichen sozialtherapeutische Erlebnis-Törns vom Liegeplatz des Schulschiffs Deutschland bis zum Leuchtturm Rotersand unternehmen. Mit echter Prinz-Heinrich-Mütze.

Kinder zu zeugen ist im Prinzip eine Angelegenheit, die keiner besonders phantasievoll Anstrengungen bedarf. Wenn die Gören dann aber durch die enge Pforte den Weg ins irdische Paradies gefunden haben und dies irgendwo im Großraum Bremen liegt, so verlieren sich manche Eltern im kreativen Chaos höchst individueller Bekanntmachungsanzeigen.

Im Weserkurier. Da geben „Pilot Jane und Ko-Pilot Klaus von der Storch Air-Line“stolz bekannt, daß „Raphael gelandet ist“und jubeln „Die Crew ist nun komplett“. Ein gewisser Hugues bezeichnet sich als Produk-

tionsleiter, benennt mit Marlene und Anika gleich zwei (?!) Produktionsassistentinnen für Marc („52,5 cm/3300g“) und vertraut den Großeltern die sonstigen Urheberrechte an. Andere geben ihrer Faszination über Klein-Sarah, Noah oder Jasper Ausdruck, indem sie mit eingeklinktem Hundefoto versichern, daß sich auch Dodo von der Rosenhecke retrievermäßig mitfreut, oder lassen uns schlicht wissen „A Star is born“. Im Vergleich mit den anderen Provinzzeitungen im Lande zeigt sich das Bremen-spezifische dieses Phänomens der grenzenlosen Witzischkeit: Das wär ein Forschungsprojekt am universitären Primatenzentrum wert!

Da streiten sich die Leut– herum (konkret: Singspielproduzent Roland Berger und Stadthallen-Betreiber HVG), wer denn nun für den Mega-Flop des einst so heiß gepriesenen Sommer-Musicals verantwortlich sei, und niemand kommt auf die naheliegende Antwort, daß die tagenbarene Bremerin den Schiet links liegen gelassen hat, um auf diese Weise ganz dezent gegen die Pleitegeier-Aufzuchtstation „Musicäl am Richtweg“zu protestieren. Wäre prinzipiell bereit, mein Original-Autogramm von Freddy Quinn auf das Scheitern der Produktion innerhalb eines Jahres zu verwetten, wenn die Herren Hartmut Perschau und Frank Buecheler ein angemessenes Äquivalent dagegen setzen. Möchte das aber von beiden schriftlich, denn mündlich gilt nur unter Gentlemen ...

Alle lieben Diana, alle wollen Elton John. Und als die Verkäuferin im Elektro-Fachgeschäft in Rinteln die etwas hilflose ältere Dame neben den Tonträger-Regalen sieht, fragt sie hilfreich: „Wollnse sich auch für das Diana-Li vormerken lassen?“Die Kundin schlicht und einfach: „Nee. Ich bin Rentnerin. Ich brauche Glühlampen“.

Irgendwie wird einem nicht ganz klar, warum die CDU so großen Wert darauf legt, daß das Flugblatt „Bremen gewinnt“eine Fälschung ist, denn ganz im Ernst wird doch der Sicherheit & Sauberkeit-Katalog ihrer Innenpolitik darin ziemlich zielgruppengerecht wiedergegeben. Obendrein noch in halbwegs korrektem Deutsch, was den Pressemitteilungen des innenpolitischen Unionssprechers Rolf Herdenhorst nicht immer nachgesagt werden kann: „Scheinbar schrecken Sie vor keiner Methode zurück“.

Ulrich „Elton“Reineking