Für Viele vieles

■ Konzerthaus Glocke stellte Programm der nächsten Monate vor

Seit im Januar die Glocke nach einer dreijährigen Bauzeit ihre Tore wiedereröffnet und sich als eines der schönsten Konzerthäuser Deutschlands präsentiert hat, und seit es dem Geschäftsführer Andreas Schulz gelungen ist, im ersten halben Jahr in 135 Veranstaltungen über 100.000 BesucherInnen anzuziehen, rechnet man in der Stadt wieder mit dem einst vermuffelten, altehrwürdigen Konzerthaus.

Man geht dahin, man trifft sich, man hört Musik und diskutiert. Anläßlich einer Pressekonferenz wurde nun die „zweite Halbzeit“dieses Jahres vorgestellt und mit ihr einige ideelle und strukturelle Veränderungen. Rumgetüftelt hat man noch am Kundenservice, schließlich, so Schulz, „sind wir mit 1.400 Menschen in zwölf Minuten die schnellste Veranstaltungsgarderobe“. Und: Man kann neuerdings mit der Eintrittskarte ein Konzerttaxi mitkaufen, das einen zum Festpreis vor der Haustür abholt und nach dem Konzert auch wieder dorthin zurückbringt.

Kritik gab es im Vorfeld an der technischen Ausstattung, die zu sehr auf den klassischen Konzertbetrieb ausgerichtet sei. Schulz: „Das haben wir geändert. Das Licht wurde erheblich nachgerüstet“.

Inhaltlich bietet die Glocke zwar wieder nicht für alle alles, aber für viele vieles. In 113 Veranstaltungen bis zum Dezember hat einerseits Schulz die Kooperationen intensiviert, zum anderen aber auch seinem persönlichen Steckenpferd, der Reihe „Glocke Vokal“, ein neues Outfit verliehen.

Zwei Konzerte mehr – nunmehr also sechs – mit bekannten und unbekannten Sängern, bekannten und unbekannten Werken bis hin zu Experimenten wie dem, Schuberts „Winterreise“einmal durch die Bratschistin Tabea Zimmermann und einmal durch die Sängerin Mitsuko Shirai interpretieren zu lassen. Verbindende Texte liest Peter Härtling.

Ganz neu ist der Versuch, Bilder aufzuhängen. Fürs erste schmücken Bilder von Margitta Abels, Alain Clément, Gloria del Mazo, Norbert Schwontkowski und Andreas Wachter das untere und das obere Foyer, die Treppen und Seitengänge. Ästhetisch vollkommen unterschiedliche KünstlerInnen, die von ihren Galeristinnen Claudia Delank, Katrin Rabus, Ursula Mock, Brigitte Seinsoth und Erika Habermalz für genau diesen Zweck ausgewählt wurden. Schulz geht als Gewandhausdirektor nach Leipzig: Kein Mensch ist unersetzbar, aber hier einen auch nur annähernd vergleichbaren Ersatz zu finden, dürfte schwierig sein.

Gegenüber der taz hat Andreas Schulz über seinen neuen Posten und seine Einschätzung des Bremer Musiklebens gesprochen. Wir bringen das Interview in den nächsten Tagen.

Ute Schalz-Laurenze