■ Soundcheck
: Einstürzende Neubauten

Gehört: Einstürzende Neubauten. Vier Flaschen Dom Perignon zu 102,50 DM, so berichten gut unterrichtete Kreise, standen auf der Catering-Liste. Und nichts konnte Blixa Bargeld daran hindern, eine dieser vier Flaschen gleich auf offener Bühne zu entkorken, um sich zwischen den Nummern ein Gläschen Schampus zu genehmigen. Der Infight „Neubauten vs. Journaille“ist, zumindest von der Seite der Neubauten aus, in die Oasis/Blur-Phase eingetreten: Bargeld, Hacke, Unruh & Co. lassen keine Peinlichkeit aus, wenn es darum geht, das Image der saturierten Bildungs-Dandies zu pflegen. „Du verstehst es nicht? Ich habe es auch nicht für dich geschrieben!“rief Blixa einem alten Fan entgegen, der sich unflätig über die Ejakulationsmetapher „Die Explosion im Festspielhaus“geäußert hatte.

Der Oldie „Haus der Lüge“brachte den Saal zur Wallung, und ich sah Tanzbewegungen an verzückten Mittdreißigern, die ich seit mindestens zehn Jahren vergessen hatte. Goldenes Zeitalter der achtziger Jahre! Mit dem 20minütigen „Headcleaner“und der nicht minder gedehnten Nummer „NNAAMM“bewiesen die Neubauten sich und uns, daß sie es noch ordentlich brettern lassen können. Anflüge auratischer Größe aber hatten eher die elegischen Nummern wie „Ende Neu“, umspielt von Edelstahl-Gedengel, Unruhs wunderbarer Gummiband-Percussion und allerlei lustig knatternden Installationen. Zur Zugabe zog Hacke sich das Hemdchen aus. Christoph Twickel