Den Wiederaufstieg im Visier

■ TvdB-Volleyballerinnen bleiben in der 2. Liga professionell

Das mißlungene Abenteuer Erste Volleyball-Bundesliga der Frauen hätte den Turnverein der Bahnhofsvorstadt (TvdB) um ein Haar in den Ruin gestürzt. Trotz eines sechsstelligen Minus aus der vergangenen Abstiegssaison wollen die Vereinsverantwortlichen es jedoch noch einmal wissen: In der am Sonntag mit dem Heimspiel gegen den VC 68 Eichwalde (15 Uhr, Uni-Halle, Bad Gasteiner Straße) beginnenden Zweitliga-Saison ist der Wiederaufstieg in die Eliteklasse fest im Visir.

Die Bedingungen sind recht günstig: Leistungsträgerinnen wie Marita Hüninghake, Anke Eyink und Ramona Landgraf blieben ebenso beim TvdB wie Trainer Uli Vetter. Mit der Chinesin Nai Kang Wang konnte eine echte Verstärkung vom Aufstiegskonkurrenten VC Vechta losgeeist werden.

Finanziell sei der abgespeckte Etat (200.000 Mark) schon jetzt gesichert, beteuert Kassenwart Friedjof Werner, es könne professionell weitergearbeitet werden. Der Wirtschaftssenator macht aus seinem Sportfördertopf (Sport-WAP) noch einmal 100.000 Mark locker. Die gleiche Summe steuern private Sponsoren, (darunter die Bremer Sparkasse) bei, als Trikotsponsor sind die Bremer Fiat-Händler eingestiegen. Ein Wirtschaftsrat, in dem der Sprecher der Fiat-Händler, Carsten Seidemann, die Vorreiterrolle spielt, soll weitere Kontakte zur Wirtschaft herstellen. „Ich budgetiere meine Ausgaben für den TvdB unter Langzeitwerbung“, sagt Seidemann, der auch einige Handballerinnen vom TuS Walle finanziell unterstützt. Für sein Geld will der erklärte Sportfanatiker Leistung sehen: „Der Wiederaufstieg ist fast Pflicht“.

In der Erstliga-Saison hatten sowohl die sieglosen Volleyballerinnen als auch die TvdB-Vereinsbosse Lehrgeld zahlen müssen. „Wir wurden auch von null auf hundert in das Abenteuer hineingedrängt“, so der Vorsitzende Arnold Reinecke. Erst vier Wochen vor dem ersten Spiel hatte der Wirtschaftssenator 150.000 Mark aus dem WAP-Topf zugesagt.

Kurzfristig geholte Verstärkungen wie die Polin Anna Rozpiorska oder die dauerverletzte Amerikanerin Kim Crawford belasteten aber dann den Etat. Einnahmen flossen nicht wie erhofft. Besonders die Zusammenarbeit mit der Hanseatischen Sportmarketing-GmbH, die einige Heimspiele des TvdB in der Stadthalle groß vermarktet hatte, brachte erheblich weniger Geld in die Vereinskasse als der damalige TvdB-Manager Eberhard Beckendorf kalkuliert hatte. Wie es heißt, ist Beckendorf über einige Vertragsklippen im Kleingedruckten gestolpert.

Die Zukunft des Leistungs-Volleyballs beim TvdB hing nach der Saison am seidenen Faden. Kurzfristig mußte der Club sein Eigentum verpfänden, ehe das Sportamt einen zinslosen Kredit bewilligte. Die TvdB-Mitglieder standen einem halbprofessionellen Volleyball-Team skeptisch gegenüber. Erst in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung setzten sich die Befürworter durch. „Wir fangen in dieser Saison zwei Stufen höher an als in der letzten“, sagt Kassenwart Werner, „aber bis zur Bundesliga sind es vier Stufen“.

Joachim Fahrun