Etwas Neues und Unerhörtes

■ Robert Schumanns Melodram „Manfred“in der Glocke

Heute abend findet in Konzerthaus Glocke eine außergewöhnliche Aufführung statt: „Manfred“, dramatisches Gedicht, gesprochen von Klaus Maria Brandauer, mit Musik von Robert Schumann. Ute Schalz Laurenze fragte den Dirigenten Thomas Hengelbrock über das selten gespielte Werk.

Was reizt Sie an „Manfred“?

Die Einzigartigkeit, mit der die Musik sensibel die Stimmungen des Textes erfaßt und wie sie im richtigen Augenblick auch einfach schweigt. Es geht ja auch nicht um einen Inhalt, sondern um „Gedankentheater“, wie Schumann es einmal ausgedrückt hat.

Schumann hat in seinen anderen dramatischen Sujets auch immer die Sinnsuche und die Erlösung thematisiert. Wie ist das in „Manfred“gestaltet?

Die Gestalt ist von Lord Byron: Ein einsamer Graf hat sich in die Berge zurückgezogen, von den Menschen abgewendet, und will sich wegen eines dubiosen Fluches umbringen. Es gibt keinen Sologesang, sondern nur Chöre und eben den Sprecher. Übrigens fühlte sich Schumann schon als 18jähriger von der Figur verfolgt.

Hat die Figur mit Schumann zu tun?

Sicher. Er hat immer wieder Lesungen des Textes organisiert, die er „Manfrediana“nannte und bei denen er tief erschüttert war, wie Clara berichtet.

Wie ist es zur Zusammenarbeit mit Brandauer gekommen?

Brandauer hat eine Oper von mir in Innsbruck gesehen, mich angesprochen, daß er gerne etwas mit mir machen würde.. So kam's.

Muß der Sprecher musikalisch sein?

Unbedingt, sehr sogar. Er muß die Spannungen der Musik aufnehmen, weiterführen, wieder in sie hineinleiten. Diese Punkte sind auch das Schwerste an der Probenarbeit.

Können Sie sich erklären, warum „Manfred“so unbekannt geblieben ist?

Nein, die Musik ist ein Wunder. Vielleicht aber ist die Gattung „Melodram“veraltet oder wird so empfunden. Ich weiß es nicht. Vielleicht schaffen wir heute abend einen Durchbruch.

Heute 20 Uhr in der Glocke