Ein Modell ohne Ergebnisse?

■ Der grüne Umweltminister Rainder Steenblock im Interview

taz: Obwohl der Nationalpark schon 12 Jahre besteht, schlugen im vorigen Herbst bei der Frage um seine Weiterentwicklung die Wogen hoch. Was haben Sie falsch gemacht?

Rainder Steenblock: Die begleitende Öffentlichkeitsarbeit hätte noch intensiver erfolgen müssen. Der Nationalpark bekommt erst langsam ein Gesicht. Entscheidungen wie für die Besucherbetreuung und den Nationalpark-Service hätten viel früher getroffen werden müssen, und dafür hätte auch früher Geld ausgegeben werden müssen. Dann hätten wir heute einige Probleme weniger.

Wie kommt es zu dieser Kompromißfreudigkeit?

Ganz wichtig war, daß wir gesagt haben, wir diskutieren über Jahre hinweg mit der Bevölkerung vor Ort. So ist die Angst, daß etwas übergestülpt wird, bei vielen in eine Bereitschaft umgeschlagen, sich an dem Diskussionsprozeß zu beteiligen.

Trotzdem warnen die Landräte vor dünnem Eis.

Natürlich haben wir reale Konflikte, z.B. mit den Schäfern oder den Krabbenfischern. Von Seiten des Fremdenverkehrs dagegen wird sehr deutlich gesehen, daß Naturschutzbelange wichtig sind, um den Tourismus in dieser Region auf diesem Niveau zu installieren. Da haben wir uns sehr stark aufeinander zubewegt.

Die gefundenen Kompromisse werden allerdings vom WWF kritisiert. Hat die Landesregierung zu viele Zugeständnisse gemacht?

Das glaube ich nicht. Wir können und wollen nicht von heute auf morgen wirtschaftliche Nutzung aus dieser Region verbannen. Diese muß sich in einem Übergangszeitraum anders orientieren. Es ist wichtig, daß man Ergebnisse hat, die dann bei anderen als vertrauensbildende Maßnahmen akzeptiert werden.

Hat das Wattenmeer Modellcharakter für deutsche Nationalparks?

Das hängt davon ab, wie es hier ausgeht. Das Modell einer demokratischen Beteiligung hier ist vorbildlich. Ob wir aber so schnell zu Ergebnissen kommen, wie es nötig ist, um die ökologische Schutzfunktion wahrzunehmen, weiß ich nicht. Fragen: hedi