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: Fletcher's Visionen

Wer fuhr den roten Fiat? War Lady Di wirklich schwanger? War es – wie die britische Yellow Press gerade meldete – ein Bombenattentat? Und selbst wenn diese Fragen einmal hinreichend beantwortet sind, wird allein das Interesse an der „Prinzessin der Herzen“einige schöne Verschwörungstheorien ausbrüten, in denen vom Mord durch die CIA die Rede ist.

In einer beliebten Denkfigur von Verschwörungstheoretikern muß der amerikanische Geheimdienst für all das herhalten, was man sich nicht ohne weiteres erklären kann. Manchmal sind sie kaum mehr als lustiger Spinnkram, manchmal durchaus plausible Erklärungen für die vielen unbeantworteten Fragen der Geschichte. Immer aber sind sie ein Akt der Kritik. Denn Verschwörungstheoretiker kaufen denen da oben nicht alles ab.

Wie man Verschwörungstheorien ernst nehmen kann, ohne sich ihrem Paralleluniversum humorlos auszuliefern, das führt Fletcher's Visionen anhand der komplexen Persönlichkeit seines Hauptdarstellers vor. Alles hängt dabei an Mel Gibson. Zunächst gibt Gibson noch den kleinen, stinknormalen Taxifahrer in einem stinknormalen New Yorker „yellow cap“. Psychopath, Spanner, Wirrkopf, FBI-Agent, Schutzengel, Versuchsopfer, Seher – mit all diesen Schattierungen staffiert Gibson seinen Jerry Fletcher in der Folge aus. Dabei hängt viel an den kleinen Gesten. So spuckt sich Jerry, bevor er ins Büro der Staatsanwältin Alice Sutton (Julia Roberts) schreitet, in die Hand, um sich so die Haare glattzustreichen. So etwas machen nur kleine Männer.

Einmal landete dieser kleine Mann einen Volltreffer mit einer seiner Verschwörungstheorien, die natürlich bis ganz nach oben führt. Von einer Spezialeinheit wird seine Wohnung ausgehoben, und die gesamte CIA und ein paar Wahnsinnige mehr sind hinter ihm her. Doch in seinem Verfolgungswahn hat sich Fletcher für alle Eventualitäten des Alltags gerüstet und seine Wohnung in eine Festung verwandelt. So erweist er sich als ebenbürtiger Gegner der Geheimdienstmitarbeiter mit den dunklen Porschebrillen, die er ein ums andere Mal linkt. In all dem Durcheinander glaubt ihm natürlich niemand, außer der herzensguten Alice. Bis auch sie sich der Identität von Jerry nicht mehr sicher sein kann.

Man sieht es schon, ebenso leichtfüßig führt auch der Haudegen Richard Donner (Lethal Weapon) Regie. Da flutschen die Titel elegant über die nasse Scheibe eines Taxis. Da öffnen sich im Unterbewußtsein Bilderwelten der Zeitlupe. Da knallen die Schnitte nur so bei Verfolgungsjagden. Das ist technisch versiert, ohne dabei gleich experimentell zu werden. Für Neuerungen sind in Hollywood andere zuständig, Richard Donner macht solides Handwerk. Volker Marquardt

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