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Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Air Force One USA 1997, R: Wolfgang Petersen, D: Harrison Ford, Gary Oldman, Glenn Close

„Was diesseits des Atlantiks böse Satire vermuten ließe, daraus wird in Hollywood ein ganz und gar ironiefreier Action-Thriller – grimmig ernst wie „Terminator“, „Rambo“und „Die Hard“zusammen. Harrison Ford spielt den US-Präsidenten Marshall, der gerade noch in Moskau der Welt versprochen hat, vor dem Terrorismus niemals in die Knie zu gehen, und der nun auf dem Rückflug in die Hände kommunistischer Terroristen gerät. Die Schurken stellen ihn vor die Alternative: Familie oder Vaterland. Der Präsident aber tut, was ein Mann tun muß: er kämpft für Familie - und Vaterland. Natürlich hat Petersen es verstanden, daß ein solch pop-patriotischer Film nur dann ein großes Publikum findet, wenn der echte Präsident auch ein Popstar sein möchte. Einer, der den Auftritt liebt, nicht aber die Durchsetzung politischer Inhalte; der sich nach der Vorführung des Films freut, daß endlich einmal der Präsident ein Held sein darf, und der hofft, daß etwas von Fords Glamour und Sex auf ihn abstrahlt.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Amy und die Wildgänse USA 1996, R: Carrol Ballard, D: Anna Paquin, Jeff Daniles

„Wie anhänglich Gänseküken auch einen Menschen als Mutterfigur akzeptieren, ist bekannt - allerdings muß die Pflegeperson den Kleinen auch das Fliegen beibringen und ihnen, wenn der Herbst kommt, im Zugvogelschwarm südwärts voranfliegen. Nur gut, daß die 13jährige Gänsemutter Amy im kanadischen Ontario einen Leichtbau-Flugzeugnarren als Vater hat, der ihr ein Gefährt nach Maß baut, und noch besser, daß im Kino auch die unwahrscheinlichsten Abenteuer gelingen. Die Kinder- und Tier-Profis Carrol Ballard (Regie) und Caleb Deschanel (Kamera) haben das alles ganz fabelhaft hingekriegt.“(Der Spiegel) Kino 46

Die Apothekerin Deutschland 1997, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Jürgen Vogel, Richie Müller

„Eine Frau zwischen zwei Männern, einige Leichen und Gift in den verschiedensten Formen - das sind die Bestandteile von Rainer Kaufmanns (“Stadtgespräch“) makaberer Komödie nach dem Erfolgskrimi von Ingrid Noll. Nicht zu vergessen ein exquisites Schauspielerensemble, das aber leider auch nicht verhindern kann, daß in diesem Fall zu viele Zutaten den Brei verderben. Denn die Geschichte von Apothekerin Hella (Katja Riemann), die sich mit tödlicher Konsequenz erst in den windigen Zahnmedizin-Studenten Levin, dann in Ex-Knacki Dieter, und schließlich in Langweiler Pawel verliebt, wäre sooo gern tiefschwarz. Doch irgendwo zwischen makabrem Krimi und bitterböser Komödie bleibt „Die Apothekerin“hängen - auf halbem Weg zu „Serial Mom“oder „Shallow Grave“. (TV-Spielfilm) Ufa-Palast, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol)

Aus dem Dschungel in den Dschungel USA 1997, R: John Pasquin, D: Tim Allen, Sam Huntington, Martin Short

„Wie „Das Bankentrio“, „Noch drei Männer, noch ein Baby“und „Daddy Cool“basiert auch dieser Film auf einer französischen Erfolgskomödie. Vorlage ist Herve Paluds „Little Indian“, der mit über sieben Millionen Zuschauern der erfolgreichste Film des Jahres 1994 war. Ein Börsenmakler reist in den venezuelanischen Regenwald, um seine Ex-Frau zur Unterzeichnung der Scheidungspapiere zu veranlassen. Im Busch angekommen, macht er die bestürzende Entdeckung, daß er Vater eines 13jährigen Sohnes ist, der alsbald seinen Erzeuger nach New York begleitet. Dort entwickelt sich das übliche Kultur-Crash-Chaos. Ein netter, harmloser Familienspaß, der sich nur durch sein US-Kolorit vom Original unterscheidet.“(Cinema) Schauburg

B

Ballermann 6 Deutschland 1997, R: Gernot Roll, Tom Gerhardt, D: Tom Gerhardt

„Früher oder später mußte sie kommen, die deutsche Komödie von der deutschen Urlauberkolonie Ballermann 6 auf Mallorca. Das berühmt-berüchtigte Strandrevier passe zum Chaotengespann Tommie und Mario wie Curry und Pommes zur Wurst, meint Tom Gerhardt, der als Drehbuchautor und Hauptdarsteller den Kölner Blödmann mit der Pudelmütze und seinen getreuen Sidekick ins Proloparadies geschickt hat. Eine „moderne Fassung von Dick und Doof mit absurden Szenen“wollte Gerhardt mit Produzent Bernd Eichinger auf die Beine stellen - ein hoher Anspruch. Aber es muß nicht immer Kaviar sein, und so ist dies ein Film weit jenseits der Fünf-Sterne-Küche: Kotzorgien im Flugzeug, Urin im Sauerkraut. Der Humor kommt mit dem Holzhammer, ob eine Katze unterm Laster landet oder der Flamenco-Tänzer nur mit Reißzwecken im Schuh zu Höchstform aufläuft. Und meist landet der Humor unter der Gürtellinie. Doch von Tiefschlägen und feuchten Sexphantasien lebt schließlich auch der Mythos Mallorca.“(Jürgen Schön) Ufa-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Balto USA/Großbritannien 1996, R: Simon Wells

„Ein packender Zeichentrickfilm über den zunächst von allen außgestoßenen Wolfshund Balto. Als im Alaska des Jahres 1925 eine Epidemie ausbricht, kann das Serum wegen eines Blizzards nur mit einem Hundeschlitten geholt werden. Balto führt die Expedition nach Hause, obwohl der hinterlistige Leithund Steel im arge Schwierigkeiten macht. Eine gelungene Mischung aus Spannung, gefühlvollen Momenten und Witz, auch wenn die Story mit vielen Klischees belastet ist.“(tip) Gondel

Bean Großbritannien 1997, R: Mel Smith, D: Rowan Atkinson, Burt Reynolds

„Nicht von ungefähr findet sich die Warnung, man habe es mit dem „ultimativen Katastrophenfilm“zu tun, im Untertitel des ersten Filmabenteuers des im Fernsehen und Video längst zum Kulthelden avancierten Mr. Bean: Da, wo das von Rowan Atkinson gewohnt kongenial dargestellte Strichmännchen bei seinem Besuch der Vereingten Staaten hintritt, wird die Neue Welt in ihren Grundfesten erschüttert – zum Gaudium des komödienhungrigen Publikums, das von „Bean“ganz nach seinen Bedürfnissen bedient wird. Atkinson und sein Regisseur Mel Smith taten gut daran, den unverkennbaren, clever zwischen Stummfilmheroen wie Langdon und Keaton sowie modernen Leinwandkasperln wie Lewis und Carrey angelegten Tunichtgut weitgehend unangetastet zu lassen: Immer noch hinterläßt der Kindskopf mit dem Gemüt eines Simplicissimus eine Spur der Zerstörung, ohne sich des Umfangs seiner Handlungen bewußt zu sein. Der Schritt auf die große Leinwand ist ein Unternehmen, bei dem nichts schiefgehen kann.“(Blickpunkt: Film) Ufa-Stern, UT-Kinocenter

Ben Hur USA 1959, R: William Wyler, D: Charlton Heston, Stephen Boyd

„Der 1880 erschienene Roman des amerikanischen Bürgerkriegsgenerals Lewis Wallace in einer dreieinhalbstündigen Neuverfilmung, die an kolossalem Aufwand alles bis dahin Gedrehte übertraf. 365 Sprecherrollen, 50.000 Komparsen, über 1 Mio. Requisiten, 16.2 Mio. Dollar Kosten. Bewunderter Höhepunkt (wie schon des Stummfilms): das Quadrigarennen im Zirkus, mit dem der römische Tribun Messala und der unterjochte israelitische Prinz Ben Hur ihren jahrelangen Kampf zwischen Despotie und Freiheitsgeist beenden - ein Duell galoppierender Pferde, stürzender Leiber, stampfender Hufe, berstender Räder. Mit 8 Oscars für lange Zeit die am meisten ausgezeichnete Hollywood-Produktion.“(Lexikon des internationalen Films) Filmstudio

Böcek (Die Küchenschabe) Türkei 1995, R: Ümit Elci, D: Halil Ergün, Nurseli Idiz / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Recai Bey haßt Frauen und Intellektuelle. Der angestaute Zorn seiner Kindheit und seine Lebenserfahrung bringen ihn zu der Überzeugung, daß diese Gesellschaft voller Schmutz und Ungeziefer ist: sie gilt es zu säubern. Sein Beruf als Polizeikommissar ist Mittel zum Zweck. Als er auf einen passiven Posten versetzt wird, beginnt für ihn das Warten auf das Ende. Der Film zeigt Recai Beys letzten Widerstand, seine Reuegefühle, seinen Zorn, sein Aufbegehren und seine Zwangsneurosen als Parabel auf die jüngste Vegangenheit der Türkei.“(Kommunalkino) Kino 46

Brassed Off – Mit Pauken und Trompeten Großbritannien 1997, R: Mark Herman, D: Pete Postlewaite, Evan McGregor, Tara Fitzgerald

Wer will schon einen Film über das Wohl und Wehe einer Blaskapelle sehen? Allein all die unvermeindliche Humptata-Musik müßte eigentlich jeden halbwegs geschmacksicheren Kinogänger abschrecken. Dazu noch als deprimierender Hintergrund die Schließung eines Kohlen-Bergwerks im britischen Yorkshire: Regisseur Mark Herman hat sich einen denkbar unattraktiven Stoff für seine Komödie ausgesucht, und umso überraschender ist es, wenn nach dem Film ein großer Teil des Publikums leise Märsche vor sich herpfeift, andere sich die Augen wischen, und alle sich prächtig amüsiert haben. Die traditionsreiche Perle des proletarischen Gemeindelebens von Grimley ist die „Colliery Band“, geleitet vom strengen und ehrgeizigen Dirigenten Danny, der von Pete Postlewaite mit soviel Wärme, Witz und natürlicher Autorität gespielt wird, daß wir ihm am Schluß sogar seine wundersame Heilung vom Todkranken zum flammenden Redner in der Royal Albert Hall abnehmen. Herman bringt uns die Bandmitglieder und ihre Familien als eine verschworene Gemeinschaft von skurillen Charakteren nahe, und mit perfekt gesetzten Pointen gelingt es ihm, eine feine Balance zwischen Gefühl und Humor zu halten. Uns berühren die Zukunftsängste und Ohnmachtsgefühle der Bergarbeiter, und doch lachen wir im nächsten Moment aus vollem Halse. (hip) Atelier, Casablanca (Ol)

BreakdownUSA 1997, R: Jonathan Mostow, D: Kurt Russel, J.T. Walsh, Kathleen Quinlan

„Eine Autopanne in der kalifornischen Wüste wird zum Beginn des Schreckens für ein Ehepaar aus der Großstadt. Nicht nur die Einsamkeit wird zur Nervenprobe, auch erweisen sich vermeintliche Freunde als die schlimmsten Feinde. Gerade weil der Ausgangspunkt so alltäglich ist, funktioniert der Suspense dieses Alptraums um so beklemmender. Daß die Geschichte aus den vertrauten Mustern einer handvoll Filme kompiliert wurde, fällt nicht sonderlich ins Gewicht, so gradlinig und schnörkellos, wie hier erzählt wurde.“(tip) Ufa-Stern

C

Carla's Song GroßbritannienDeutschland/Spanien 1996, R: Ken Loach, D: Robert Carlyle, Oyanka Cabezas, Scott Glenn

„Daß Ken Loach Helden des Alltags wählt, macht die Sache nicht besser. „Carla's Song“erzählt die Geschichte eines Glasgower Busfahrers, der sich in eine nicaraguanische Tänzerin verliebt, beim Stöbern in ihren Sachen auf ein Kriegstrauma stößt und beschließt, mit ihr in ihre Heimat zurückzugehen. Sie treffen dort ein, als die Contras gerade die letzten Sandino-Gesundheitshäuser und Schulen in Schutt und Asche legen. Die beiden suchen ihren Freund Antonio, über den die allerschrecklichsten Wahrheiten ans Licht treten, damit Carla nicht länger über ein Phantom grübeln muß. Auch so können Busfahrer sein. Wenn dann ein Ex-CIA-Mann, der zu den Sandinisten übergelaufen ist, schnaufend beim Schnaps erzählt, was sie den Contra alles Gruseliges beigebracht hat, weiß man auch hier wieder, was man zu empfinden hat, und der Busfahrer entschreitet ungeküßt.“(taz) Cinema

Contact USA 1997, R: Robert Zemeckis, D: Jodie Foster, Bill Clinton / Originalfassung mit Untertiteln

„Science Fiction“im wahrsten Sinne des Wortes: In der Welt von heute, mit den wissenschaftlichen Möglichkeiten der 90er Jahre, wird hier über Radioteleskope ein Kontakt mit einer außerirdischen Zivilisation hergestellt, und Robert Zemeckis („Forrest Gump“) ist mehr als an den mysteriösen Fremden daran interessiert, wie wir auf sie reagieren würden. So sind die raffiniertesten Spezialeffekte dieses Filmes nicht spektakuläre Phantasiewelten oder Raumschiffe, sondern äußerst geschickte Vermischungen von Fact und Fiction. Einige Auftritte und Reden von Bill Clinton werden etwa so nahtlos in den Film eingeschnitten, daß es scheint, er rede über die Kontaktaufnahme mit den Außerirdischen und die Filmheldin Jodie Foster stehe als eine Astronomin dabei direkt neben ihm. Leider nimmt sich Zemekis viel Zeit für eine eher tranige als erhellende Exposition seiner Heldin: Von den 150 Minuten des Films hätte er die ersten 30 gut herauskürzen können. Und auch der so lange aufgebaute dramaturgische Höhepunkt enttäuscht: Etwas mehr als eine Kopie des Finales von „2001“mit ein paar psychedelischen Effekten, einem „himmlischen“Postkarten-Paradies und einem Außerirdischen, der in menschlicher Form erscheint, um uns nur nicht zu sehr zu erschrecken, hätte er sich schon einfallen lassen müssen. Sehenswert ist „Contact“nur wegen des Mittelteils mit seinen Spekulationen darüber, was wir täten, wenn uns E.T. in der nächsten Woche eine Botschaft schicken würde. (hip) Schauburg, City, UT-Kino, Gloria (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

E

Eskiya – Der Bandit Türkei 1996, R: Yavuz Turgul, D: Sener Sen, Ugur Yücel / Originalfassung mit Untertiteln

„Ein Film im türkischen Original mit deutschen Untertiteln ist nicht jedermanns Sache. Doch dieser türkische Krimi ist das „Wagnis“wert und eine ähnliche Entdeckung wie einst „El Mariachi“. Bandit Baran, nach 35 Jahren Haft entlassen, kommt nach Istanbul auf der Suche nach seiner großen Liebe und dem Freund, der ihn einst verriet. Doch die überfüllte Metropole verwirrt ihn. Cumali, ein kleiner Gauner, der sich für Al Capone hält, nimmt den Alten unter seine Fittiche. Mag die poetische Geschichte ab und zu in Kitsch abdriften, mögen die Pistolenschüsse eher wie Knallerbsen klingen - „Eskiya“ist eine Reise in eine andere Kultur, die sich lohnt, voller Witz und Charme.“(TV-Spielfilm) Kino 46, UFA-Stern

F

Face Off – Im Körper des Feindes USA 1997, R: John Woo, D: John Travolta, Nicolas Cage, Gina Gershon

siehe Im Körper des Feindes – Face Off

Fletchers Visionen USA 1997, R: Richard Donner, D: Mel Gibson, Julia Roberts, Patrick Stewart

„Was wie eine hübsche Parodie auf die amerikanische Obsession der Verschwörungstheorien beginnt, entwickelt sich unter der Regie von Routinier Donner zur Wiederverwertung hinlänglich bekannter Genremomente, vor allem jener Verfolgungsjagden, die er uns in der „Lethal Weapons“-Serie und in „Assassins“vorgeführt hat. So wird die Geschichte um einen New Yorker Taxifahrer, der überall Verschwörungen wittert und vieleicht gar nicht mal Unrecht hat, zunehmend banaler.“(tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Lichtspielhaus (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Das fünfte Element Frankreich 1997, R: Luc Besson, D: Bruce Willis, Gary Oldman, Ian Holm

„Wie das absolut Böse aussieht, wissen wir nicht. Nur einmal können wir seine Stimme hören. Jedenfalls bedroht es als riesige Feuerkugel die Erde. Das Böse hat einen fiesen Handlanger (Gary Oldman) auf Erden, dem sein Hitlerbärtchen an der Unterlippe klebt. Die Guten sind ein New Yorker Taxifahrer und das fünfte Element. Das ist – logisch – eine Frau. Sie kommt von einem fremden Planeten. Die Außerirdischen in diesem Film sind das Rührendste, was seit E.T. auf der Leinwand zu sehen war. Sie sehen aus wie Rhinozerosse, die aufrecht gehen. Besson hat sich keine Zukunft ausgedacht, er hat einfach die Gegenwart ein wenig weiter getrieben. Zwar können die Autos jetzt durch die Luft fahren, aber Verkehrsprobleme gibt es immer noch. Genau wie Zigaretten – nur daß die jetzt mehr Filter als Nikotin haben. Bessons Film ist ein Märchen, einem Indiana-Jones-Film ähnlicher als Tim Burtons zynischem „Mars Attacks“. Selbst Bruce Willis macht hier eine gute Figur.“(taz) Ufa-Palast, Filmstudio, Europa, Muwi-Filmkunst (Ol)

Die furchtlosen Vier Deutschland 1997, R: Eberhard Junkersdorf, Jürgen Richter, Michael Coldewey

Bremen wird hier als eine düstere Mischung aus Fachwerkhäusern und futuristischen Fabrikgebäuden dargestellt, in der der tyrannische Wurstfabrikant Dr. Gier herrscht, der die vier Stadtmusikanten mit einem Knebelvertrag dazu zwingt, Werbeliedchen für die Würstchen zu singen, in die ihre tierischen Freunde verarbeitet werden. Sie merken schon, das hört sich kaum noch nach dem Märchen von den „Bremer Stadtmusikanten“an. Dabei beginnt der Film ganz konventionell mit dem „es war einmal“einer Erzählerstimme und den vier Viechern, die von ihren Besitzern geschlachtet, ausgestopft oder eingeschläfert werden sollen und sich mit dem Satz „Etwas bessres als den Tod finden wir allemal“zusammen auf die Reise nach Bremen machen. Esel Fred, Hund Buster, Katze Gwendolyn und Hahn Tortinelli sind in schönster Disney-Tradition menschelnde Tierfiguren und ganz traditionell mit dem Bleistift gezeichnet. Der Bruch erfolgt dann zugleich stilistisch und erzählerisch. Denn während plötzlich computeranimierte Stahlwesen und Maschinen wie aus dem „Terminator“neben den netten Tierchen auftauchen, finden wir unsere furchtlosen Vier plötzlich in einer Horrorgeschichte mit finsteren Verliesen und einem nach dem Vorbild von Dr. Mabuse gezeichneten Superfiesling wieder. Diese Brüche sind viel zu grob und dunkel für das kindlichen Zielpublikum. Am Schluß erschrecken die Tiere zwar übereinandergestellt die Bösewichte wie im Märchen, aber entschieden wird die letzte Schlacht zwischen Gut und Böse dann ganz modern und banal dadurch, daß die Katze die Fernbedienung des Konzernchefs in die Tatze bekommt. (hip) Ufa-Palast, Ufa-Stern, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Passage (Del)

G

Ganz oder Gar nicht Großbritannien 1997, R:Peter Cattaneo, D:Robert Carlyle, Tom Wilkinson, Mark Addy

„Weil nackt zu tanzen immer noch besser ist als arbeitslos rumhängen, gründen sechs schmalbrüstige, unmusikalische und dickbäuchige Männer eine Stripteasetruppe. Nur britisches Kino schafft es, Themen wie den Niedergang der Stahlindustrie mit Familienvätern in roten Latex-Tangas zusammenzubrigen – spöttisch, komisch und sentimental.“(Der Spiegel) Ufa-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Casablanca (Ol)

Gizli Yiiz (Das Verborgene Gesicht Türkei 1991, R: Ömer Kavur, D: Zuhal Olcay, Fikret Kuskan / Originalfassung mit Untertiteln

„Eine Frau bricht in zwei Tagen mit dem, was zwanzig Jahre ihr Leben war: sie hat jenes geheimnisvolle Gesicht gefunden, das sie so lange gesucht hat, jenen melancholischen Mann, dessen Bild bisher nur in ihrem inneren gelebt hat. Mit ihm, einem Uhrmacher, der um die verborgene Magie der Zeit weiß, verschwindet sie spurlos in eine andere, unbekannte Welt. Wie im mittelalterlichen mystischen Buch „Vogelgespräche“des Sufi-Dichters Fariduddin Attar, dem literarischen Ausgangspunkt für diesen Film, bilden Liebe, Sehnsucht und Trennungsschmerz die Kraft, die alles antreibt und bestimmt.“(Kommunalkino) Kino 46

Die Göttliche USA 1984, R: Sidney Lumet, D: Anne Bancroft, Ron Silver, Carrie Fisher

„Eine todkranke Frau in NY äußert als letzten Wunsch, Greta Garbo persönlich kennenzulernen. Ihr Sohn setzt unter Preisgabe seiner Ehe und Stellung alles daran, diesem Wunsch zu entsprechen und gewinnt dabei an Selbstbewußtsein. Liebevolle Hommage an das große Hollywood-Kino, verbunden mit der Schilderung einer warmherzigen Mutter-Sohn-Beziehung. Kinounterhaltung mit Tiefgang, deren tragische Aspekte jedoch manchmal ins Rührselige abgleiten. Durch die ausgezeichnete Hauptdarstellerin und die leichthändige Behandlung des Themas dennoch weit über dem Gros des Genres.“(Lexikon des internationalen Films)Atelier

I

Im Körper des Feindes USA 1997, R: John Woo, D: John Travolta, Nicolas Cage, Joan Allen, Gina Gershon

„Gleich in der ersten Viertelstunde zündet Regie-Virtuose John Woo ein Action-Feuerwerk, das die Leinwand förmlich explodieren läßt. Was bei anderen Produktionen ein abendfüllendes Spektakel ergeben hätte, dient ihm allein zur Exposition seiner bizarren Story. Hongkong-Veteran Woo („The Killer“) ist hier auf der Höhe seiner Kunst. Sein dritter amerikanischer Film funktioniert nicht nur als pyrotechnisches Knallbonbon, sondern auch als psychologisches Duell – unterstützt von brillanten Hauptdarstellern. Die schizophrene Atmosphäre sowie die starken Charaktere machen den ewigen Kampf Gut gegen Böse zum Kern eines meisterhaften Melodrams. Den Alptraum, in der Haut des meistgehaßten Feindes zu stecken, erzählt John Woo konsequent zu Ende. Ein glänzend choreographiertes Todesballett von makabrer Eleganz.“(Bremer) Ufa-Stern, City, Cinema, Passage (Del), Muwi-Filmkunst (Ol)

Istanbul Kanatlarimin Altina Türkei 1995, R: Mustafa Altioklar, D: Beatriz Rico, Ege Aydan / Originalfassung mit Untertiteln

„Istanbul im 17. Jahrhundert, die Zeit des mächtigen osmanischen Reiches unter der Herrschaft Sultan Murads IV. Vier Freunde wollen den Traum vom Fliegen verwirklichen. Eine schöne italienische Sklavin hilft ihnen dabei. Der Film ist nicht nur ein unterhaltsames historisches Drama sondern auch eine politische Parabel, die vom Spannungsverhältnis zwischen Autorität und Individuum erzählt. Aufgrund seiner Andeutungen über die Homosexualität Sultan Murad IV. wurde der Film vom Kultusminister heftig attackiert und seine Vorführung in der Türkei verboten. Trotzdem (oder gerade deshalb) war er der Kassenschlager des Jahres 1996.“(Kommunalkino) Kino 46

J

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

K

Kis Cicegi (Winterblume) Deutschland 1996, R: Kadir Sözen, D: Menderes Samancilar / Originalfassung mit Untertiteln

„Mehmet, ein türkischer Emigrant, lebt mit seiner Frau und kleinem Sohn in Köln. Nachdem seine Aufenthaltsgenehmigung abgelaufen ist, wird er ohne Vorwarnung eines Tages nach Istanbul abgeschoben. Von seiner Familie getrennt, hält er sich dort mit diversen Jobs über Wasser. Sein Antrag auf ein Visum auf erneute Anreise in die BRD wird abgelehnt. Mehmet wendet sich in seiner Verzweiflung an eine Schlepperorganisation, die illegalen Menschenhandel betreibt. Eine gefährliche Reise beginnt.“(Kommunalkino) Kino 46

Kolya Tschechien/Großbritannien 1996, R: Jan Sverak, D: Zdenek Sverak, Andrej Chalimon

„Garantiert überlegen in Hollywood schon etliche Produzenten fieberhaft, welchen ergrauten Superstar – Robert Redford? Jack Nicholson? – sie für ein Remake von „Kolya“begeistern könnten. Gefragt, worum es in der oscar-prämierten Tragikomödie aus Tschechien eigentlich geht, würden sie dann vermutlich im typisch knappen Hollywood-Jargon antworten: „Green Card“meets „Kramer gegen Kramer.“(Cinema) City

L

The Last Wave Australien 1977, R: Peter Weir, D: Richard Chamberlain, Gulpilil / Originalfassung ohne Untertitel

„Eine unheimliche Begegnung der feuchten Art: Während über Sydney ein rätselhafter Daueregen niedegeht, während überlaufende Badewannen und emsige Rasensprinkler den Eindruck totaler Nässe noch verstärken, läßt sich ein junger weißer Rechtsanwalt widerwillig fasziniert auf die magische Welt der australischen Ureinwohner ein. Immer stärker verfällt er den grausamen Riten der Aborigines, dringt sogar in ihre unterirdische Kultstätte vor, bis eine gewaltige Springflut dem okkulten Treiben ein jähes Ende bereitet. Schon mit „Picknick at Hanging Rock“hatte sich Peter Weir als einer der begabtesten Regisseure des neuen australischen Kinos erwiesen: eine Reputation, die „The Las Wave“immerhin partiell bestätigt. Weir's mystischer Thriller, der ein wenig an Nicolas Roegs „Wenn die Gondeln Trauer tragen“erinnert, besitzt durchgängig eine sehr schöne Atmosphäre untergründigen Terrors, die der Regisseur allerdings gelegentlich durch allzu banale Horroreffekte zu zerstören droht.“(Hans C. Blumenberg) Kino 46

Liebesflüstern USA 1997, R: Alan Rudolph, D: Julie Christie, Nick Nolte, Lara Flynn Boyle, Jonny Lee Miller

„Wenn der Handwerker Lucky ins Haus kommt, repariert er häufig mehr als nur Rohre - auch Seelen- und Sexleben der einsamen Hausfrauen brauchen seine sichere Hand. Nur sein Flirt mit der unsicheren Yuppie-Vorzeigegattin Marienne bringt mehr ins Rollen, als Lucky geplant hat. Denn auch ihre jeweiligen Ehepartner begegnen einander. Die Überkreuz-Affären der beiden ungleiche Paare treibt Alan Rudolph (“Choose Me“), schon immer ein Arrangeur unberechenbarer Augenblicke, in eine halb tragische, halb lächerliche Krise: Ans Tageslicht gezerrt werden die ganz alltäglichen Lebenskatastrophen der vier Ehebrecher - und sie summieren sich zu einer melancholischen Rhapsody in Blue.“(Der Spiegel) Schauburg

Little Man Tate USA 1991, R: Jodie Foster, D: Jodie Foster, Dianne Wiest, Adam Hann Byrd / Originalfassung ohne Untertitel

„Fred Tate (Adam Hann Byrd) is a gifted child: by age seven, he can play the piano backwards, paint like a master, and solve complex maths problems. But at school he's bored in lessons, and left doodling Da Vinci-style while other pupils frolic in the playground. Single parent mother Dede comes into conflict with a child psychologist, who takes the boy under her wings. Foster's directorial debut is an worthy attempt to explore a little-understood subject, but the film is bogged down by an approach to Wiest and Fosters characters which polarises intellect and emotion. Hann Byrd has more to grapple with, and perfectly conveys Freds jumbled motives and acute sensitivity.“(Time Out) Kultursaal der Angestelltenkammer

M

Mein Freund Joe Deutschland/Irland/Großbritannien 1995, R: Chris Bould, D: Schuyler Frisk, John Leere

„Den blauen Bären der Kinderjury der letztjährigen Berlinale gewann „Mein Freund Joe“von Chris Bould. Ein Film über ein Zirkusmädchen, das gezwungen wird, sich als Junge auszugeben. Er hat den Kindern gut gefallen, weil - so ihre Begründung - „er eine echte Freundschaft gezeigt hat.“Diese hält auch in schweren Zeiten. Die Mischung aus Spannung, Traurigkeit und Witz ist dem Regisseur gut gelungen.“(epd-Film) Kino 46

Mein Leben in Rosarot Frankreich/Belgien/Großbritannien 1997, R: Alain Berliner, D: Michele Laroque, Jean-Philippe Ecoffey

„Der erste lange Spielfilm des Belgiers Alain Berliner entwickelte sich in Cannes schnell zum Geheimtip. Die liebenswerte Geschichte des siebenjährigen Ludovic, der so gerne ein Mädchen wäre, eroberte die Herzen im Sturm. Der Film ist eine gelungene, wundersame Mischung aus Drama und Komödie mit Soap-Opera-Elementen (immer wieder flüchtet sich der Junge in eine Serien- und Barbiepuppen-Traumwelt). Spielerisch geht es um die Definition des Geschlechts, um Vorurteile gegenüber dem Anderssein, aber auch um Magie, Märchen und Hoffnung. Warum die Festlegung auf traditionelles Rollenverhalten, warum eigentlich immer Rosa für Mädchen und Blau für Jungen? Alain Berliner kriegt die Kurve zu einem optimistischen Ende, ohne den pädagogischen Holzhammer zu schwingen oder moralische Philosophien zum besten zu geben.“(Blickpunkt: Film) Cinema

Men in black USA 1997, R: Barry Sonnenfeld, D: Tommy Lee Jones, Will Smith, Linda Fiorentino

„M.I.B. ist ein unprätentiöser Film, der im Kleinen Größe zeigt – also das genaue Gegenteil von Luc Bessons Das fünfte Element. Er läßt dem Zuschauer Zeit, die Vielfalt der Aliens zu bestaunen. In schönster B-Film-Tradition kommt M.I.B. gleich in der ersten Szene zur Sache, wenn die Grenzpolizei in New Mexico einen LKW anhält, voll mit illegalen Einwanderern – „illegal aliens“, wie es doppeldeutig im Englischen heißt, von denen einer tatsächlich ein Außerirdischer ist. Dessen Enttarnung bleibt allerdings zwei plötzlich auftauchenden M.I.B. vorbehalten, die den Grenzverletzer leider erschießen müssen. Da staunen die Grenzpolizisten nicht schlecht, aber nur solange, bis M.I.B.-Agent K. ihr Kurzzeitgedächtnis mit einem Blitz aus seinem Zauberstab löscht. Seit 1962 sind die Aliens unter uns, erfahren wir. Manhattan ist das Tor zu unserer Welt, wo fortwährend intergalaktische Flüchtlinge eintreffen. Daß die Menschheit nichts davon weiß, ist das Verdienst dieser Behörde, die jeden Neuankömmling genau unter die Lupe nimmt, Aufenthaltsbeschränkungen ausspricht und Kriminelle jagt.“(epd) UT-Kinocenter, Ufa-Stern, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Muwi-Filmkunst (Ol)

Mick - Mein Freund vom anderen Stern USA 1987, R: Stewart Raffill, D: Christine Ebersole, Jonathan Ward

„Ein koboldhafter Außerirdischer strandet auf der Erde und schließt Freundschaft mit einem gelähmten, 10jährigen Jungen. Ein mit minimalem Einfühlungsvermögen schematisch konstruierter Science-Fiction-Verschnitt fürs jugendliche Publikum, der dreist Steven Spielbergs „E.T.“kopiert und ebenso dreiste Konsumgüter-Schleichwerbung betreibt.“(Lexikon des internationalen Films) Atlantis

N

Nell USA 1994, D: Michael Apted, D: Jodie Foster, Liam Neeson / Originalfassung ohne Untertitel

„Deep in the mountains of North Carolina, Dr. Jerome Lovell discovers a grown wild child, Nell. She's had no contact with the outside world, having been raised entirely by her invalid mother, and can speak only in a strange, onomatopoetic language. But can Nell continue to live her own life, as Lowell hopes, or is she too important for that, a unique subject for a scientific study, as psychologist Paula Olson would have it? This metaphor-movie is both touching and tasteful. It allows Foster to play scared and alone, traumatises and neurotic, and, most importantly, free and inspirational. She gets to „commune with nature“, speak in tongues, and bring Neeson and Richardson together.“(Time Out) Kultursaal der Angestelltenkammer

Nix zu verlieren USA 1997

Preview einer Komödie aus Hollywood, die im Januar in die deutschen Kinos kommt, und von der außer dem Originaltitel „Nothing to loose“nix zu erfahren war. UFA-Palast

O

One Night Stand USA 1997, R: Mike Figgis, D: Wesley Snipes, Nastassja Kinski, Robert Downey Jr.

„Was laut marktschreierischer Verleih-Werbung ein „brisanter Erotik-Thriller über die unkontrollierbare Macht sexuellen Verlangens“ist, entwickelt sich unter der einfühlsamen Regie von Mike Figgis („Leaving Las Vegas“), der auch wieder die Musik schrieb, zur glaubwürdigen Beschreibung einer Identitäts- und Ehekrise. Exakte Beobachtungsgabe und glänzende Schauspielerführung sorgen dafür, daß die Geschichte nie im Sumpf der Klischees versackt. Denn was man aus ähnlich gelagerten Filmen kennt und erwartet, geschieht hier nicht. Das ursprüngliche Drehbuch von „Basic Instinct“-Autor Joe Eszterhas wurde von Mike Figgis selbst noch einmal kräftig überarbeitet.“(Dorothee Lackner) UFA-Stern

Oscar Wilde Großbritannien 1997, R: Brian Gilbert, D: Stephen Fry

Eine filmische Biographie des berühmten Dichters, Dandies und Schwulen. Aufstieg und Fall und dazu einige seiner witzigsten Sprüche, und all das sehr geschmackvoll und mit Pfiff inszeniert. Aber der Film wäre nicht viel mehr als ein weiteres „Biopic“mit allen Vor- und Nachteilen des Genres, wenn Stephen Fry hier nicht die Rolle seines Lebens gefunden hätte. Der englische Schauspieler und Schriftsteller ist eine ähnlich schillernde und exzentrische Persönlichkeit wie Wilde. Wenn ihm die Kritiken zu einem seiner Theaterauftritte nicht passen, verkriecht er sich schon mal heimlich nach Paris, und alle englischen Medien rätseln tagelang, ob und wo er wieder auftauchen wird. Er brauchte für diese Rolle also kaum zu schauspielern, und doch wird in London schon heftigst spekuliert, ob er nicht der nächste Engländer ist, der seinen amerikanischen Kollegen einen Oscar wegschnappt. (hip) Europa

P

Der Pagemaster USA 1994, R: Joe Johnson, D: Macaulay Culkin, Christopher Lloyd

„Macaulay Culkin landet als Zeichentrickfigur im Reich der Phantasie. Schuld hat der seltsame Bibliothekar, der den kleinen Bücherwurm Richard auf eine lehrsame Reise schickt. In der Welt der Abenteuer begegnet unser Dreikäsehoch allen möglichen Phantasiefiguren - so dem Captain Ahab aus „Moby Dick“und einem obskuren Doktor namens Jekyll.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast

Pippi Langstrumpf Schweden 1969, R: Olle Hellbom, D: Inger Nilsson, Pär Sundberg

Der erste Film über Astrid Lindgrens superstarke Göre, die von Inger Nilsson so perfekt verkörpert wurde, daß diese die Rolle nie wieder los wurde. Heute ist sie eine über vierzig Jahre alte Schauspielerin, aber alle Welt kennt sie nur als die Frau, die Pippi Langstrumpf war. Eine traurige Pointe der kunterbunten Saga. (hip) Kino 46

S

Die Saat der Gewalt USA 1955, R: Richard Brooks, D: Glenn Ford, Sidney Poitier

„Der junge Lehrer Glenn Ford nimmt eine Stelle an einer Berufsschule in den New Yorker Slums an. Das Vertrauen seiner Schüler kann er allerdings erst gewinnen, als er sich dem Kampf mit Kriminellen stellt, die seine Klasse und seine Frau terrorisieren. Richard Brook's kompromißloser Film über Jugendprobleme der 50er Jahre wurde zu seiner Zeit heiß diskutiert.“(taz) Gondel, Atelier

Scream – Der Schrei USA 1997, R: Wes Craven, D: Neve Campbell, Skeet Ulrich, Dew Barrymore

„Wes Cravens Horrorfilm ist schon jetzt legendär: für Drew Barrymores kurzen, aber lautstarken Auftritt in der Anfangssequenz, für seinen respektlosen, aber raffinierten Umgang mit dem Genre und dafür, wie er den Zuschauer zum Zuschauer eines Zuschauers im Film macht. Die Zuschauer mögen das. In amerikanischen Kinos sprechen sie bereits ganze Dialogpassagen laut mit.“(Der Spiegel) Filmstudio, Ufa-Palast, UT-Kinocenter, Wall/Ziegelhof (Ol)

Siddhartha USA 1972, R: Conrad Rooks, D: Shashi Kapoor, Simi Garewal

„Ein glitzernder, spielfilmlanger Werbespot, dessen Ursprung Hesses Roman über den schönen Brahmanen ist, der sich auf die Reise begibt, um nach der Wahrheit zu suchen. Von einem Freund mit einem Babygesicht begleitet, flippt er mit den Sadhus im Wald aus, hört Buddah in seiner Höhle zu, vögelt als Silhouette mit einer reichen Kurtisane und macht als Kaufmann viel Geld. Er steigt dann wieder aus und findet die Erleuchtung als Fährmann. Wohl kaum einer wird aus dem Kino gehen ohne Hesses Botschaft begriffen zu haben, daß es keinen sicheren Weg zur Wahrheit gibt, daß suchen heißt, nicht zu finden, und daß „alles auf dem Rad des Lebens wiederkehrt“. Leider ist der Film mit so wenig Imagination gemacht, daß es unmöglich ist, die Bewußtseinsstadien nachzuvollziehen, die unser Star des Bombay-Kinos durchwandelt. (Time Out) Atlantis

Sieben Jahre in Tibet USA 1997, R: Jean-Jaques Annaud, D: Brad Pitt

„Den Stoff, aus dem die klassischen Monumentalfilme sind, liefert die Autobiographie des österreichischen Bergsteigers Heinrich Harrer: 1943 gelingt ihm die Flucht aus britischer Kriegsgefangenschaft in Nordindien. Er schlägt sich nach Tibet durch. In der für Fremde verbotenen Stadt Lhasa gewinnt er die Freundschaft des jungen Dalai Lama. Während er dem aufgeweckten kleinen „Gottkönig“alles über die Welt jenseits des Himalaya beibringt, färbt die buddistische Lebens- und Denkweise seiner Gastgeber auf den arroganten Egomanen Harrer ab. Jean-Jaques Annaud läßt den „Mythos Tibet“in prachtvollen Bildern lebendig werden, ohne uns eine süßliche Religionsstunde zuzumuten. Alle Details sind penibel recherchiert, der Dalai Lama selbst stand mit Rat und Tat zur Seite, seine Schwester spielt im Film seine Mutter. Annaud schickte Brad Pitt vor dem Dreh für drei Wochen nch Österreich, nicht nur zum Bergsteigertraining. „Er sollte ein Gefühl dafür bekommen, einen Österreicher zu spielen.“Hat geklappt - selten war der Star so gut wie hier.“(TV-Spielfilm) Europa

Spawn USA 1997, R: Mark Dipe, D: Michael Jai White, Martin Sheen

„Schlechte Spezialeffekte – wie in „Spawn“– erinnern an öde Videospiele. Dabei versprach die Story dieser Comic-Verfilmung spaßigen Trash: Nachdem ihn sein Boß buchstäblich zur Hölle geschickt hat, paktiert CIA-Killer Al Simmons mit dem Teufel. Beim Weltuntergang soll Al die Armee des Satans führen, bis dahin darf er als Zombie-Superheld Spawn (=“Ausgeburt“) ins Diesseits zurück. Den einfallslosen Höllenvisionen geht die Luft ebenso schnell aus wie dem aufgedunsenen „Clown“, einem Dämon, der Spawn mit leuchtenden Fürzen und albernen Witzen quält.“(TV-Spielfilm) Ufa-Stern

Stella Does Tricks Großbritannien 1997, R: Coky Giedroyc, D: Kelly Macdonald, James Bolam

„Stella, eine 15jährige Londoner Prostituierte, beschließt auszusteigen. Der beschwerliche Weg zu einer neuen Existenz ist mit kleinen Racheakten an ihren Peinigern gepflastert und mit der Abrechnung an ihrem Vater, der sie mißbraucht hat. Mit dokumentarischer Nüchternheit gefilmtes Drama, in dem die Trostlosigkeit der Verhältnisse nur durch die kämpferische Natur der Protagonistin und ihre Phantasien gemildert wird.“(tip) Schauburg

T

Tango Lesson Großbritannien 1997, R: Sally Potter, D: Sally Potter, Pablo Veron

„Eine englische Filmregisseurin und ein argentinischer Tangotänzer verlieben sich und treffen ein Abkommen: Er lehrt sie tanzen, sie macht aus ihm einen Filmstar. Die Erfüllung dieses Abkommens führt zu Differenzen, und die beiden müssen lernen, ihre Rollen als Mann und Frau zu sprengen, damit ihre Liebe Bestand hat. Sally Potters formal ungewöhnlicher, innovativer Film schildert in dichten Metaphern den Prozess einer Auseinandersetzung zwischen zwei Individuen jüdischer Herkunft und reflektiert tiefgründig über Liebe, Tanz, Film und die menschliche Existenz.“(Zoom) Cinema, Casablanca (Ol)

Tati's SchützenfestN Frankreich 1947, R+D: Jaques Tati

Tati dreht seinen ersten langen Spielfilm mit zwei Kameras: eine belichtet den Film in einem obskuren Farbverfahren namens Thomsoncolor und erst im letzten Jahr gelang es, diese Filmrolle auch zu entwickeln. Nun kämpft Tati als rasender Briefträger mit den Windmühlen der „Rapidete“nicht mehr in Schwarzweiß, sondern in Rotgrün. Aber auch, wenn man von den Farben eher enttäuscht ist, gibt die Neuaufführung willkommene Gelegenheit, eine der gelungensten Filmkomödien aller Zeiten wieder auf der Leinwand zu sehen. Spätestens wenn Tati zum ersten Mal mit seinem Fahrrad in die Kneipe brettert, hat man vor Lachen keine Zeit mehr, auf grüne Häuser und rote Kühe zu achten.“(hip) Gondel

W

Weihnachtsfieber Deutschland 1997, R: Paul Harather, D: Uwe Ochsenknecht, Barbara Auer

„Am Tag vor Heiligabend treffen der Handlungsreisende Mauser und die erfolgreiche TV-Moderatorin Charlotte Becker in Berlin aufeinander. Er ist ein selbstgefällige Nervensäge und liebt Weihnachten, sie eine forsche Karrieristin, die Weihnachten verabscheut. Widrige Umstände zwingen sie dazu, gemeinsam eine Reise nach München anzutreten. Auf ihrer Fahrt per Bahn, Auto und Anhalter geraten sie an zickiges Bahnpersonal, schwerbetrunkene BMW-Fahrer und überforderte Polizisten. Ein hochkomisches und tieftrauriges Roadmovie, eine Haß- und Liebesgeschichte und ein etwas anderes Weihnachtsmärchen. (tip) City, UT-Kinocenter, Passage (Del), Wall/Ziegelhof (Ol)

Winterschläfer Deutschland 1997, R: Tom Tykwer, D: Ulrich Matthes, Marie-Lou Sellem, Florianne Daniel

"Von der Unmöglichkeit der Liebe handeln seine Filme, sagt Regisseur Tom Tykwer. Hier sind es gleich fünf Menschen, deren Schicksale er auf eine Weise miteinander verknüpft, die in ihrer geschickten Konstruktion mitunter an Robert Altmans „Short Cuts“erinnert. Krankenschwester Laura, die Übersetzerin Rebecca, Skilehrer Marco, Filmvorführer Rene und der Bauer Theo leben in einer kleinen Stadt in den Bergen. Ein mysteriöser Autounfall bringt das folgenreiche Personenkarussel in Gang. Unterstützt von brillanten Darstellern gelingt Tykwer das Kunststück, intellektuelles europäisches „Kopfkino“mit sinnlicher Emotionalität zu verbinden. Ein kleines Kunstwerk, in ruhigen, eleganten Bildern inszeniert.“(TV-Spielfilm) Gondel, Schauburg, Wall- & Ziegelhof-Kinos (Ol)

Y

Yengec Sepeti (Krebskorb) Türkei 1994, R: Yavuz, Özkan, D: Sadri Altsik / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Ein Familientreffen an einem See im Landhaus der Eltern. Zwei Söhne und zwei Töchter bringen ihre Ehefrauen und Kinder, Freundinnen und Ex-Männer mit - und dazu die ganzen Ärgernisse und Spannungen ihres Alltags. Versteckte Wut und Gewalt, lange unterdrückter Haß vergiften die scheinbar friedliche Atmosphäre. Ein falscher Schritt, ein falsches Wort kann die Spannung zum Ausbruch bringen. Doch fast genauso leicht kehrt zeitweilig Ruhe ein, Liebe und Verständnis bringt sie einander nahe - bis sich alles zum großen Finale hochschaukelt.“(Kommunalkino) Kino 46

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