Protest gegen Gebühr: Uni besetzt

■ Vollversammlungen überall / Heute mittag Demonstration

Die Haupteingänge des zentralen Unigebäudes GW2 sind mit Tischen und Stühlen verrammelt. Auch die Türen von Sportturm und Mehrzweckhochhaus sind dicht. Drei Gebäude der Universität sind seit vorgestern in studentischer Hand. Eine Besetzung der Uni – das hat es zuletzt im Wintersemester 1988/89 gegeben.

„Wir besetzen so lange, bis Bildungssenatorin Kahrs die Einschreibegebühren zurücknimmt“, sagt Oliver, Philosophiestudent im fünften Semester. Derzeit findet an allen Bremer Hochschulen eine Aktionswoche gegen die geplanten Einschreibegebühren von 100 Mark pro Semester statt. „Der größte Teil der Studis ist auf unserer Seite“, sagt Carsten Westerhold vom AStA der Uni. „Es gibt keine Streikbrecher“.

Nach einer Uni-Party im Sportturm wurden Montag nacht die drei Gebäude besetzt. Geregelter Lehrbetrieb findet nun nicht mehr statt. Infotische und Streikcafés bestimmen das Bild im Hauptgebäude GW2. Auch in anderen Gebäuden werden sporadisch Lehrveranstaltungen gesprengt.

Die Unileitung will die Aktionen der ProtestlerInnen vorerst tolerieren. „Wir rechnen damit, daß die Besetzung am Ende der Woche vorbei ist“, sagt Uni-Sprecher Uwe Gundrum. Für die Forderungen der Studierenden habe die Universitätsspitze Verständnis. Gegen die heutige Demonstration habe man nichts einzuwenden.

Vorgestern war allerdings doch Polizei auf den Campus gerufen worden. Eine Gruppe von Tierschützern war in das NW2-Gebäude eingedrungen, wo die umstrittenen Affenforscher Georg Kreiter und Gerhard Roth arbeiten. „Die wollten die studentische Aktionswoche umfunktionieren“, sagt Pressesprecher Gundrum. Der AStA kontert: Die Polizeiaktion sei ein Versuch gewesen, die Tierschutz-Proteste zu „kriminalisieren.“Wegen der Besetzung der drei Gebäude will die Unileitung keine Polizei einschalten, solange es nicht zu Sachbeschädigung oder Gefährdung von Personen kommt.

An der Hochschule Bremen fand gestern eine Vollversammlung mit 800 Studierenden statt. „Für einen Streik oder eine Besetzung haben wir hier aber nicht die Basis“, sagt Anette Volkens vom Hochschul-AStA. Alle ASten und die Gesamtschülervertretung riefen in ihren Versammlungen dazu auf, heute an einem Sternmarsch gegen die Einschreibegebühren zum Marktplatz teilzunehmen. Ein Zug beginnt um 12 Uhr am Leibnitzplatz, ein anderer um 11 Uhr vor dem GW2-Gebäude der Universität. orc/cd