Endstation Fahrradfalle Bahnhof

■ Mehr Platz für Autos oder für Fahrräder? ADFC und CDU streiten: Soll am Bahnhof eine echte Servicestation oder nur ein Abstellplatz für Räder entstehen?

BremerInnen und Gästen Bremens bietet sich ein wüstes Bild: Über den ganzen Bahnhofsplatz verteilen sich Rumpfrahmen mutwillig zerstörter Fahrgeräte. Raddiebstähle sind an der Tagesordnung. Zwar gibt es ein überwachtes Radparkhaus am Nordausgang, doch das ist ständig belegt. Die bisherigen Planungen für die Umgestaltung des Bahnhofsplatzes sahen eine zweite Parkgarage vor. Jetzt sind in der CDU Überlegungen laut geworden, diese Stellflächen zugunsten von PKW-Parkplätzen zu beschneiden. Der ADFC schlägt die Pedalen über dem Sattel zusammen. Er verlangt ein attraktives Servicedepot „Rund um das Rad“als Blickfang, bequem für Pendler und Touristen zu erreichen .

Depremiert lugt Harald Vogt, Chef der jetzigen, improvisierten Fahrradstation des ADFC am Bahnhof aus seiner Blockhauswerkstatt. Er repariert und verleiht Räder. Als Geheimtip für günstige gebrauchte Räder wird die Station schon lange gehandelt. Hustenbonbons gibt es gratis. „Wir machen doch eine gute Arbeit. Wir wollen endlich wissen, wie es weitergeht“, schimpft Vogt.

Schuld an seinem Frust ist die nach wie vor unsichere Planungssituation für den Bahnhofsplatz. Das gilt nicht nur für den Neubau auf dem Eckgrundstück, für das der Baukonzern Bilfinger & Berger bis Ende diesen Jahres eine Kaufoption hat. Auch der Platz-Umbau ist immer noch nicht endgültig geklärt. Zwar gilt offiziell noch die alte Planung, nach der eine Fahrradgarage vor der Güterexpresshalle bis zum Bahnhofsplatz errichtet werden soll, aber in der CDU mehren sich die Stimmen, diese „große Lösung“zu beschneiden. Ronald-Mike Neumeyer, Fraktionsvorsitzender der CDU: „Alles muß neu geplant werden. Die individuelle Erreichbarkeit des Bahnhofes mit dem PKW muß verbessert werden. Wir wollen den Raum vor dem Bahnhof vernünftiger aufteilen.“

Dieter König, Verkehrsplaner beim ADFC, versteht die Fahrradwelt nicht mehr: „Die Stadt vergibt eine Chance, wenn sie die Fahrradstation stiefmütterlich behandelt.“Eine Garage ist ihm viel zu wenig, er denkt an eine Radservicestation nach niederländischem Vorbild.

Zur Zeit boomen solche Stationen an deutschen Bahnhöfen. „Sinnvoll ist ein Baukastensystem mit verschiedenen Angeboten“, erklärt König. Eine Werkstatt, ein Fahrradgeschäft, bewachte Stellplätze für mindestens 1.000 Räder, ein Radverleih, eine Infobörse für Radtourismus, eine Gepäckaufbewahrung und als Sahnestück vielleicht ein offizielles Tourismusbüro, das wäre laut ADFC ein Traumangebot. „Die Idee der Fahrradstation ist integriert in ein alternatives Verkehrskonzept, das Fahrrad als Nahverkehrsmittel in der Stadt zu fördern“, sagt König.

Vorbild dafür ist Lüneburg. Dort wurde eine Service- und Parkstation für 1.000 Räder teuer gebaut. Die Anlage wurde als zu groß für Lüneburg kritisiert. Heute ist die Station aber ausgebucht. Vandalismus gibt es nicht mehr, kein Rad vor dem Bahnhof wird mehr geklaut. Die Läden in der Station kommen auf ihre Kosten.

Auf keinen Fall will der ADFC eine kleine Fahrradgarage in einer versteckten Pißecke akzeptieren. „Das wäre eine Planungsleiche. Wir brauchen in Bremen ein Signal pro Rad .“ Thomas Schumacher